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Personalwechsel in Nordzypern

Nikosia, die Hauptstadt von Zypern, ist eine der letzten geteilten Städte der Welt: Der Norden spricht Türkisch, der Süden Griechisch. Seit 31 Jahren gehen die beiden Inselteile getrennte Wege – und doch sind sie in allem, was sie tun, untrennbar miteinander verbunden. Das zeigt sich dieser Tage bei einem Ereignis, das eigentlich gar keines ist: den Präsidentschaftswahlen im Norden.

Von Kristin Helberg | 16.04.2005
    Da die Türkische Republik Nordzypern nur von der Türkei anerkannt wird und für den Rest der Welt nicht existiert, kann es dort formal weder Wahlen noch einen Präsidenten geben. Dennoch wird Dala an diesem Sonntag wählen gehen, zum ersten Mal. Die 18jährige Schülerin blickt flüchtig auf eine Plakatwand mit den verschiedenen Kandidaten. Sie weiß schon, für wen sie stimmen wird: für die Nummer sechs, den Mann mit der Glatze und dem siegesgewissen Lächeln.

    "Ich werde Talat wählen, er ist der beste im Norden. Seine Ansichten gefallen mir, und ich glaube, er wird etwas verändern. "

    Nicht nur die Inselbewohner, auch Europäer und UNO-Vertreter erwarten die Abstimmung mit Spannung. Nicht weil deren Ergebnis offen wäre, sondern weil der Personalwechsel bereits feststeht. Rauf Denktasch, der jahrzehntelange Präsident und Gründungsvater von Nordzypern, tritt im Alter von 81 Jahren ab. Er hat sich als sturer Gegner der Wiedervereinigung Zyperns einen Namen als "Mr. No" gemacht. Sein höchstwahrscheinlicher Nachfolger ist Mehmet Ali Talat, ein Befürworter der Vereinigung. Im griechischen Süden der Insel weckt das Hoffnungen, auch unter Politikern. Tasos Mitsopoulos, Sprecher der konservativen DISY-Partei, sieht in dem Personalwechsel eine Wende.

    "Es ist ein bedeutender historischer Schritt, dass sich Herr Denktasch zurückzieht. Er hat die türkisch-zyprische Gemeinschaft mehr oder weniger autoritär geführt. Herr Talat ist nicht wie Herr Denktasch, er hält an der Wiedervereinigung fest und ist ein Mann des guten Willens. Nach den Wahlen rechnen wir mit ein paar Gesten gegenüber den griechischen Zyprern. "

    Eine der möglichen Gesten könnte das Herz der Hauptstadt wieder zum Schlagen bringen. Seit Jahrzehnten ist das Zentrum von Nikosia tot. Die einhundert Meter breite UNO-Pufferzone hat eine verminte Geisterstadt geschaffen, in der leer stehende Wohnhäuser vor sich hin verfallen.

    Tasos Costeas ist griechischer Zyprer und hat in Deutschland Politikwissenschaft studiert. Jeden Morgen vor der Arbeit trinkt er seinen Kaffee in der Altstadt.

    "Diese Straße wird in einigen Wochen geöffnet, das wird der erste mitten in Nikosia offene Grenzpunkt sein. Wenn die türkische Armee alles hält, was sie versprochen hat. Für Nikosia wäre es eine sehr gute Sache, weil der gemeinsame Tourismus gefördert wird. Die Menschen können frei spazieren gehen und frei einkaufen. "

    Noch mag sich Costeas das bunte Treiben nicht vorstellen, er ist skeptisch, ob die Türkei ihr Versprechen wahr macht. Dass die Grenzöffnung in Ankara entschieden wird, bezweifelt auf Zypern niemand. Schließlich hat die Türkei nach wie vor 35.000 Soldaten im Norden stationiert. Auch ein neuer Präsident Talat könne daran nichts ändern, meint Salih Irmakli, ein türkischzyprischer Journalist.

    "Denktasch hat auf türkische Befehle gehört, und Talat wird auch darauf hören. Talat ist nicht unser Präsident, er ist ein Sprecher türkischer Politik. Jeder weiß das. Aber alle gehen wählen, das ist ziemlich komisch. "

    Talat, der bislang Ministerpräsident ist, leugnet den Einfluss der Türkei nicht. Der kräftige Mann mit dem runden Glatzkopf und der schwarzen Brille sitzt in seinem Büro, hinter sich eine große türkische Fahne. Die Türkei sei nun mal das einzige Land, das Nordzypern anerkenne und leiste große finanzielle Hilfe, so Talat, deshalb brauche seine Regierung bei bestimmten Themen die Zustimmung aus Ankara. Aber die Türkei sei nicht der Boss im Norden, betont der Präsidentschaftskandidat.

    "Wenn die türkische Regierung sagt, das sollte passieren, und wir sagen nein, kann es nicht passieren. Wenn wir sagen, das sollte passieren – in außenpolitischen Dingen meine ich – und die Türkei sagt nein, das geht nicht, dann kann es auch nicht passieren. Aber es ist nicht so, dass sie entscheiden und wir gehorchen. "

    Die Türkei ist für Talat der wichtigste und zuverlässigste Verbündete, auch in Sachen Wiedervereinigung. Die Regierung von Ministerpräsident Erdogan sei keineswegs ein Hindernis auf dem Weg zum Frieden, sondern unterstütze eine Lösung des Zypernproblems, meint der Politiker. Tatsächlich schlägt die Türkei gemäßigtere Töne an, seitdem sie in die Europäische Union will. Ihr Feind im Süden der Insel, die Republik Zypern, ist seit einem Jahr EU-Vollmitglied. Zypern hat Beitrittverhandlungen mit der Türkei nur unter der Voraussetzung zugestimmt, dass diese ihr Verhältnis zu Zypern normalisiere. Bislang weigert sich Ankara jedoch, die Republik Zypern anzuerkennen. Ein wohlkalkuliertes Geschacher, meint Journalist Irmakli.

    "Die Türkei will Zypern nicht hergeben ohne sich die EU-Mitgliedschaft gesichert zu haben. Die Beitrittsverhandlungen werden stattfinden, die Türkei wird sich Europa annähern in den nächsten zehn bis 15 Jahren. Aber sie wird die Zypernkarte bis zum Schluss behalten. Zypern wird der letzte Trumpf sein, den die Türkei in den Verhandlungen anzubieten hat. "

    Hätte die griechisch-zyprische Seite im vergangenen Jahr dem Einigungsplan von UNO-Generalsekretär Kofi Annan zugestimmt, wäre das Problem schon gelöst, sagt Irmakli. Im April 2004 hatten 75 Prozent der Griechenzyprer den Plan abgelehnt, während 65 Prozent der Türkenzyprer dafür waren. Auch Irmakli stimmte damals mit Ja, wie die meisten seiner Landsleute im Norden war der junge Fernsehmoderator begeistert von der Idee eines gemeinsamen vereinigten Zypern.

    "Türkische Zyprer haben nicht für den Annan-Plan gestimmt, sondern für ein besseres Leben, das den Titel Annan-Plan trug. Er bedeutet mehr Geld: kein Embargo, mehr Handel, Geschäfte, Investitionen, Öffnung zur Welt, Globalisierung usw. usw. – mehr Geld. "

    Die Menschen im Norden wollen raus aus der Isolation. Da ihr Land international nicht anerkannt ist, sind Kontakte zum Rest der Welt mühsam. Im Frühjahr 2003 gingen Zehntausende auf die Straßen und forderten einen Anschluss an Europa. Mit anhaltenden Massendemonstrationen erreichten sie zumindest eines: die Öffnung der Grenzen zwischen Nord- und Südzypern.

    Seitdem herrscht am Kontrollposten Ledra Palace reger Verkehr. Der Fußgängerübergang ist der Checkpoint Charlie von Zypern. Mitten in der Hauptstadt Nikosia gelegen, war er früher die einzige Verbindung zwischen Nord und Süd, bis heute ist er der wichtigste Grenzübergang. Wer zum ersten Mal kommt, fühlt sich in eine Filmkulisse versetzt. Betonblöcke auf der griechischen Seite sind mit Fotos türkischer Gräueltaten geschmückt, Willkommensschilder der offiziell nicht existierenden Türkischen Republik Nordzypern mahnen zu korrekten Einreisedokumenten. Zerschossene Fassaden und Sandsäcke in den schwarzen Fensteröffnungen verfallener Villen erinnern an die letzten Kämpfe vor über 30 Jahren. Mittendrin das Ledra-Palace-Hotel, einst Luxusherberge für Politiker und Diplomaten, heute UNO-Hauptquartier. Das Wichtigste seien jedoch die Fahnen, erklärt Politologe Costeas und zeigt nach oben. Auf der einen Seite wehen die nordzyprische und die türkische, auf der anderen die der Republik Zypern und die griechische. Dazwischen die UNO-Fahne und die der Europäischen Union, außerdem die britische und amerikanische. Die ganze Welt auf einem Quadratkilometer – das zeige, wie kompliziert die politischen Zusammenhänge auf Zypern sind, sagt Costeas.

    "Das ist der ideale Ort, um Schizophrenie zu kriegen, wenn man Politikwissenschaft studiert hat. Wenn die Sache nicht so tragisch wäre, käme dabei (von Zypern) eine Spitzenkomödie heraus. "

    Spätnachmittags ist am Ledra Palace Übergang besonders viel los: Türkische Zyprer kommen von der Arbeit im Süden, griechische Zyprer vom Einkaufen aus dem Norden zurück. Mehmet Karim, ein türkisch-zyprischer Geschäftsmann, war mit seiner Tochter spazieren – im griechischen Teil von Nikosia. Das erste Mal seit langem.

    "Vor dem Referendum sind wir öfter gekommen. Es war eine große Enttäuschung, dass die griechische Seite mit Nein gestimmt hat. Manche der Argumente kann ich nachvollziehen, aber viele zeigen, dass sie ihre Haltung immer noch nicht geändert haben. Sie betrachten sich als Mehrheit, als die legitimen Herrscher über ganz Zypern, das ist sehr schade. "


    Die wirtschaftlichen Bedenken der griechischen Zyprer findet Karim einleuchtend. Im Falle einer Wiedervereinigung müsste der reichere Süden viel Geld in den unterentwickelten Norden investieren. Gleichzeitig würden manche Touristen dann statt im griechischen lieber im ursprünglicheren türkischen Teil Urlaub machen. Karim ist für eine Föderation der beiden Inselteile. Quoten sollten der türkisch-zyprischen Minderheit eine politische Mitbestimmung garantieren, sonst könne die griechisch-zyprische Mehrheit machen, was sie wolle. Der UNO-Plan habe genau das vorgesehen, sagt Präsidentschaftskandidat Talat. Aber die Regierung im Süden habe kein Interesse an politischer Gleichberechtigung.

    "Generalsekretär Annan hat sie aufgefordert, ihm eine Liste mit Änderungsvorschlägen zu geben. Er wartet darauf. Aber Herr Papadopoulos weigert sich, Vorschläge zu machen. Sie wollen keine Macht mit uns teilen, sie wollen immer die Oberhand behalten. "

    Tasos Papadopoulos, der Präsident der Republik Zypern, gilt vielen türkischen Zyprern als neuer Mr. No. So wie früher Denktasch jeden Kompromiss abgelehnt habe, beharre heute Papadopoulos auf seinen Positionen. Andros Kyprianou von der linken AKEL-Partei im Süden widerspricht. Mit ihrem Nein im Referendum hätten die griechischen Zyprer keineswegs gegen die Vereinigung gestimmt. Sie hätten lediglich den Annan-Plan abgelehnt, weil der aus ihrer Sicht pro-türkisch war.

    "Der Plan war nicht ausgewogen. Er hat die Forderungen und Interessen der türkischen Seite erfüllt und ist nicht auf die grundlegenden Bedenken der griechisch-zyprischen Seite eingegangen. "

    Zum Beispiel in Fragen der Sicherheit. Nach dem Annan-Plan hätte die Türkei ihr Recht auf Intervention behalten. Das gelte zwar gleichermaßen für die anderen beiden Garantiemächte Griechenland und Großbritannien. Aber nur die Türkei habe in der Vergangenheit ihr Interventionsrecht missbraucht: 1974 zur Besetzung der Insel, so der AKEL-Sprecher. Damals flohen 200.000 griechische Zyprer aus dem Norden vor der türkischen Armee und wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land. Im damals ärmeren Süden der Insel fingen sie von vorne an und brachten es, auch dank internationaler Unterstützung, zu neuem Wohlstand. Was geblieben ist, sind traumatische Erinnerungen und Verbitterung über die verlorene Heimat. Der Annan-Plan konnte den griechischen Zyprern ihre Ängste nicht nehmen.

    "Ich habe Nein gestimmt, weil ich nicht will, dass die Türkei hier einmarschiert wann immer sie will. "

    "Die Türken wollen die ganze Insel für sich haben, das ist ihr Plan und ihre einzige Hoffnung. "

    Von diesen Sorgen ist im Alltag wenig zu spüren. Die griechischen Zyprer verdrängen sie, indem sie sich darauf konzentrieren, "richtige" Europäer zu werden. Neue Straßen, schicke Geschäfte, coole Straßencafés und eine mediterrane Lebensart lassen vergessen, dass die Vertreibung erst eine Generation her ist. Die Flucht von Evros Demetriades war kurz: ein paar Straßenzüge innerhalb Nikosias. Bis heute hat der Geschäftsmann keinen Fuß in den Nordteil der Stadt gesetzt.

    "Ich gehe überhaupt nicht rüber. Ich weigere mich, ihnen meinen Pass zu zeigen. Denn ich fühle, es ist ein Jammer, dass mein Haus nur einen Kilometer von hier entfernt steht und ich mich in meinem Land ausweisen muss. "

    In seinem Haus wohnten inzwischen türkische Einwanderer, erzählt Demetriades. Die seien das eigentliche Problem. Mehr als 100.000 Festlandtürken hat Ankara auf Zypern angesiedelt, sie stammen überwiegend aus Anatolien. Im Falle einer Wiedervereinigung müssten die meisten in die Türkei zurückkehren, darüber sind sich beide Seiten einig. Nur wer auf Zypern geboren ist oder einen türkischen Zyprer geheiratet hat, dürfe bleiben.

    Auch Kioskbesitzer Nikos Keravnos will mit türkischen Einwanderern nichts zu tun haben. Sein kleiner Laden liegt am Ledra Palace Checkpoint. Seit der Grenzöffnung hat der 81jährige so viel zu tun, dass er eine Verkäuferin einstellen musste: eine junge Frau aus dem Norden. Sie spreche Griechisch und Türkisch, arbeite besser und koste weniger als die Griechen, meint Keravnos. Seine besten Kunden sind türkische Zyprer, die auf dem Weg von der Arbeit nach Hause bei ihm einkaufen. Wie alle Inselbewohner unterscheidet der Kioskbesitzer zwischen Türken aus Zypern und Türken aus der Türkei.

    "Türken aus der Türkei wollen wir hier nicht auf dieser Seite. Vielleicht kommen sie heimlich. Aber ich sag dir was: Die türkischen Zyprer mögen die Türken aus der Türkei auch nicht. "

    Die vielen Siedler im Norden sorgen für Spannungen. Sie stellen inzwischen die Mehrheit der Bevölkerung, die Zyprer sind zur Minderheit im eigenen Land geworden. Da die Einwanderer aus der Türkei sofort eingebürgert und rechtlich gleichgestellt würden, bestimmten sie die Geschicke im Norden, sagt Zubeir Araolu, ein türkisch-zyprischer Wirtschaftsprofessor.

    "Wir scheinen uns nicht zu mögen, weil wir verschiedene Kulturen haben. Unsere Vorfahren sind vor 450 Jahren aus der Türkei gekommen, wir haben uns kulturell verändert. Wir haben viel mit den griechischen Zyprern gemeinsam. Mit ihnen kann ich sehr glücklich leben, aber mit den Leuten aus der Türkei komme ich nicht gut aus. "

    Obwohl die Türken seine Sprache sprechen, hat der in Oxford promovierte Wirtschaftswissenschaftler engere Kontakte zu den griechischen Zyprern. Bei gemeinsamen Abendessen unterhalte man sich auf Englisch, kein Problem, so Araolu. Die Grenzöffnung ermöglicht dem Professor einen intensiven Austausch mit dem Süden. Die beiden Schülerinnen Hadija und Dala freuen sich vor allem über das große Einkaufsangebot. Angelockt von glanzvollen Schaufenstern und westlichen Marken bummeln sie gerne durch den griechischen Teil von Nikosia.

    "Es gibt andere Sachen auf der griechischen Seite, deswegen gehe ich rüber. Es gefällt mir, es ist ein reiches Land. "

    "Es ist sehr sauber, schön, modern, so wie in Amerika. Das ist toll, ich mag Amerika. "

    Für junge türkische Zyprer ist der griechische Teil ein Fenster zur Welt, für die griechischen Zyprer ist eine Reise in den Norden ein Ausflug in die Vergangenheit: die eigene und die der Insel. Das Beste an den offenen Grenzen seien jedoch die persönlichen Begegnungen, meint Parteisprecher Kyprianou.

    "Die Öffnung half in einem wichtigen Punkt: Sie zerstörte den Mythos, dass griechische und türkische Zyprer nicht zusammenleben können. "

    Die Tatsache, dass es seit der Grenzöffnung keine gewaltsamen Ausschreitungen gegeben habe, bedeute nicht, dass griechische und türkische Zyprer wirklich zusammenlebten, meint hingegen Professor Araolu. Er kennt die Ängste auf beiden Seiten, weil er an einem griechisch-zyprischen College Türkisch unterrichtet.

    "Wir denken, weil sie fünfmal so viele sind wie wir, werden sie uns wieder belästigen im Falle einer Lösung. Und sie denken, dass die Türkei zurückkommen wird. Es gibt also viel Misstrauen zwischen den beiden Gemeinschaften. "

    Schuld an diesem gestörten Verhältnis seien die ausländischen Machthaber, die ihren Einfluss auf Zypern aufrechterhalten wollen – darüber sind sich alle Inselbewohner einig. Engländer, Griechen und Türken hätten in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Hass auf der Insel gesät, um sich als Schutzmächte zu etablieren, erklärt Araolu. Die Zyprer sollten das Gefühl haben, sie bräuchten Schutz voreinander. Das sei zwar Blödsinn, habe aber funktioniert, meint Erai Bullici, ein Computerhändler im Nordteil Nikosias.

    "Was hier passiert, hat mit Politik zu tun. Ich habe 18 Jahre lang in England gelebt, meine Nachbarn waren Griechen, und wir hatten nie Probleme. Denn es gab niemanden, der uns gegeneinander aufgehetzt hätte. "

    Die Zyprer fühlen sich als Spielball der Großmächte. Auch bei den Verhandlungen zur Wiedervereinigung geht es um ausländische Interessen. So sicherte der Annan-Plan den Engländern zu, ihre Militärbasen auf der Insel behalten zu können, Griechenland sollte 900 und die Türkei 650 Soldaten stationieren dürfen. Die Wiedervereinigung Zyperns bringe den Mächtigen dieser Welt eher Nachteile als Vorteile, meint Fernsehmoderator Salih Irmakli. Deshalb sei die Insel bis heute geteilt.

    "Zypern ist der goldene Schlüssel zum Nahen Osten, wo die Energiereserven liegen. Im politischen Spiel haben alle bekommen, was sie wollten. Die Engländer haben sieben oder acht Spionagebasen auf Zypern, die Türkei hat die Hälfte der Insel besetzt, Griechenland hat eine de facto griechisch-zyprische Republik geschaffen, die weltweit anerkannt ist. Also sind alle glücklich bis auf die Menschen hier, aber wen kümmern Menschen im politischen Spiel? Das ist die politische Lösung für Zypern, nicht die Wiedervereinigung. "