Würde man jetzt in diesen Zug steigen, ohne genau zu wissen, was dich am Ziel erwartet? Wen man dort trifft? Ob man ein Bett zum Schlafen findet? In Zeiten von Internet und Smartphone erscheinen diese Fragen überflüssig. Alles ist planbar, das Unvorhergesehene nicht vorgesehen. Oder aber - man lässt es gerade darauf ankommen.
Der jährliche Stammtisch der Interrailer. zwei Dutzend Schienen-Verrückte im Bürotrakt des Berliner Hauptbahnhofs.
"- "Einmal Talinn-Thessaloniki, 3500 Kilometer in sechs Wochen, aber mit Zwischenstationen, je nachdem, wo es uns gefällt."
– "Lille, Paris, Bretagne, dann nach Süden, Cote d'Azur. Und dann Rhone, Dijon, Lyon, wieder hoch."
– "Fast überall. Ich war noch nicht in Portugal, nicht in Norwegen und nicht in Montenegro. Im Rest bin ich gewesen."
– "Und dann das zweite Mal bin ich dann aus der Bretagne nach Paris hin- und zurückgefahren. Und dann noch mal runter an die Cote d'Azur, Toulon und andere Städte."
– "Einfach, wenn's Wetter schlecht ist in Paris, dann fährt man halt mit dem Nachtzug runter nach Nizza und geht da an den Strand, reist der Sonne hinterher – ja, Freiheit, in jeder Richtung und Form.""
Jugend sucht Abenteuer, Alter will Sicherheit – so war das doch? Stimmt nicht mehr. Seit 1999 gibt es das Interrail-Ticket auch für Erwachsene über 26 - und für Kinder. Seit 2010 gibt es sogar zehn Prozent Seniorenrabatt.
"Wir haben uns eine Eisenbahnkarte Europa gekauft. Und haben mit dem Textmarker unsere Wunschroute eingezeichnet. Und haben dann angefangen zu schauen, was sind denn das für Orte, lohnt es sich, dort und da mal zu schauen."
Eric Pawlitzky, 51 Jahre alt, Anwalt für Steuerrecht. Im Sommer will er mit seiner Frau und dem neunjährigen Sohn Simon die Ostgrenze der EU abfahren. 3500 Kilometer auf kleinen Nebenstrecken.
"Mehr an Planung machen wir nicht, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass das spontane Reisen eigentlich das Interessanteste ist. Man findest was Spannendes, lernt Leute kennen und macht einfach Station und schmeißt die Pläne über Bord."
Doch diese Haltung ist vom Aussterben bedroht. Ist das Internet etwa der natürliche Feind des Abenteuers?.
"Das Publikum hat sich ein bisschen verändert dadurch, dass eben viele auch voraus buchen, weil sie eben Angst haben, dass was überlaufen ist. Also, das merkt man schon, dass das Abenteuer von vielen noch gelebt wird. Aber es gibt viele, die jetzt fauler geworden sind, die halt mehr Sicherheit möchten."
Peter Freisberg, 37 Jahre alt, betreibt die Seite raildude.de, die Interrailern Streckentipps und Städteinfos gibt und auch Übernachtungsmöglichkeiten vermittelt. Seit 18 Jahren ist er selbst auf Europas Schienen unterwegs – und er beobachtet, wie sich das Nutzerverhalten verändert.
"Mich wundert`s immer wieder, wenn sich da bei mir 60-, 65-Jährige auf der Seite anmelden. Ich find's einfach toll. Auch in den Hostels sieht man immer öfter auch ältere Leute. Also, ich wurde öfter schon in die 1. Klasse eingeladen, weil die dann 1. Klasse fahren, dann gibt's immer Schnittchen. Und die hören sich meine Geschichten an. Und dann gibt's noch 'n Schnäpschen, dass sie gekauft haben irgendwo."
Nicht alle Senioren sind 1.-Klasse-Klientel und suchen den Komfort. Ursula Kolbe ist 61 und schreibt für ein Seniorenmagazin. Demnächst will sie dort über das Reisen per Interrail berichten – und kann es sich auch selbst vorstellen.
"Es kann auch mal ne Woche vergleichsweise bescheiden sein. Das ist für uns kein Maßstab. Für uns ist das Ziel interessant, die Gegend, was sehen, was erleben, mit neuen Eindrücken nach Hause zu kommen, andere Menschen kennengelernt zu haben – da lernt man mehr, als wenn man alles irgendwie vorplant."
Freiheit, Begegnung, Abenteuer – einfach unterwegs sein, statt immer nur ankommen. Das hat was, meint auch der neunjährige Simon:
"Ich mag daran, dass man dann Rommé spielen kann und aus dem Fenster kucken kann. Dass ich viele Comics lesen kann – ich bin Tim und Struppi-Fan. Und nicht so viel Spaß macht, dass man halt sitzen muss!"
Sitzfleisch braucht es natürlich. Wer das nicht aushält, der muss eben fliegen.
Der jährliche Stammtisch der Interrailer. zwei Dutzend Schienen-Verrückte im Bürotrakt des Berliner Hauptbahnhofs.
"- "Einmal Talinn-Thessaloniki, 3500 Kilometer in sechs Wochen, aber mit Zwischenstationen, je nachdem, wo es uns gefällt."
– "Lille, Paris, Bretagne, dann nach Süden, Cote d'Azur. Und dann Rhone, Dijon, Lyon, wieder hoch."
– "Fast überall. Ich war noch nicht in Portugal, nicht in Norwegen und nicht in Montenegro. Im Rest bin ich gewesen."
– "Und dann das zweite Mal bin ich dann aus der Bretagne nach Paris hin- und zurückgefahren. Und dann noch mal runter an die Cote d'Azur, Toulon und andere Städte."
– "Einfach, wenn's Wetter schlecht ist in Paris, dann fährt man halt mit dem Nachtzug runter nach Nizza und geht da an den Strand, reist der Sonne hinterher – ja, Freiheit, in jeder Richtung und Form.""
Jugend sucht Abenteuer, Alter will Sicherheit – so war das doch? Stimmt nicht mehr. Seit 1999 gibt es das Interrail-Ticket auch für Erwachsene über 26 - und für Kinder. Seit 2010 gibt es sogar zehn Prozent Seniorenrabatt.
"Wir haben uns eine Eisenbahnkarte Europa gekauft. Und haben mit dem Textmarker unsere Wunschroute eingezeichnet. Und haben dann angefangen zu schauen, was sind denn das für Orte, lohnt es sich, dort und da mal zu schauen."
Eric Pawlitzky, 51 Jahre alt, Anwalt für Steuerrecht. Im Sommer will er mit seiner Frau und dem neunjährigen Sohn Simon die Ostgrenze der EU abfahren. 3500 Kilometer auf kleinen Nebenstrecken.
"Mehr an Planung machen wir nicht, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass das spontane Reisen eigentlich das Interessanteste ist. Man findest was Spannendes, lernt Leute kennen und macht einfach Station und schmeißt die Pläne über Bord."
Doch diese Haltung ist vom Aussterben bedroht. Ist das Internet etwa der natürliche Feind des Abenteuers?.
"Das Publikum hat sich ein bisschen verändert dadurch, dass eben viele auch voraus buchen, weil sie eben Angst haben, dass was überlaufen ist. Also, das merkt man schon, dass das Abenteuer von vielen noch gelebt wird. Aber es gibt viele, die jetzt fauler geworden sind, die halt mehr Sicherheit möchten."
Peter Freisberg, 37 Jahre alt, betreibt die Seite raildude.de, die Interrailern Streckentipps und Städteinfos gibt und auch Übernachtungsmöglichkeiten vermittelt. Seit 18 Jahren ist er selbst auf Europas Schienen unterwegs – und er beobachtet, wie sich das Nutzerverhalten verändert.
"Mich wundert`s immer wieder, wenn sich da bei mir 60-, 65-Jährige auf der Seite anmelden. Ich find's einfach toll. Auch in den Hostels sieht man immer öfter auch ältere Leute. Also, ich wurde öfter schon in die 1. Klasse eingeladen, weil die dann 1. Klasse fahren, dann gibt's immer Schnittchen. Und die hören sich meine Geschichten an. Und dann gibt's noch 'n Schnäpschen, dass sie gekauft haben irgendwo."
Nicht alle Senioren sind 1.-Klasse-Klientel und suchen den Komfort. Ursula Kolbe ist 61 und schreibt für ein Seniorenmagazin. Demnächst will sie dort über das Reisen per Interrail berichten – und kann es sich auch selbst vorstellen.
"Es kann auch mal ne Woche vergleichsweise bescheiden sein. Das ist für uns kein Maßstab. Für uns ist das Ziel interessant, die Gegend, was sehen, was erleben, mit neuen Eindrücken nach Hause zu kommen, andere Menschen kennengelernt zu haben – da lernt man mehr, als wenn man alles irgendwie vorplant."
Freiheit, Begegnung, Abenteuer – einfach unterwegs sein, statt immer nur ankommen. Das hat was, meint auch der neunjährige Simon:
"Ich mag daran, dass man dann Rommé spielen kann und aus dem Fenster kucken kann. Dass ich viele Comics lesen kann – ich bin Tim und Struppi-Fan. Und nicht so viel Spaß macht, dass man halt sitzen muss!"
Sitzfleisch braucht es natürlich. Wer das nicht aushält, der muss eben fliegen.