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Philippinischer Präsident
Duterte startet seinen "Kreuzzug"

Den Papst beschimpft, die Todesstrafe gefordert: Für seine Äußerungen im Wahlkampf wurde Rodrigo Duterte heftig kritisiert. Bei seinem Amtsantritt als neuer Präsident der Philippinen verteidigt der 71-Jährige seine Pläne - und wendet sich auch an die Weltgemeinschaft.

30.06.2016
    Rodrigo Duterte bei seiner Vereidigung
    Rodrigo Duterte bei seiner Vereidigung: An ihm scheiden sich die Geister (picture alliance / dpa / Malacanang Photo Bureau)
    Gleich zu Beginn seiner Rede geht Duterte auf das Thema ein, das ihm vor allem international viel Kritik einbrachte: seine Pläne im Kampf gegen Kriminalität. Er wisse, dass nicht alle seine Methoden schätzten. Doch habe er selbst gesehen, "wie Korruption die Regierung finanziell ausbluten lässt", "wie Drogen Menschen und ihre Familien zerstören", "wie Kriminalität Unschuldige ihre Ersparnisse kostet". Diese - seine - Perspektive, könne wohl niemand bestreiten, so der 71-Jährige. Als ehemaliger Anwalt und Richter, wisse er aber, was rechtens sei und was nicht. Deshalb rufe er Kongress und Menschenrechtskommission an, seiner Regierung ein adäquates Mandat zu verleihen.
    Duterte verspricht in der Rede nach seiner Vereidigung, das politische System seines Landes umfassend zu verändern. An die Weltgemeinschaft gewandt sagt er: Die Philippinen würden ihre internationalen Verträge und Verpflichtungen einhalten. Zum Ende seiner Ansprache ruft er dazu auf, ihm auf seinem "Kreuzzug für eine bessere und hellere Zukunft zu folgen".
    Todesstrafe wieder einführen
    Duterte war Anfang Mai mit fast 39 Prozent der Stimmen gewählt worden und hatte damit seine Konkurrenten klar hinter sich gelassen. Seine Amtszeit beträgt sechs Jahre. Im Wahlkampf hatte er sich mit markigen Sprüchen und Kriegserklärungen an das Verbrechen profiliert. Menschenrechtler werfen im vor, in seiner früheren Funktion als Bürgermeister der Millionenstadt Davao Todesschwadrone geduldet zu haben, die Drogendealer umgebracht hätten. Ungeachtet der Vorwürfe kündigte Duterte im Wahlkampf an, kurzen Prozess mit Kriminellen zu machen. Zudem forderte er die Wiedereinführung der Todesstrafe. Er erklärte, er werde das Land mit seinen mehr als 100 Millionen Bewohnern innerhalb von sechs Monaten von Drogen und Korruption befreien. Den Papst und die Bischöfe der mehrheitlich katholischen Philippinen verunglimpfte er als "Hurensöhne".
    Journalistengewerkschaften protestierten, nachdem Duterte Morde an Reportern in manchen Fällen für legitim erklärt hatte. Kritiker befürchten, dass die Philippinen 30 Jahre nach dem Sturz von Diktator Ferdinand Marcos erneut in die Diktatur abgleiten könnten. Dutertes Amtsvorgänger Benigno Aquino durfte laut Verfassung nach sechs Jahren Amtszeit kein weiteres Mal antreten.
    (bor/tgs)