Der Roman "Pfeifer bricht aus" umfaßt 48 Jahre, in vier ungleiche Abschnitte geteilt, die jeweils eine Entwicklungsphase Pfeifers darstellen. Der dritte Teil, von 1956 bis 1976, ist der zentrale. Neben der schon erwähnten Beziehungstragödie und den zahlreichen Fernsehanspielungen verweist Hoeps auch immer auf den historischen Background. Die verhärtete Beziehung spiegelt sich in den festgefrorenen Denkschemata der Zeit wider. "Ich glaube, daß die 50er, 60er Jahre eine Zeit der Stagnation sind", so Hoeps. "Man glaubt zwar immer, damals hätte ungeheuere Bewegung geherrscht, einfach durch diese ganzen Wohlstandanhäufungen, die Leute fingen an, in Urlaub zu fahren, es scheint alles sehr dynamisch, aber inhaltlich ist es doch sehr stagnierend, was ja bis zu den 68ern sich eben entwickelt, wo es dann aufgebrochen wird und dann eben wirklich diese "Keine Experimente"-Geschichte gelaufen ist. Insofern finde ich diese Beziehung von Lisbeth mit Spahrbier wesentlich paradigmatischer für die Zeit als eine Aufstiegsgeschichte, die dann sehr erfolgreich verläuft und die vielleicht nur verkleistert, daß an Bewegung nicht viel da ist."
Später im Roman läßt Thomas Hoeps Lisbeth zur Terroristenjägerin werden. Wenn Pfeifer schon nicht das große Geld nach Hause bringt, dann eben sie, so ihre Überlegungen. Das unverarbeitete kleinbürgerliche Gedankengut aus den frühen 30er Jahren wird unbeeinfluß von allen zeitlichen Veränderungen weiter transportiert. Doch Hoeps hat keine politische Parabel geschrieben, sondern einen Fernsehroman. Amüsant wird das Buch immer an den Stellen, wenn die frühen Fernseherlebnisse noch einmal Revue passieren.
Thomas Hoeps schreibt in einer rhythmisierten Sprache, die den Leser mitnimmt. Wer seine früheren Texte und Gedichte kennt, weiß um seine sprachliche Begabung und sein Formgefühl. Gezielt setzt er Rhythmus und Wortspiele ein, um mit wenigen Formulierungen die Bilder der Vergangenheit zu zeichnen. Aber trotz aller Komik ist der Roman eine tieftraurige und bitterböse Geschichte von ungelebten Leben. Die genauen Beobachtungen entlarven eine Epoche, die von vielen heute gern verklärt wird.