Amerikanische Ärzte haben eine einfach scheinende Methode gefunden, mit der sie die Vorräte des Anti-Grippemittels Tamiflu auf einen Schlag verdoppeln wollen. Bei einer Grippeepidemie wollen sie den Erkrankten zusätzlich ein zweites Mittel verabreichen: Probenecid. Probenecid sorgt dafür, dass Tamiflu doppelt so lange im menschlichen Blut verbleibt; man will also mit weniger Substanz eine stärkere Wirkung erreichen. Der Notfallmediziner Doktor Joe Howton vom Adventist Medical Center in Portland (Oregon):
" Nehmen wir an in einer Großstadt wie Köln käme es zum Ausbrechen einer Grippeepidemie und wir hätten die ersten hundert Fälle. Dann würden wir die Patienten unter Quarantäne stellen, mit Tamiflu behandeln und ihnen zusätzlich Probenecid geben. Dann würde man weniger Tamiflu brauchen und hätte für den Fall einer weiteren Ausbreitung mehr davon. Eine zweite Option wäre es, die übliche Menge des Grippemittels zu geben und mit Hilfe von Probenecid den Tamiflu-Spiegel im Blut zu erhöhen. Ebenso sollte man Feuerwehrleute, Sanitäter und Technisches Hilfswerk mit dieser Kombination prophylaktisch behandeln. Theoretisch würde dann das Grippemedikament besser und länger wirken."
Sollte die Vogelgrippe tatsächlich im größeren Umfang auf Menschen überspringen, könnten dann mit den in Europa vorhandenen Reserven etwa doppelt so viele Menschen behandelt werden - kalkulieren die Forscher.
" Es funktioniert ganz einfach. Probenicid verhindert die Ausscheidung bestimmter Medikamente und auch von Tamiflu aus dem Blut über die Nieren. Dann würde genau zum richtigen Zeitpunkt genug Grippemittel zur Verfügung stehen, um die Virusinfektion zu bekämpfen. Der einzige Nachteil: Probenecid blockiert auch die Ausscheidung anderer Medikamente, so dass Ärzte und Patienten darauf achten müssen, was sonst noch eingenommen wird."
Schon im Zweiten Weltkrieg wurde die Substanz verwendet, um mit begrenzten Mitteln Verwundete besser zu versorgen. Ärzte greifen heute zu Probenecid, wenn Antibiotika knapp oder zu teuer sind, zum Beispiel in Entwicklungsländern. Auf die Idee, die Wirkung des gängigen Grippemittels zu verstärken, ist Joe Howton gekommen, als er wissenschaftliche Daten des Schweizer Tamiflu-Herstellers Roche durchforstete. Dabei hat er entdeckt, dass sich im Labortest zwei wichtige Werte verdoppeln: die Konzentration im Blut und die Verweildauer. Zwei Gruppen von Freiwilligen hat er bereits verglichen. Aber weder Weltgesundheitsorganisation noch die amerikanische Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration haben bisher auf den Vorschlag positiv reagiert.
" Unsere Zeit ist ziemlich begrenzt. Schon im kommenden Winter könnte die Pandemie ausbrechen. Wir haben also wenig Zeit, möglicherweise nicht einmal zwölf Monate, so dass ich langfristige und aufwändige klinische Tests für nicht angebracht halte. Stattdessen sollten wir die Forschungsliteratur zum Thema systematisch auswerten. Außerdem könnte man in kurzer Zeit erforschen, ob man auch im Tiermodell mit dem Grippevirus infizierten Labormäusen einen besseren therapeutischen Effekt hätte; das ist bis jetzt noch gar nicht probiert worden."
Noch gibt es keine Pandemie, und auch das knappe Mittel des Schweizer Herstellers hat seinen Wirkungsbeweis noch gar nicht antreten müssen. Auch ein Europäer hält den Vorschlag, die Tamiflu-Wirkung zu verstärken, für diskutabel. David Fedson, der frühere Direktor der Pharmafirma Aventis in Frankreich:
"Bevor wir überhaupt nur darüber nachdenken können, sollten diese Beobachtungen zielgerichtet und systematischer erforscht werden. Man muss die postulierten Wirkungen mit gesunden Erwachsenen verschiedener Altersgruppen untersuchen. Auch Nierenkranke sollten getestet werden und Patienten, die andere Medikamente einnehmen. Nebenwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich und sollten mit aller Vorsicht analysiert werden. Das sollte und könnte geleistet werden, so dass ich im Moment noch nicht behaupten würde, man hätte schon einen Weg gefunden, um Tamiflu doppelt so gut nutzen zu können. Wir müssen das Potential dieser Medikamentenkombination noch wesentlich besser untersuchen. "
Gleichzeitig fordert der Pharmakologe, die bestehenden Vorratsregeln nicht zu verändern.
" Nehmen wir an in einer Großstadt wie Köln käme es zum Ausbrechen einer Grippeepidemie und wir hätten die ersten hundert Fälle. Dann würden wir die Patienten unter Quarantäne stellen, mit Tamiflu behandeln und ihnen zusätzlich Probenecid geben. Dann würde man weniger Tamiflu brauchen und hätte für den Fall einer weiteren Ausbreitung mehr davon. Eine zweite Option wäre es, die übliche Menge des Grippemittels zu geben und mit Hilfe von Probenecid den Tamiflu-Spiegel im Blut zu erhöhen. Ebenso sollte man Feuerwehrleute, Sanitäter und Technisches Hilfswerk mit dieser Kombination prophylaktisch behandeln. Theoretisch würde dann das Grippemedikament besser und länger wirken."
Sollte die Vogelgrippe tatsächlich im größeren Umfang auf Menschen überspringen, könnten dann mit den in Europa vorhandenen Reserven etwa doppelt so viele Menschen behandelt werden - kalkulieren die Forscher.
" Es funktioniert ganz einfach. Probenicid verhindert die Ausscheidung bestimmter Medikamente und auch von Tamiflu aus dem Blut über die Nieren. Dann würde genau zum richtigen Zeitpunkt genug Grippemittel zur Verfügung stehen, um die Virusinfektion zu bekämpfen. Der einzige Nachteil: Probenecid blockiert auch die Ausscheidung anderer Medikamente, so dass Ärzte und Patienten darauf achten müssen, was sonst noch eingenommen wird."
Schon im Zweiten Weltkrieg wurde die Substanz verwendet, um mit begrenzten Mitteln Verwundete besser zu versorgen. Ärzte greifen heute zu Probenecid, wenn Antibiotika knapp oder zu teuer sind, zum Beispiel in Entwicklungsländern. Auf die Idee, die Wirkung des gängigen Grippemittels zu verstärken, ist Joe Howton gekommen, als er wissenschaftliche Daten des Schweizer Tamiflu-Herstellers Roche durchforstete. Dabei hat er entdeckt, dass sich im Labortest zwei wichtige Werte verdoppeln: die Konzentration im Blut und die Verweildauer. Zwei Gruppen von Freiwilligen hat er bereits verglichen. Aber weder Weltgesundheitsorganisation noch die amerikanische Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration haben bisher auf den Vorschlag positiv reagiert.
" Unsere Zeit ist ziemlich begrenzt. Schon im kommenden Winter könnte die Pandemie ausbrechen. Wir haben also wenig Zeit, möglicherweise nicht einmal zwölf Monate, so dass ich langfristige und aufwändige klinische Tests für nicht angebracht halte. Stattdessen sollten wir die Forschungsliteratur zum Thema systematisch auswerten. Außerdem könnte man in kurzer Zeit erforschen, ob man auch im Tiermodell mit dem Grippevirus infizierten Labormäusen einen besseren therapeutischen Effekt hätte; das ist bis jetzt noch gar nicht probiert worden."
Noch gibt es keine Pandemie, und auch das knappe Mittel des Schweizer Herstellers hat seinen Wirkungsbeweis noch gar nicht antreten müssen. Auch ein Europäer hält den Vorschlag, die Tamiflu-Wirkung zu verstärken, für diskutabel. David Fedson, der frühere Direktor der Pharmafirma Aventis in Frankreich:
"Bevor wir überhaupt nur darüber nachdenken können, sollten diese Beobachtungen zielgerichtet und systematischer erforscht werden. Man muss die postulierten Wirkungen mit gesunden Erwachsenen verschiedener Altersgruppen untersuchen. Auch Nierenkranke sollten getestet werden und Patienten, die andere Medikamente einnehmen. Nebenwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich und sollten mit aller Vorsicht analysiert werden. Das sollte und könnte geleistet werden, so dass ich im Moment noch nicht behaupten würde, man hätte schon einen Weg gefunden, um Tamiflu doppelt so gut nutzen zu können. Wir müssen das Potential dieser Medikamentenkombination noch wesentlich besser untersuchen. "
Gleichzeitig fordert der Pharmakologe, die bestehenden Vorratsregeln nicht zu verändern.