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Personalmanagement an Hochschulen

Personalmanagement ist in vielen Hochschulen ein Fremdwort. Dabei wird künftig das Personal immer wichtiger für die Hochschulen. Deshalb hat der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft einen Wettbewerb ins Leben gerufen. Ziel ist, Universitäten und Fachhochschulen beim Aufbau eines professionellen Personalmanagements zu unterstützen.

Von Christiane Krüger |
    Deutschlands Hochschulen bekommen vom Staat immer mehr Freiheiten. Sie dürfen und müssen sich selbst steuern und verändern. Dabei ist das Geld knapp und der Druck groß. Um erfolgreich im Wettbewerb bestehen zu können, brauchen sie gutes Personal. Bislang war das Personalwesen bestimmt durch behördliche Tradition, verknöchertes Berufsbeamtentum und akademische Gepflogenheiten. Die Gründe für das fehlende Personalmanagement, beschreibt der Kanzler der Ruhr-Universität Bochum, Gerhard Möller:

    "Das hat sicher mit den Besonderheiten einer Hochschule, einer Universität zu tun, Hochschulen sind Expertenorganisationen, die sehr stark durch Selbstverwaltung und Autonomie geprägt sind, die Rekrutierung von Hochschullehrern erfolgt im wesentlichen Maße in den Fakultäten selbst, durch Selbstergänzung, es gibt also nicht wie in vielen anderen Organisationen oder wie in Unternehmen eine klare Managementstruktur, die überhaupt nahe legt, auch Management-Instrumente anzuwenden."

    Den Hochschulen mangelt es an einer attraktiven akademischen Laufbahn. Für Personal in Führungspositionen, also beispielsweise für Professoren und Juniorprofessoren, gibt es selten fachübergreifende Eignungsprüfungen. Die Berufungsverfahren dauern viel zu lang und für den akademischen Nachwuchs fehlen Weiterbildungskonzepte. Kurz: In der Personalentwicklung herrscht an deutschen Hochschulen ein Defizit. Eine Studie der Universität Bonn im Auftrag des Stifterverbandes bestätigt das. Mathias Winde, Programm-Manager im Stifterverband:
    "Nur sieben Prozent der Professoren und nur zwölf Prozent des wissenschaftlichen Nachwuchses haben überhaupt Zugang zu Personalentwicklungsmaßnahmen. Nur jede dritte Hochschule bietet überhaupt Personalentwicklungsmaßnahmen für das wissenschaftliche Personal an. Die Beträge, die die Hochschule für solche Weiterbildungsmaßnahmen zur Verfügung stellen, sind äußerst gering. Auf jeden wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Hochschule kommen vierzig Euro pro Kopf und pro Jahr. Das reicht natürlich in keinem Falle aus."

    An den meisten Hochschulen finden sich nur Ansätze, einzelne Mosaiksteine eines professionellen Personalmanagements. Die Ruhr-Universität Bochum ragt als vorbildlich heraus. Gerhard Möller:

    "Wir haben zunächst im letzten Jahr schon begonnen, die neu Berufenen überhaupt in unsere Bochumer Gegebenheiten und in unsere Organisationskultur einzuführen, sie einzuladen und auch das Kennen lernen untereinander zu ermöglichen, sie mit der Hochschulleitung und Verwaltung bekannt zu machen [und darauf aufbauend haben wir weitere Angebote entwickelt,] seit diesen Jahr bieten wir neu Berufenen ein individuelles Coaching an mit externen, hochschulfremden Trainern, das auf einen für uns überraschend große Nachfrage gestoßen ist."

    Der Stifterverband will mit einem Wettbewerb den Hochschulen die Bedeutung des strategischen Personalmanagements nahe bringen. Den drei Siegern winken jeweils bis zu 200.000 Euro. Zunächst müssen die Hochschulen sich Gedanken darüber machen, wie die systematische Auswahl und Entwicklung des akademischen Personals aussehen könnte – und daraus ein Konzept erarbeiten. Die Gewinner werden von der Unternehmensberatung Kienbaum unterstützt. Ronald Meka, Mitglied der Kienbaum-Geschäftsleitung:

    "Wir werden zunächst mal einen Projektstart gemeinsam durchführen und in dem Kick-Off-Workshop werden wir dann festlegen, wie die Meilensteinplanung aussieht und was noch möglicherweise gegenüber dem Konzept noch feingeschliffen werden soll, damit die Umsetzung noch besser funktioniert und dann werden wir noch ein Review-Meeting machen, bei dem wir gemeinsam darüber nachdenken, was hat gut funktioniert und wo muss man möglicherweise noch etwas nachjustieren, damit das Konzept so Wirklichkeit werden kann, wie es auch gedacht war."

    Hochschulen, die ihr Personalwesen fit machen wollen für die Zukunft, können sich auf der Homepage des Stifterverbandes oder auf der Homepage Akademisches Personalmanagement über den Wettbewerb informieren. Die Konzepte der Hochschulen müssen bis zum 20. August eingereicht werden.