Von Thomas Migge
James Beck ist entsetzt. Und mit ihm rund 50 weitere US-amerikanische und britische Kunsthistoriker, die Italiens Kulturminister Giuliano Urbani einen Appell schickten, den dieser aber ignorierte. Kurz vor seinen Sommerferien gab Urbani das Startzeichen zu der seit Jahrzehnten umstrittensten Restaurierungsaktion eines Kunstwerks. Der David von Michelangelo soll von den Zeichen der Zeit befreit werden und die Experten stehen Kopf. Beck und seine Kollegen sprechen sich gegen die von Urbani und seinen Restauratoren in Florenz entschiedene Säuberung des Renaissance-Nackten aus: die vom Ministerium favorisierte Säuberungsmethode, so ihre Kritik, werde die Oberfläche des Kunstwerks zerstören. Dazu der Florentiner Restaurator Flavio Crostalli, der in den letzten Wochen versucht hatte, zwischen den Gegnern und den Befürwortern der verschiedenen Säuberungsmethoden zu vermitteln:
Sein Zustand ist nicht der beste. Der David muss gereinigt werden. Bei den inzwischen auch international Aufsehen erregenden Auseinandersetzungen um die Reinigung dieses Kunstwerks bildeten sich zwei Gruppen heraus: diejenigen, die ihn nur gründlich abstauben wollen, und diejenigen, die ihn abwaschen wollen. Beim Abwaschen werden aber physiologische Prozesse in Gang gesetzt, die die Oberfläche der Skulptur beschädigen könnten, deshalb wäre es besser gewesen, wenn man vor dem jetzt beschlossenen Beginn der Arbeiten Tests durchgeführt hatte. Das ist eine sehr komplexe Sache.
Im Gegensatz zum Abstauben wirkt sich das Abwaschen direkt auf die Oberfläche des jahrhundertealten Marmors aus. Vorgesehen ist, dass Zellulosepackungen mit zweifach destilliertem Wasser getränkt werden und für rund 15 Minuten auf den zu reinigenden Abschnitt der Skulptur gelegt werden. Auf diese Weise, so die Befürworter dieser Vorgehensweise, werde der Schmutz von dem Marmor durch die Zellulose aufgesogen. Die Oberfläche präsentiert sich anschließend weitaus heller als zuvor. Staub, auch festsitzende Staubpartikel, sowie die mit den Jahrhunderten auf der äußeren Schicht des Marmor entstandenen Krusten des porös gewordenen Marmors werden bei dieser Methode entfernt. Innerhalb von sechs Monaten soll mit Hilfe der Zellulose die gesamte Oberfläche gereinigt werden. Diese Methode - so die Kritik von James Beck und den anderen Unterzeichnern des Protestschreibens an den Kulturminister - zerstöre für immer die historisch entstandene Patina des David. Flavio Crostalli:
Diese Technik führt natürlich zur Zerstörung der historisch entstandenen porösen Oberfläche, die Patina ausstrahlt, also den Zahn der Zeit, der vielen Kunstwerken, so argumentieren zahlreiche Kunstkritiker wie James Beck, erst den richtigen Touch verleihen. Der David wird nach dieser Art der Reinigung bei genauerem Hinschauen anders als zuvor ausschauen. So stehen die Dinge.
Die von den Kritikern dieser Restaurierungstechnik vorgeschlagene Alternative reinigt den David auf schonendere Weise. Dabei wird die gesamte Oberfläche mit Hilfe von feinen Pinseln und kleinen Bürsten, die mit besonders weichen Borsten besetzt sind, sowie ebenfalls sehr weichen Eselsledertuch abgestaubt und vorsichtig abgeputzt. Auf diese Weise bleibt die Patina der Marmoroberfläche komplett erhalten. Das Meisterwerk des Michelangelo würde nach der Anwendung dieser Technik nicht neu aussehen, sondern so wie immer - nur dass der Staub fehlt. Kunsthistoriker wie James Beck werfen italienischen Restauratoren vor, dass sie eine "wissenschaftlich unhaltbare Hau-Ruck-Methode" zur Reinigung von Skulpturen benutzen, die große Schäden anrichtet und das Aussehen eines Kunstwerk verändert. Die Wasser-Zellulose-Methode wirke, so Beck, auf den Marmor wie ein Peeling auf der menschlichen Haut. Das Kulturministerium lässt sich von dieser Kritik nicht beeindrucken. Bald soll auch ein anderes berühmtes Kunstwerk des Michelangelo, die "Pietà Rondanini" in Mailand, nach der gleichen Waschtechnik gereinigt werden. Italiens schönste Skulpturen, so die Kritiker dieser Technik, werden sich in Zukunft nicht nur sauber sondern auch ohne Patina und, wie sie sagen, "gepeelt" präsentieren. Da könne man doch auch gleich, wettert James Beck, Kopien der Originale anfertigen und ausstellen.
James Beck ist entsetzt. Und mit ihm rund 50 weitere US-amerikanische und britische Kunsthistoriker, die Italiens Kulturminister Giuliano Urbani einen Appell schickten, den dieser aber ignorierte. Kurz vor seinen Sommerferien gab Urbani das Startzeichen zu der seit Jahrzehnten umstrittensten Restaurierungsaktion eines Kunstwerks. Der David von Michelangelo soll von den Zeichen der Zeit befreit werden und die Experten stehen Kopf. Beck und seine Kollegen sprechen sich gegen die von Urbani und seinen Restauratoren in Florenz entschiedene Säuberung des Renaissance-Nackten aus: die vom Ministerium favorisierte Säuberungsmethode, so ihre Kritik, werde die Oberfläche des Kunstwerks zerstören. Dazu der Florentiner Restaurator Flavio Crostalli, der in den letzten Wochen versucht hatte, zwischen den Gegnern und den Befürwortern der verschiedenen Säuberungsmethoden zu vermitteln:
Sein Zustand ist nicht der beste. Der David muss gereinigt werden. Bei den inzwischen auch international Aufsehen erregenden Auseinandersetzungen um die Reinigung dieses Kunstwerks bildeten sich zwei Gruppen heraus: diejenigen, die ihn nur gründlich abstauben wollen, und diejenigen, die ihn abwaschen wollen. Beim Abwaschen werden aber physiologische Prozesse in Gang gesetzt, die die Oberfläche der Skulptur beschädigen könnten, deshalb wäre es besser gewesen, wenn man vor dem jetzt beschlossenen Beginn der Arbeiten Tests durchgeführt hatte. Das ist eine sehr komplexe Sache.
Im Gegensatz zum Abstauben wirkt sich das Abwaschen direkt auf die Oberfläche des jahrhundertealten Marmors aus. Vorgesehen ist, dass Zellulosepackungen mit zweifach destilliertem Wasser getränkt werden und für rund 15 Minuten auf den zu reinigenden Abschnitt der Skulptur gelegt werden. Auf diese Weise, so die Befürworter dieser Vorgehensweise, werde der Schmutz von dem Marmor durch die Zellulose aufgesogen. Die Oberfläche präsentiert sich anschließend weitaus heller als zuvor. Staub, auch festsitzende Staubpartikel, sowie die mit den Jahrhunderten auf der äußeren Schicht des Marmor entstandenen Krusten des porös gewordenen Marmors werden bei dieser Methode entfernt. Innerhalb von sechs Monaten soll mit Hilfe der Zellulose die gesamte Oberfläche gereinigt werden. Diese Methode - so die Kritik von James Beck und den anderen Unterzeichnern des Protestschreibens an den Kulturminister - zerstöre für immer die historisch entstandene Patina des David. Flavio Crostalli:
Diese Technik führt natürlich zur Zerstörung der historisch entstandenen porösen Oberfläche, die Patina ausstrahlt, also den Zahn der Zeit, der vielen Kunstwerken, so argumentieren zahlreiche Kunstkritiker wie James Beck, erst den richtigen Touch verleihen. Der David wird nach dieser Art der Reinigung bei genauerem Hinschauen anders als zuvor ausschauen. So stehen die Dinge.
Die von den Kritikern dieser Restaurierungstechnik vorgeschlagene Alternative reinigt den David auf schonendere Weise. Dabei wird die gesamte Oberfläche mit Hilfe von feinen Pinseln und kleinen Bürsten, die mit besonders weichen Borsten besetzt sind, sowie ebenfalls sehr weichen Eselsledertuch abgestaubt und vorsichtig abgeputzt. Auf diese Weise bleibt die Patina der Marmoroberfläche komplett erhalten. Das Meisterwerk des Michelangelo würde nach der Anwendung dieser Technik nicht neu aussehen, sondern so wie immer - nur dass der Staub fehlt. Kunsthistoriker wie James Beck werfen italienischen Restauratoren vor, dass sie eine "wissenschaftlich unhaltbare Hau-Ruck-Methode" zur Reinigung von Skulpturen benutzen, die große Schäden anrichtet und das Aussehen eines Kunstwerk verändert. Die Wasser-Zellulose-Methode wirke, so Beck, auf den Marmor wie ein Peeling auf der menschlichen Haut. Das Kulturministerium lässt sich von dieser Kritik nicht beeindrucken. Bald soll auch ein anderes berühmtes Kunstwerk des Michelangelo, die "Pietà Rondanini" in Mailand, nach der gleichen Waschtechnik gereinigt werden. Italiens schönste Skulpturen, so die Kritiker dieser Technik, werden sich in Zukunft nicht nur sauber sondern auch ohne Patina und, wie sie sagen, "gepeelt" präsentieren. Da könne man doch auch gleich, wettert James Beck, Kopien der Originale anfertigen und ausstellen.