Die vierte Oper des in Basel lebenden österreichischen Komponisten Georg Friedrich Haas, ist eine Übertragung von Jon Fosses 1995 publiziertem Roman "Melancholie" auf die große Musikbühne - ein Unternehmen mit Zugewinn und Verlusten. Fosse widmete sich mit seinem zweibändigen Werk einem vergessenen Künstler seiner Heimat: dem aus beengt protestantischen Verhältnissen stammenden norwegischen Landschaftsmaler Lars Hertervig.
Der kam um 1850 nach Düsseldorf zum Studium, war von seiner Genialität und Sendung durchaus überzeugt, wurde aber offensichtlich gesellschaftlich nicht anerkannt. Zu allem Unheil verliebte er sich unglücklich in die Tochter der Zimmervermieterin und wurde schimpflich davongejagt; er zweifelte an sich und der Welt, erkrankte psychisch oder mental und wurde längere Zeit im Irrenhaus untergebracht.
Die subtile Malerei des labilen Skandinaviers hat es dem Komponisten angetan. Sie inspirierte ihn: "Es ist eine spirituelle, lyrische Welt", meint Haas. "Diese Bilder haben eine Traurigkeit, eine metaphorische Angst und gleichzeitig auch ein Licht, das man nicht konkretisieren kann, das mit einer transzendentalen Hoffnung zu tun hat." Das Geistliche, die aufs Jenseits gerichtete Hoffnung sollte mit Musik ebenso "eingefangen" werden wie das Licht und die Angst.
Zur Individualisierung und Schärfung des Klangs kommen konsequent Mikrointervalle zum Einsatz - sie schaffen ausgesprochen fahl wirkende Instrumental-Regionen, unterstreichen den Angst- und Leidensdruck, dienen den peristaltischen Klangbewegungen und der Dynamisierung von Erregungsphasen. Ein paar Einschübe von leicht schrägem Kirchenchorsatz karikieren das wohlbürgerlich-bigotte Milieu Düsseldorfs.
Das Klangforum Wien gestaltete unter Leitung von Emilio Pomarico die knifflige Partitur als Folge lichter Landschaftsbilder - ganz im Sinne des im Fokus des musikalischen Interesses stehenden Malers.
Der Bühnenbildner Emmanuel Clolus hat für die vorwiegend innere Tragödie des Lars Hertervig ein minimalistisches Angebot unterbreitet: Ein riesiges, etwas versteiftes Leintuch bestimmt die ansonsten leere große Bühne des Palais Garnier. In dieser Bildchiffre kommt die Leinwand des Malers mit dem Bettuch zusammen, das ja häufig eine gewisse Grundlage für Liebe abgibt. In ruhigen Bewegungen zeigen die sieben Figuren des Kammerspiels die äußerlich sehr einfach und linear verlaufende traurige Geschichte des verkannten Genies.
Sechs weitere Sänger sekundieren den stets auf der Bühne anwesenden Protagonisten als kommentierender und zu Zwischenrufen bereitstehender Chor. Es wird in deutsch gesungen - vorzüglich die Titelpartie von Otto Katzameier und die der schönen, aber allzu sehr dem Onkel hörigen Helene von Melanie Walz.
In weit höherem Maß als mit seinen drei früheren musikdramatischen Arbeiten hat Haas im Palais Garnier nun eine Oper mit verständlich erzählter Handlung präsentiert: mit biographischer Neugier, viel unglücklicher Liebesgeschichte und einer ausladender Trinkszene in der Düsseldorfer Künstlerkneipe "Malkasten". Hier wird der Anti-Held von Kommilitonen aus Sexualneid gehänselt. In Stanislas Nordeys Inszenierung werden die Gewaltverhältnisse allerdings nur schemenhaft angedeutet.
Hertervig geht am Ende ab durch die Mitte und einer ungewissen Zukunft entgegen - ohne die beiden Polizisten, die ihn eigentlich aus der Wohnung holen und abführen müssten. Literarisch-musikalischer Tiefsinn aus dem deutschsprachigen Kulturraum erfreut sich in Paris fortdauernd einer gewissen Beliebtheit. Das zeigten zuletzt Matthias Pinschers Rimbaud-Oper "L'espace dernier", Bernhard Langs "Theater der Wiederholungen" - und nun die sensiblen Wege, die auf das Licht des Nordens verweisen.
Der kam um 1850 nach Düsseldorf zum Studium, war von seiner Genialität und Sendung durchaus überzeugt, wurde aber offensichtlich gesellschaftlich nicht anerkannt. Zu allem Unheil verliebte er sich unglücklich in die Tochter der Zimmervermieterin und wurde schimpflich davongejagt; er zweifelte an sich und der Welt, erkrankte psychisch oder mental und wurde längere Zeit im Irrenhaus untergebracht.
Die subtile Malerei des labilen Skandinaviers hat es dem Komponisten angetan. Sie inspirierte ihn: "Es ist eine spirituelle, lyrische Welt", meint Haas. "Diese Bilder haben eine Traurigkeit, eine metaphorische Angst und gleichzeitig auch ein Licht, das man nicht konkretisieren kann, das mit einer transzendentalen Hoffnung zu tun hat." Das Geistliche, die aufs Jenseits gerichtete Hoffnung sollte mit Musik ebenso "eingefangen" werden wie das Licht und die Angst.
Zur Individualisierung und Schärfung des Klangs kommen konsequent Mikrointervalle zum Einsatz - sie schaffen ausgesprochen fahl wirkende Instrumental-Regionen, unterstreichen den Angst- und Leidensdruck, dienen den peristaltischen Klangbewegungen und der Dynamisierung von Erregungsphasen. Ein paar Einschübe von leicht schrägem Kirchenchorsatz karikieren das wohlbürgerlich-bigotte Milieu Düsseldorfs.
Das Klangforum Wien gestaltete unter Leitung von Emilio Pomarico die knifflige Partitur als Folge lichter Landschaftsbilder - ganz im Sinne des im Fokus des musikalischen Interesses stehenden Malers.
Der Bühnenbildner Emmanuel Clolus hat für die vorwiegend innere Tragödie des Lars Hertervig ein minimalistisches Angebot unterbreitet: Ein riesiges, etwas versteiftes Leintuch bestimmt die ansonsten leere große Bühne des Palais Garnier. In dieser Bildchiffre kommt die Leinwand des Malers mit dem Bettuch zusammen, das ja häufig eine gewisse Grundlage für Liebe abgibt. In ruhigen Bewegungen zeigen die sieben Figuren des Kammerspiels die äußerlich sehr einfach und linear verlaufende traurige Geschichte des verkannten Genies.
Sechs weitere Sänger sekundieren den stets auf der Bühne anwesenden Protagonisten als kommentierender und zu Zwischenrufen bereitstehender Chor. Es wird in deutsch gesungen - vorzüglich die Titelpartie von Otto Katzameier und die der schönen, aber allzu sehr dem Onkel hörigen Helene von Melanie Walz.
In weit höherem Maß als mit seinen drei früheren musikdramatischen Arbeiten hat Haas im Palais Garnier nun eine Oper mit verständlich erzählter Handlung präsentiert: mit biographischer Neugier, viel unglücklicher Liebesgeschichte und einer ausladender Trinkszene in der Düsseldorfer Künstlerkneipe "Malkasten". Hier wird der Anti-Held von Kommilitonen aus Sexualneid gehänselt. In Stanislas Nordeys Inszenierung werden die Gewaltverhältnisse allerdings nur schemenhaft angedeutet.
Hertervig geht am Ende ab durch die Mitte und einer ungewissen Zukunft entgegen - ohne die beiden Polizisten, die ihn eigentlich aus der Wohnung holen und abführen müssten. Literarisch-musikalischer Tiefsinn aus dem deutschsprachigen Kulturraum erfreut sich in Paris fortdauernd einer gewissen Beliebtheit. Das zeigten zuletzt Matthias Pinschers Rimbaud-Oper "L'espace dernier", Bernhard Langs "Theater der Wiederholungen" - und nun die sensiblen Wege, die auf das Licht des Nordens verweisen.