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Persönliches zu John Fenn

Für Matthias Mann, Professor für Proteomik an der Universität Odense in Dänemark, kommt er alles andere als überraschend, der Chemie-Nobelpreis für den Amerikaner John B. Fenn.

    Ich habe es ihm schon immer gesagt, dass es jetzt bald passieren müsste, aber ich habe mir auch wegen des Alters natürlich schon Sorgen gemacht, dass es nicht mehr klappt. Aber es hat dann glücklicherweise jetzt geklappt. Also das freut mich wirklich sehr.

    84 Jahre alt ist John Fenn, der im US-Bundesstaat Virginia wohnt. Mit seinen Arbeiten hat er die Grundlagen der modernen Molekularbiologie gelegt, und damit auch für die Proteomik, also die Erforschung der Proteine, die Matthias Manns Spezialgebiet ist, und als eine der Leitwissenschaften des 21. Jahrhunderts gehandelt wird.

    Da kommen noch andere Sachen dazu, aber im Prinzip ist es die Technik von Fenn, auf der das Ganze beruht.

    Und die hat Mann aus erster Hand gelernt. Als er Anfang der 80er Jahre am Max-Planck-Institut in Göttingen ist, lernt er dort John Fenn kennen. Der fragt ihn kurzerhand, ob er nicht mit ihm in die Staaten kommen will, um bei ihm dort seine Doktorarbeit zu schreiben.

    Er war dann eigentlich schon damals pensioniert. Er ist, glaube ich, drei oder vier Mal pensioniert worden, aber hat dann immer weiter gearbeitet. Er hatte deshalb auch nicht viele offizielle Funktionen. Also man konnte mit ihm immer eine Stunde pro Tag reden, wenn man wollte.

    So richtig pensioniert ist John Fenn noch immer nicht. Trotz seines hohen Alters werkelt er noch heute jeden Tag in seinem Labor an der Universität im amerikanischen Richmond.

    Er ist unheimlich freundlich und ist so ein antibürokratischer Mensch. Er verfolgt immer seine Sachen und ist das Gegenteil von einem Funktionär, würde ich sagen. Also er hat schon viele verschiedene Sachen gestartet in seiner Karriere, an die zu der Zeit wohl keiner glaubte. Ein paar von diesen Dingen sind für andere schon zu Nobelpreisen geworden. Und jetzt endlich hat er auch einen Nobelpreis bekommen. Also das ist wirklich sehr gerecht jetzt. Das ist ganz prima.

    Als Doktorvater sei Fenn denkbar angenehm gewesen, erinnert sich Matthias Mann. Eben einer, von dem man immer etwas lernen konnte.

    Ganz bestimmt und nicht nur über die Wissenschaft, sondern auch über das Leben allgemein.

    von Ralf Krauter