Wenn etwa der Rhein zum frühjährlichen Hochwasser ansetzt, kündigen dies großflächige Niederschläge und in der Folge ansteigende Pegel seiner Zuflüsse relativ früh an. Problematisch ist die Hochwasserprognose indes bei wesentlich kleineren Flüssen - hier kann schon ergiebiger Sturzregen binnen kurzem drastische Folgen haben. Um aber auch hier den Anwohnern mehr Spielraum zu verschaffen, entwickeln Bonner Meteorologen ein eigenes Warnsystem. Kernstück ist ein Niederschlagsradar, erläutert Clemens Simmer, Professor für Allgemeine und Experimentelle Meteorologie an der Universität Bonn: "Unser Radar misst sofort die Niederschläge und liefert uns die Daten, die wir berechnen und notfalls Warnungen ableiten können." Ständig tastet das Radar mit elektromagnetischen Signalen den Himmel in einem Umkreis von 100 Kilometern ab und erfasst dabei nahezu jeden Schauer. Diese Daten analysiert die von den Bonner Meteorologen entwickelte Software und erstellt Karten, in denen verschieden schwere Niederschläge farblich markiert werden. Daneben berechnet das System auch, wie viel Wasser in einem bestimmten Einzugsgebiet niedergeht.
"Werden für ein Einzugsgebiet typische Grenzen innerhalb einer bestimmten Zeit überschritten - wir nennen das dann ein Starkregenereignis - dann wird automatisch eine Warnung über den Computer abgesetzt", so Simmer. Per SMS, Email oder auch Fax erhalten die zuständigen Stellen wie etwa Wasserwirtschaftsverbände diese Warnungen und sind in der Lage, viel früher als bisher auf die Bedrohung zu reagieren. "Bislang griffen die Wasserwirtschaftsverbände - an die richten wir uns in erster Linie - auf herkömmliche Regenmesser zurück, die auch per Telefon abgefragt werden können. Das hat allerdings den Nachteil, dass man von diesen Stationen nur eine relativ kleine Zahl betreiben und unterhalten kann", resümiert Meteorologe Klaus Meetschen, Mitentwickler des neuen Verfahrens. Dabei könne es durchaus passieren, dass der Regen genau zwischen zwei Messpunkten fällt und daher überhaupt nicht festgestellt wird. "Da tritt dann vielleicht ein Bach über die Ufer und niemand weiß, warum." Die Radaraugen dagegen erfassen ihren Horizont lückenlos und sehr genau.
Im bergischen Land nahe Bonn wird die Methode an der Agger derzeit erprobt. Bald soll das Pilotprojekt auch auf das gesamte Blickfeld des Bonner Radars erweitert werden. Technisch sei das überhaupt kein Problem, meint Simmer: "Das Einzige, was wir dazu eigentlich brauchen, sind die genauen Grenzen von unterschiedlichen Einzugsgebieten, die eigentlichen Wasserscheiden." Im Bereich der Erft dagegen kombinieren die Bonner Forscher ihre Beobachtungen mit einem komplexen Rechenmodell. Die Simulation berücksichtigt Faktoren wie Bodenbeschaffenheit, Bewuchs und Topografie, um zu prognostizieren, wie der Regen abfließt. Allerdings steckt dieses Teilprojekt quasi noch in den Kinderschuhen und es fehlen wichtige Erfahrungen. "Das System läuft jetzt operationell seit dem Herbst. Die Starkregenereignisse, auf die wir uns beziehen, sind vor allem Sommerereignisse." Um das Verfahren vernünftig eichen und verfeinern zu können, hoffe man daher jetzt auf einen regenreichen Sommer, schmunzelt Meetschen. In jedem Fall, so unterstreicht Professor Simmer, brauche es mehrere Jahre, um Erfahrungen etwa darüber zu sammeln, ab welchem Niederschlag in einem bestimmten Einzugsgebiet Hochwasser entsteht. Spielt sich die Methode erst einmal ein, hoffen die Bonner Meteorologen, ihr Radarsystem auch in die Modelle des Deutschen Wetterdienstes einbringen zu können.
[Quelle: Joachim Budde]
"Werden für ein Einzugsgebiet typische Grenzen innerhalb einer bestimmten Zeit überschritten - wir nennen das dann ein Starkregenereignis - dann wird automatisch eine Warnung über den Computer abgesetzt", so Simmer. Per SMS, Email oder auch Fax erhalten die zuständigen Stellen wie etwa Wasserwirtschaftsverbände diese Warnungen und sind in der Lage, viel früher als bisher auf die Bedrohung zu reagieren. "Bislang griffen die Wasserwirtschaftsverbände - an die richten wir uns in erster Linie - auf herkömmliche Regenmesser zurück, die auch per Telefon abgefragt werden können. Das hat allerdings den Nachteil, dass man von diesen Stationen nur eine relativ kleine Zahl betreiben und unterhalten kann", resümiert Meteorologe Klaus Meetschen, Mitentwickler des neuen Verfahrens. Dabei könne es durchaus passieren, dass der Regen genau zwischen zwei Messpunkten fällt und daher überhaupt nicht festgestellt wird. "Da tritt dann vielleicht ein Bach über die Ufer und niemand weiß, warum." Die Radaraugen dagegen erfassen ihren Horizont lückenlos und sehr genau.
Im bergischen Land nahe Bonn wird die Methode an der Agger derzeit erprobt. Bald soll das Pilotprojekt auch auf das gesamte Blickfeld des Bonner Radars erweitert werden. Technisch sei das überhaupt kein Problem, meint Simmer: "Das Einzige, was wir dazu eigentlich brauchen, sind die genauen Grenzen von unterschiedlichen Einzugsgebieten, die eigentlichen Wasserscheiden." Im Bereich der Erft dagegen kombinieren die Bonner Forscher ihre Beobachtungen mit einem komplexen Rechenmodell. Die Simulation berücksichtigt Faktoren wie Bodenbeschaffenheit, Bewuchs und Topografie, um zu prognostizieren, wie der Regen abfließt. Allerdings steckt dieses Teilprojekt quasi noch in den Kinderschuhen und es fehlen wichtige Erfahrungen. "Das System läuft jetzt operationell seit dem Herbst. Die Starkregenereignisse, auf die wir uns beziehen, sind vor allem Sommerereignisse." Um das Verfahren vernünftig eichen und verfeinern zu können, hoffe man daher jetzt auf einen regenreichen Sommer, schmunzelt Meetschen. In jedem Fall, so unterstreicht Professor Simmer, brauche es mehrere Jahre, um Erfahrungen etwa darüber zu sammeln, ab welchem Niederschlag in einem bestimmten Einzugsgebiet Hochwasser entsteht. Spielt sich die Methode erst einmal ein, hoffen die Bonner Meteorologen, ihr Radarsystem auch in die Modelle des Deutschen Wetterdienstes einbringen zu können.
[Quelle: Joachim Budde]