Michael Köhler: Die 15. Shell-Jugendstudie, die auch gerade heraus gekommen ist, befasst sich detailliert mit den Perspektiven, Werten und Befindlichkeiten der 15- bis 29-Jährigen. Und man schätzt, dass es etwa 15 Prozent überforderte Elternhäuser gibt - und 10 bis 15 Prozent Jugendliche, die in vielerlei Hinsicht belastet sind: durch materielle Armut, schlechte Bildungschancen, gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen, schädlichen Medienkonsum und einen insgesamt düsteren Blick auf die Zukunft.
Die Frage ging jetzt an Heinz-Peter Meidinger, er ist Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes: Hat der Bundespräsident in seiner Berliner Rede zur Bildung für alle den richtigen Ton getroffen?
Heinz-Peter Meidinger: Also er hat, und zwar nach dem Eindruck, glaube ich, fast aller, die da waren, eindeutig den richtigen Ton getroffen. Ich habe selten eine Rede gehört, hinter der soviel persönliche Überzeugungskraft stand, soviel persönliches Engagement. Man hat gemerkt, dass dieses Thema ein Herzensanliegen des Bundespräsidenten ist und er hat dieses Thema eben auch sehr umfassend behandelt.
Es war keine politische Rede in dem Sinne, dass hier ein Forderungskatalog aufgestellt worden ist, wenn man jetzt absieht von der Einführung eines kostenfreien Kindergartenjahres. Sondern es war eine Rede, die auch alle in Verantwortung genommen hat - also nicht nur die Politik, nicht nur die Bildungsminister, die ja explizit angesprochen worden sind, sondern eben auch jeder Einzelne für sich. Und das, glaube ich, hat auch die große Ernsthaftigkeit und Überzeugungskraft dieser Rede ausgemacht, dass man gemerkt hat, das ist ein Thema von uns allen, und alle können dazu etwas beitragen.
Köhler: Herr Meidinger, Sie sind Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes, und der Bundespräsident hat auch so ein paar Dinge angepackt, die man so in der Abteilung sinnvoll-konservativ in der letzten Zeit verbucht hat - also das Stichwort Kanon beispielsweise, oder Vermittlung erzieherischer Werte. Woran mangelt es aus Ihrer Sicht im schulischen Alltag bei der Bildung?
Meidinger: Natürlich mangelt es auch an Geld, das ist ja die Forderung, die Lehrerverbände gerne als erstes erheben. Aber es mangelt auch an wesentlichen Grundbedingungen. Es mangelt beispielsweise an einer Übereinkunft darüber, was Erziehung in der Schule bedeuten muss, eine Einigung auf die Vermittlung gemeinsamer Werte, eines gemeinsamen Verhaltenskodexes. Das ist lange Zeit vernachlässigt worden. Ich würde auch nicht sagen, das ist abgetan mit der Forderung nach mehr Disziplin, sondern das ist ein umfassendes Thema. Als Deutscher Philologenverband haben wir immer darauf Wert gelegt, dass wir gesagt haben, eine Bildungsoffensive ohne Erziehungsoffensive wird keine Wirkung entfalten.
Köhler: Eine Bildungsoffensive muss auch eine Erziehungsoffensive sein, sagt Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes, über Kant und Kanon, Bildung für alle, die Berliner Rede des Bundespräsidenten.
Die Frage ging jetzt an Heinz-Peter Meidinger, er ist Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes: Hat der Bundespräsident in seiner Berliner Rede zur Bildung für alle den richtigen Ton getroffen?
Heinz-Peter Meidinger: Also er hat, und zwar nach dem Eindruck, glaube ich, fast aller, die da waren, eindeutig den richtigen Ton getroffen. Ich habe selten eine Rede gehört, hinter der soviel persönliche Überzeugungskraft stand, soviel persönliches Engagement. Man hat gemerkt, dass dieses Thema ein Herzensanliegen des Bundespräsidenten ist und er hat dieses Thema eben auch sehr umfassend behandelt.
Es war keine politische Rede in dem Sinne, dass hier ein Forderungskatalog aufgestellt worden ist, wenn man jetzt absieht von der Einführung eines kostenfreien Kindergartenjahres. Sondern es war eine Rede, die auch alle in Verantwortung genommen hat - also nicht nur die Politik, nicht nur die Bildungsminister, die ja explizit angesprochen worden sind, sondern eben auch jeder Einzelne für sich. Und das, glaube ich, hat auch die große Ernsthaftigkeit und Überzeugungskraft dieser Rede ausgemacht, dass man gemerkt hat, das ist ein Thema von uns allen, und alle können dazu etwas beitragen.
Köhler: Herr Meidinger, Sie sind Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes, und der Bundespräsident hat auch so ein paar Dinge angepackt, die man so in der Abteilung sinnvoll-konservativ in der letzten Zeit verbucht hat - also das Stichwort Kanon beispielsweise, oder Vermittlung erzieherischer Werte. Woran mangelt es aus Ihrer Sicht im schulischen Alltag bei der Bildung?
Meidinger: Natürlich mangelt es auch an Geld, das ist ja die Forderung, die Lehrerverbände gerne als erstes erheben. Aber es mangelt auch an wesentlichen Grundbedingungen. Es mangelt beispielsweise an einer Übereinkunft darüber, was Erziehung in der Schule bedeuten muss, eine Einigung auf die Vermittlung gemeinsamer Werte, eines gemeinsamen Verhaltenskodexes. Das ist lange Zeit vernachlässigt worden. Ich würde auch nicht sagen, das ist abgetan mit der Forderung nach mehr Disziplin, sondern das ist ein umfassendes Thema. Als Deutscher Philologenverband haben wir immer darauf Wert gelegt, dass wir gesagt haben, eine Bildungsoffensive ohne Erziehungsoffensive wird keine Wirkung entfalten.
Köhler: Eine Bildungsoffensive muss auch eine Erziehungsoffensive sein, sagt Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes, über Kant und Kanon, Bildung für alle, die Berliner Rede des Bundespräsidenten.