
Eine steigende Zahl an Altenheimen steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. In den vergangenen Jahren gab es Pleiten großer Betreiber wie Dorea, Curata oder der Hansa-Gruppe. Zuletzt hat der Pflegekonzern Argentum am 1. April Insolvenz in Eigenverantwortung angemeldet.
Es ist eine sehr schnell verlaufende Entwicklung. Besonders betroffen sind Einrichtungen im Westen und Norden Deutschlands. Bis vor etwa zwei Jahren galten Pflegeeinrichtungen noch als sichere Rendite-Objekte, auch wenn das nicht unumstritten war.
Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) zeigt sich über das sogenannte "Heimsterben" äußerst besorgt. Verbandsmanagerin Isabell Halletz warnt, dass es dadurch weniger Pflegeplätze gibt, selbst wenn die Heime nicht schließen.
Die Folgen: Menschen seien auf der Warteliste geparkt oder bekämen gar keine Versorgung. Die Branche hofft nun auf die neue Bundesregierung - die Pflegeunternehmen müssten gestärkt werden.
Wie viele Einrichtungen sind von Insolvenzen betroffen?
Eine offizielle Statistik über Pleiten in der Pflegebranche gibt es nicht. Laut dem Arbeitgeberverband Pflege haben 1.264 Einrichtungen in den Jahren 2023 und 2024 Insolvenz angemeldet oder wurden geschlossen. Bei 11.500 vollstationären Einrichtungen im Jahr 2023 macht das rund zehn Prozent aus. Auf der Deutschlandkarte Heimsterben dokumentiert der Verband Pflegeangebote, die seit Anfang 2023 von Insolvenz, Schließung oder anderen Einschränkungen betroffen waren oder sind.
Betroffen sind längst nicht mehr nur große Träger, sondern insbesondere auch kleine ambulante, familien- und inhabergeführte Einzelunternehmen sowie kirchliche oder auch freigemeinnützige Träger wie von den Paritätern oder der AWO, sagt Isabell Halletz.

Warum gehen die Heime pleite?
Es gibt mehrere Gründe: Die Personalkosten sind gestiegen, zugleich führt der erhebliche Fachkräftemangel dazu, dass nicht jeder Heimplatz besetzt werden kann.
AGVP-Verbandsmanagerin Isabell Halletz macht als Hauptursache allerdings die schlechte Zahlungsmoral der gesetzlichen Pflegekassen und Sozialämter aus. Pflegeunternehmen müssten über Wochen und Monate auf die Rechnungsbegleichung warten. Da türmten sich sechs- bis siebenstellige Summen auf. „Solche Rücklagen haben die Unternehmen in der Regel nicht“, so Halletz. Ihre Forderung: Wer Leistungen erbringt, muss auch zeitnah bezahlt werden.
Was sagen die Pflegekassen zum Vorwurf der Zahlungsmoral?
Die AOK Bundesverband weist die Vorwürfe stellvertretend für die gesetzlichen Pflegekassen zurück. Der Vorwurf sei nicht haltbar, an die Heime gingen automatische Zahlungen zum 15. des Monats.
Laut Isabell Halletz meldeten Pflegekassen den Einrichtungen aber zurück, dass sie Zahlungen aufgrund von Personalmangel nicht auslösen könnten. Teilweise dauerten auch die Prüfungen von Rechnungen länger als erwartet, insbesondere im ambulanten Bereich.
Welche Rolle spielen die Sozialkassen?
Sozialämter müssen mittlerweile bei 40 Prozent der Heimbewohner mit Zahlungen einspringen, weil immer weniger pflegebedürftige Menschen den Eigenanteil für einen stationären Pflegeplatz oder auch ambulante Pflegeleistungen aufbringen können. Dieser ist höher denn je - im Bundesdurchschnitt liegt er bei mehr als 2.400 Euro.
Deshalb gibt es die sogenannte Hilfe zur Pflege, eine Art Sozialhilfe im Alter, erklärt Isabell Halletz. Dafür müsse aber ein Antrag gestellt werden. „Die Bearbeitung dieser Anträge dauert bei den Sozialhilfeträgern gute sechs Monate, oft sogar zwölf oder auch 18 Monate.“
Wenn der gesetzliche Anspruch auf die Leistung besteht, warteten die Pflegeunternehmen teilweise monatelang auf die Leistungen der Sozialämter. Denn: „Kein Pflegeunternehmen kündigt einen ambulanten Versorgungsvertrag oder setzt die Person vor die Tür, die da pflegebedürftig ist“, sagt Isabell Halletz. Sie sieht hier eine Gesetzeslücke, zulasten der Pflegeunternehmen.
tha