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Personalwechsel im Sportausschuss

Der Sportausschuss wird nach der Bundestagswahl ein neues Gesicht bekommen. Einige Abgeordnete werden der neuen Legislaturperiode nicht mehr angehören. Doch wie sich die Ausschüsse zusammensetzen werden, lässt sich erst nach der Wahl in einer Woche im Detail sagen. Klar ist: Im Sportausschuss wird es vor allem darum gehen, wer den Vorsitz inne hat.

Von Robert Kempe | 14.09.2013
    Ob etwa die bisherige Ausschussvorsitzende Dagmar Freitag dem neuen Sportausschuss angehören wird, ist bisher nicht sicher. Zum einen ist Freitags Wahlkreis im Sauerland hart umkämpft. Zum anderen wird es wohl daran hängen, ob sich die SPD wieder um den Vorsitz des Ausschusses bemüht. Der Sportausschuss hat für die Sozialdemokraten im parlamentarischen Betrieb nicht die oberste Priorität wie etwa der Gesundheitsausschuss oder der Ausschuss für Bildung und Forschung. In dieser Wahlperiode hatte die SPD in fünf Ausschüssen das Sagen.

    Finden sich die Sozialdemokraten auch nach der Wahl in der Opposition wieder, wird es wohl auch darauf ankommen, wer an der Fraktionsspitze stehen wird, ob Frank-Walter Steinmeier Fraktionsvorsitzender bleibt oder vielleicht gar SPD-Chef Sigmar Gabriel die Fraktion führen wird. Gabriel gilt in der SPD als jemand, bei dem der Sport nicht so hoch im Kurs steht - gut möglich, dass er als Fraktions-Chef auf andere Ausschüsse schielt.

    Dagegen ist man bei der Union bemüht, nach zwei Legislaturperioden unter SPD-Führung den Vorsitz im Ausschuss zu erlangen. Nach 19 Jahren sucht die Union zudem einen neuen sportpolitischen Sprecher. Klaus Riegert wurde in seinem Wahlkreis nicht mehr aufgestellt. Die Union agierte unter Riegert in dieser Legislaturperiode meist als Koalitionspartner des organisierten Sports. So gut wie nie gab es Kritik.

    Für die Posten gibt es bei der Union mehrere Bewerber: CSU-Politiker Stephan Mayer wird genannt, aber auch der ehemalige Turner Eberhard Gienger sowie Reinhard Grindel, bisher stellvertretendes Mitglied des Ausschusses. Gienger und Grindel wollen sich erst nach der Wahl genauer äußern. Grindel - dessen Wahlkreis in Niedersachsen ist - hatte aber schon vor Wochen öffentlich bekannt, in der Sportpolitik der Union eine größere Rolle spielen zu wollen. Außer in der Politik ist Grindel auch im Sport tätig: Er ist Vizepräsident des Niedersächsischen Fußballverbandes, im Deutschen Fußball-Bund sitzt er in zwei Kommissionen und ist Antikorruptionsbeauftragter des Verbandes. Neben der Sportpolitik hat Grindel wohl auch große Ambitionen in der Funktionärswelt. Vom DFB-Präsidium wurde er für das Amt des Schatzmeisters vorgeschlagen. Ende Oktober will er sich auf dem DFB-Bundestag in das Amt wählen lassen. Ämterverquickung befürchtet Grindel nicht. Sein Verband – der DFB – würde keine Fördergelder der öffentlichen Hand bekommen. Die hohen Investitionen im Rahmen der Fußball-WM 2006 erwähnt Grindel nicht. Mit Grindel ist bereits eine skurrile Ausschusssitzung verbunden. 2011 hatte sich der Sportausschuss das Thema Korruption im Sport auf die Tagesordnung gesetzt. Vertreter des Sports waren in dieser Sitzung jedoch nicht vorgesehen. Kurzerhand wurde Reinhard Grindel auserkoren und wechselte von der Unionsbank auf die Seite der Sachverständigen. Dort beantwortete er als Anti-Korruptionsbeauftragter des DFB die Fragen seines eigenen Ausschusses. Grindel sprach in jener Sitzung auch von seinem Präsidenten – gemeint war nicht der damalige Bundespräsident Christian Wulff – sondern der DFB-Chef zu jener Zeit: Theo Zwanziger.


    Hinweis: Dieser Beitrag ist Teil 4 der sechsteiligen Sportserie "Nur Stimmung, keine Stimme(n)?" zur Bundestagswahl am 22.09.2013. Die weiteren Teile hören Sie in den Wochenendsendungen ´Sport am Samstag`und ´Sport am Sonntag`.