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Personalausweis aus dem Privatdrucker

Informationstechnologie. - Experten aus Informationstechnologie und Verwaltung debattierten heute an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer über aktuelle und zukünftige Dienstleistungsangebote von Behörden und Institutionen im Internet. Im Mittelpunkt des "SpeBit" - des Speyerer Seminars für Büro- und Informationstechnologie in der öffentlichen Verwaltung - stehen Portale, die Bürgern den umständlichen persönlichen Besuch von öffentlichen Einrichtungen ersparen oder zumindest erleichtern sollen, darunter Antragsstellungen oder auch die elektronische Wahl.

    Noch seien Personalausweis oder Reisepass aus dem eigenen PC nicht druckreif, meint Johannes Keusekotten, denn schließlich müssen solche Dokumente fälschungssicher sein. Allerdings übertrage beispielsweise die Stadt Siegburg bereits die Antragsdaten digital in die Hauptstadt und spare so Zeit und Kosten ein, berichtet der Leiter der Referatsgruppe Informationstechnik im Bundesverwaltungsamt in Köln. Das Kölner Amt richtete auch im Bundeskabinett ein leistungsfähiges Informationssystem ein, das die gesamte Parlamentsarbeit ministerienübergreifend unterstützt, mit Informationen versorgt und langfristig archiviert. "Diese Infrastruktur basiert auf dem freien Betriebssystem Linux und verwendet Internettechnologie, sodass alle Nutzer lediglich einen Internetbrowser benötigen, um auf die Daten zugreifen zu können", erklärt Keusenkotten. Als Dokumentenstandard habe man sich auf das produktneutrale PDF-Format geeinigt - damit bestehe die Freiheit zu vielen verschiedenen Büroprogrammen und eine Abhängigkeit zu einem Anbieter entstehe nicht.

    Derzeit entwickelt das umtriebige Amt eine schnelle, Extranet-basierte Verbesserung des Zivilschutzes. Auch erste Pilotversuche zu Wahlen via Internet fanden bereits statt, beispielsweise in Esslingen und Brandenburg. Ob aber das elektronische Votieren wirklich bereits zur übernächsten Bundestagswahl zusätzlich angeboten werden könne, stehe und falle mit der absolut eindeutigen Identifizierung der Wähler mittels Smartcard und elektronischer Signatur: "Eine gute Lösung wäre eine stärkere Kooperation von Banken und Regierung, sodass der Bürger etwa mit der Eurocheque-Karte nicht nur Banktransfers absolut zuverlässig abwickeln, sondern sie überdies auch für Verwaltungszwecke und Wahlen nutzen könnte", schlägt der Fachmann vor.

    Eine wichtige Stellung nehmen bereits heute die Dienstleistungsportale des Bundes ein. Für ihren Ausbau setzt sich Professor Heinrich Reinermann, Verwaltungsinformatiker an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, ein: "Die Internettechnologie erspart dem Nutzer, quasi die Arbeitsteilung der öffentlichen Verwaltung zu Fuß nachzuvollziehen. Vielmehr kann er damit auf alle Dienstleistungen direkt zugreifen." Um aber die sich dahinter verbergende Kette komplexe Arbeitsprozesse elektronisch abwickeln zu können, müssten alle Verwaltungseinrichtungen eine gemeinsame elektronische Sprache sprechen, sagt Reinermann. Doch ein solcher "Government Talk", der wirklich alle nötigen Standards umfasse, ist derzeit noch nicht überall etabliert.

    [Quelle: Klaus Herbst]