Lauterburg: Die Zahlungen an die Manager, die das abgewickelt haben, sind zumindest für europäische Verhältnisse exorbitant. Da gibt es kein Vertun, das ist inzwischen so, aber es lässt sich immer noch nicht ganz vergleichen mit den amerikanischen Verhältnissen.
Schossig: Sind solche, wie Sie sagen, international mittlerweile üblichen Prämien mit unseren durch den Aposteln Paulus, sage ich mal, oder den Philosophen Kant geprägten Ethikvorstellungen überhaupt noch unter einem Hut zu kriegen?
Lauterburg: Jetzt kommt das Wort Ethik wirklich ins Spiel, da muss ich sagen, diese Frage hat aus meiner Sicht drei wichtige Dimensionen. Das Eine ist die Frage, was ist eigentlich ethisch, und ist unsere Welt ethisch organisiert? Die Antwort ist Nein, sie ist nicht ethisch organisiert. Man kann höchstens fragen, welche sind auf dieser Welt unter ethischen oder moralischen Gesichtspunkten die schlimmsten Skandale? Das wären dann nicht die hohen Abfindungen oder die Einkommen von Managern, sondern ganz andere Dinge. Eine zweite Dimension ist, wenn wir Nabelschau betreiben in der Bundesrepublik und uns auf die Wirtschaft konzentrieren, spezifisch auf die Einkommen der obersten Spitzen, und dann den Vergleich anstellen mit der Basis, dann sage ich im Rahmen dieser Nabelschau, jawohl, das sind hässliche Differenzen, in den letzten Jahren findet eine Umverteilung von Wohlstand von unten nach oben statt, in Amerika am stärksten, aber eben auch bei uns. Die Statistik sagt, 1970 bis 1990 haben die amerikanischen Arbeiter Reallohnsteigerungen von 10 Prozent gehabt über diese lange Zeit, die Topmanager um 2.900 Prozent. Die hundert höchstbezahlten Manager in den Vereinigten Staaten haben 1970 39 mal so viel verdient wie der Durchschnittsamerikaner, und im Jahr 1999 1.000 mal so viel wie der Durchschnittsamerikaner. Das zeigt einfach, was da für eine Wohlstandsumverteilung von unten nach oben stattfindet.
Schossig: Aber wie wird das eigentlich begründet?
Lauterburg: Genau, das ist jetzt die dritte Dimension. Sie ist im Grunde genommen jenseits der Moral. Die Frage ist, warum ist das so? Die Erklärung ist die Globalisierung. Man muss sehen, dass die europäischen Firmen sich in den Weltmärkten bewegen. Sie sind in Konkurrenz, im Markt mit den amerikanischen Firmen. Globalisierung bedeutet ja nicht einfach nur eine Überwindung nationaler Grenzen bezüglich des Verkaufs von Produkten und Dienstleistungen, sondern auch Systeme, Prozesse, organisatorische Strukturen und Verhaltensnormen im weitesten Sinne. Die Kultur breitet sich international aus und gleicht sich an, und das passiert im Management ganz besonders, weil die Manager großer Firmen sich weltweit betätigen, mit der weltweiten Konkurrenz. Ein Topmanager bewegt sich im Grunde genommen fast nur noch unter seinesgleichen.
Schossig: Aber der Skandal ist doch dann eigentlich für den kleinen Mann, dass dieser Horizont ein völlig ethikfreier Horizont geworden zu sein scheint.
Lauterburg: Das ist wohl so. Die Finanzmärkte sind nicht ethisch, sondern sie sind nach ökonomischen Gesichtspunkten aufgestellt, und das hat mit Ethik nichts zu tun, sondern nur mit dem großen Geld, was, wenn eben geht, möglichst kurzfristig erwirtschaftet werden soll, und zwar für den Aktionär.
Schossig: Das würde bedeuten, dass das lange Jahrhunderte im christlichen Abendland ja nicht mehr geltende Wort des alten Roms, pecunia non olet, jetzt global wieder eine ganz neue Bedeutung erhält.
Lauterburg: Also das klingt mir natürlich jetzt sehr moralisch, sehr christlich motiviert, was Sie sagen, aber genau so ist es. Es geht um die Pinke für den Aktionär. Pecunia non olet, das kann man genau so sagen.
Schossig: Sind solche, wie Sie sagen, international mittlerweile üblichen Prämien mit unseren durch den Aposteln Paulus, sage ich mal, oder den Philosophen Kant geprägten Ethikvorstellungen überhaupt noch unter einem Hut zu kriegen?
Lauterburg: Jetzt kommt das Wort Ethik wirklich ins Spiel, da muss ich sagen, diese Frage hat aus meiner Sicht drei wichtige Dimensionen. Das Eine ist die Frage, was ist eigentlich ethisch, und ist unsere Welt ethisch organisiert? Die Antwort ist Nein, sie ist nicht ethisch organisiert. Man kann höchstens fragen, welche sind auf dieser Welt unter ethischen oder moralischen Gesichtspunkten die schlimmsten Skandale? Das wären dann nicht die hohen Abfindungen oder die Einkommen von Managern, sondern ganz andere Dinge. Eine zweite Dimension ist, wenn wir Nabelschau betreiben in der Bundesrepublik und uns auf die Wirtschaft konzentrieren, spezifisch auf die Einkommen der obersten Spitzen, und dann den Vergleich anstellen mit der Basis, dann sage ich im Rahmen dieser Nabelschau, jawohl, das sind hässliche Differenzen, in den letzten Jahren findet eine Umverteilung von Wohlstand von unten nach oben statt, in Amerika am stärksten, aber eben auch bei uns. Die Statistik sagt, 1970 bis 1990 haben die amerikanischen Arbeiter Reallohnsteigerungen von 10 Prozent gehabt über diese lange Zeit, die Topmanager um 2.900 Prozent. Die hundert höchstbezahlten Manager in den Vereinigten Staaten haben 1970 39 mal so viel verdient wie der Durchschnittsamerikaner, und im Jahr 1999 1.000 mal so viel wie der Durchschnittsamerikaner. Das zeigt einfach, was da für eine Wohlstandsumverteilung von unten nach oben stattfindet.
Schossig: Aber wie wird das eigentlich begründet?
Lauterburg: Genau, das ist jetzt die dritte Dimension. Sie ist im Grunde genommen jenseits der Moral. Die Frage ist, warum ist das so? Die Erklärung ist die Globalisierung. Man muss sehen, dass die europäischen Firmen sich in den Weltmärkten bewegen. Sie sind in Konkurrenz, im Markt mit den amerikanischen Firmen. Globalisierung bedeutet ja nicht einfach nur eine Überwindung nationaler Grenzen bezüglich des Verkaufs von Produkten und Dienstleistungen, sondern auch Systeme, Prozesse, organisatorische Strukturen und Verhaltensnormen im weitesten Sinne. Die Kultur breitet sich international aus und gleicht sich an, und das passiert im Management ganz besonders, weil die Manager großer Firmen sich weltweit betätigen, mit der weltweiten Konkurrenz. Ein Topmanager bewegt sich im Grunde genommen fast nur noch unter seinesgleichen.
Schossig: Aber der Skandal ist doch dann eigentlich für den kleinen Mann, dass dieser Horizont ein völlig ethikfreier Horizont geworden zu sein scheint.
Lauterburg: Das ist wohl so. Die Finanzmärkte sind nicht ethisch, sondern sie sind nach ökonomischen Gesichtspunkten aufgestellt, und das hat mit Ethik nichts zu tun, sondern nur mit dem großen Geld, was, wenn eben geht, möglichst kurzfristig erwirtschaftet werden soll, und zwar für den Aktionär.
Schossig: Das würde bedeuten, dass das lange Jahrhunderte im christlichen Abendland ja nicht mehr geltende Wort des alten Roms, pecunia non olet, jetzt global wieder eine ganz neue Bedeutung erhält.
Lauterburg: Also das klingt mir natürlich jetzt sehr moralisch, sehr christlich motiviert, was Sie sagen, aber genau so ist es. Es geht um die Pinke für den Aktionär. Pecunia non olet, das kann man genau so sagen.