Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte und die Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa liefern sich seit Jahren einen harten Schlagabtausch
"Ich habe über jede Regierung seit 1986 berichtet. Und ich habe nie eine derartige Aushöhlung der philippinischen Verfassung gesehen", erzählt die Investigativjournalistin kurz nach Bekanntgabe des Friedensnobelpreises.
Damit meint sie unter anderem Dutertes Einschüchterung der Presse. Sie selbst wird immer wieder vom Präsidenten beschimpft. Auf einer Pressekonferenz drohte er ihr und weiteren Journalisten:
"Nur weil du Journalist bist, heißt das nicht, dass du nicht ermordet werden kannst, besonders wenn du ein Hurensohn bist."
Die 58-Jährige wurde mehrmals verhaftet, mit Klagen überzogen.
"Die philippinische Regierung hat in weniger als zwei Jahren zehn Haftbefehle gegen mich erlassen. So etwas habe ich noch nie erlebt."
Anti-Drogen-Krieg mit Tausenden Toten
Die Nobelpreisträgerin legt sich auf den Philippinen mit einflussreichen Geschäftsleuten an, berichtet über Korruption der Regierung und immer wieder über den brutalen Anti-Drogen-Krieg des Präsidenten.
2016 war Rodrigo Duterte mit dem Ziel angetreten: "Tötet die Drogendealer." Dabei verglich er sich mit Hitler:
"Es gibt drei Millionen Drogensüchtige im Land. Und ich schlachte sie mit Vergnügen ab. Wenn die Deutschen Hitler hatten, dann haben die Philippinen…" - und deutet auf sich selbst. Ein anderes Mal sagte Duterte, er kämpfe so lange weiter, bis das Wasser von Manila Bay von Blut rot gefärbt sei
Tausende Menschen hat Dutertes Anti-Drogen-Krieg bereits das Leben gekostet. Dass der 76-jährige dabei die Rechtsstaatlichkeit mit Füßen tritt, ist ihm egal. Er selbst habe schon mehrere Menschen ermordet, sagte er einmal gegenüber Maria Ressa im Interview.
Wer könnte auf Duterte folgen?
Inzwischen ermittelt sogar der internationale Strafgerichtshof gegen Duterte. Bisher hat die philippinische Regierung das abgetan und keine Ermittler ins Land gelassen. Aber Dutertes Amtszeit endet nächstes Jahr. Vor einer Woche hat er überraschend verkündet, dass er doch nicht als Vize-Präsident antreten werde. Er brauche also Verbündete an der Spitze des Landes, sagt der philippinische Politikwissenschaftler Aries Arugay:
"Der nächste Präsident muss ein Verbündeter sein. Wenn die neue Präsidentin z.B. Leni Robredo wird, dann hat er keinen Schutz mehr."
Leni Robredo ist die stärkste Stimme gegen Rodrigo Duterte. Die jetzige Vize-Präsidentin hat gerade ihre Kandidatur bekannt gegeben.
"Wir müssen uns aus der derzeitigen Lage befreien. Ich werde kämpfen."
Dafür wurde sie in den Straßen Manilas gefeiert.
Dutertes Tochter in den Umfragen vorne
Kandidaten, die den Kurs von Präsident Duterte unterstützen, sind derzeit jedoch noch prominenter. Darunter der Sohn des ehemaligen Diktators Marcos, genannt "Bongbong".
Am Freitag hat auch der frühere Polizeichef seine Kandidatur für das Präsidentenamt eingereicht. Er gilt als einer der Hauptverantwortlichen für den Drogenkrieg des Präsidenten.
"Und er hat sogar zugeben, dass er den Weg frei machen würde für Sara Duterte. Das ist alles Strategie."
Also für die Tochter von Präsident Rodrigo Duterte, erklärt Politikwissenschaftler Arugay. In den Umfragen liegt sie derzeit vorn. Es hänge also auch vom nächsten Präsidenten ab, inwiefern Duterte strafrechtlich zur Verantwortung gezogen wird.
"Sicherstellen, dass die Öffentlichkeit die Fakten sieht"
Die Investigativjournalistin und Nobelpreisträgerin Maria Ressa berichtet auf ihrem investigativen Online-Portal "Rappler" täglich über die anstehende Wahl und die neuen Kandidaten.
"Das wird ein Kampf um Fakten. Und in diesem Kampf wollen wir sicherstellen, dass die Öffentlichkeit diese Fakten sieht, versteht, wir lassen uns nicht einschüchtern und zum Schweigen bringen."
Die Zukunft der Philippinen hänge auch davon ab, wie gut sie ihren Job als Journalisten machten.
"Doch wenn die Regierung jemanden mit Stahl niederschlägt, kommt er gestärkt zurück. Das ist unsere Erfahrung", sagt Maria Ressa.
Die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis gebe ihr und ihrem Team neue Energie. Unabhängiger Journalismus sei nie so wichtig gewesen wie jetzt.