Burkhard Müller-Ullrich: Das Ding besteht aus drei Kilometern Kantholz, mehr als 20.000 Schrauben, Wasserschläuchen, Elektrokabeln, am Ende auch zwei Waschmaschinen, in denen T-Shirts gewaschen, getrocknet und bedruckt werden. Das Ding ist eine Konstruktion der amerikanischen Künstlerin Phoebe Washburn und wird gerade in Hannover in der Kestnergesellschaft ausgestellt, wo Sie, Christiane Vielhaber, es bewundern und sich damit vertraut machen konnten. Der Bau von absurden Maschinen war ja seinerzeit das Markenzeichen des Schweizers John Tinguely. Ist Phoebe Washburn, sie ist ja erst 36, seines Geistes Kind?
Christiane Vielhaber: Hier irrt – ganz selten, aber es tut – hier irrt Herr Müller-Ullrich, denn es ist ganz viel näher an Beuys Honigpumpe. Es ist ein Kreislaufsystem, was nirgendwo ad absurdum geführt wird oder sich auch zum Schluss zerstört, ganz im Gegenteil, zum Schluss kommt dabei Geld raus und es kommt der Kestnergesellschaft zugute.
Die Arbeit heißt "Compeshitstem", das ist ein Zungenbrecher, gleichzeitig ist es ein Kofferwort. Da drin steckt "competition", der Wettbewerb, und Wettbewerb hat ja auch was mit Handel zu tun. Wettbewerb heißt aber auch, Künstler treten in Wettbewerb untereinander und miteinander. Und "shitstem" ist ein Wort, was wir hier nicht so kennen, es bezeichnet aber für die Amerikaner eigentlich ein, ja, runtergekommenes System, also ein Scheißsystem.
Müller-Ullrich: Ja, also Shit System, ja, kann man sagen.
Vielhaber: Mit Shit hat das Ganze überhaupt nichts zu tun, und wenn Sie sagen, am Ende sind zwei Waschmaschinen, in diesem Fall stehen sie am Anfang. Es sind zwei Waschmaschinen, die nebeneinander stehen und miteinander in Wettbewerb treten. Sie waschen 39 Minuten, und nach diesen 39 Minuten fängt eine Uhr an zu zählen oder geht ein Computer los, gefüttert mit Daten nach irgendwelchen, ich weiß nicht, wie Baseball, nach irgendwelchen Baseball-Systemen.
Und dann geht es los. Das Wasser aus den Waschmaschinen – also am Anfang kommt es aus der Leitung, dann kommt es in die Waschmaschine, dann kommt es in dieses Schlauchsystem. Und nun sind zwei Systeme, die gegeneinander antreten. Sie können im Untergeschoss vor diesen Waschmaschinen, vor so einer Art Halfpipe, auf beiden Seiten sitzen, da sind Stühlchen, und dann können Sie sehen, wie das Wasser jetzt da so über kleine Kanister und weiter und weiter tropft. Und dann wird es über Leitungen in die Etage darüber geführt, und da kommt es endlich zur Skulptur. Und da hat sich diese Künstlerin, die offenbar manisch sammeln muss und alles noch ausweiten muss, wirklich ausgetobt und eine Skulptur geschaffen.
Sie müssen sich das vorstellen, sie nennt es Arena, während sie das unten Labor nennt. Und diese Arena ist eigentlich wie so eine Arche. Sie ist aus dem von Ihnen zitierten Holzresten gezimmert, dieses "Shindeling", wie sie das nennt, ist ihr Markenzeichen. Also so Platten, dünne Holzplättchen, also alles Abfallholz, geschichtet, geschichtet, ja, wie so eine Arche von innen, und in der Mitte unten auf dem Boden sind zwei kleine Teiche mit Seerosen, das spielt aber nicht so sehr die Rolle.
Müller-Ullrich: Idyllisch. Aber die Grundidee, wenn ich Sie jetzt richtig verstanden habe, ist irgendwie ein sich selbst einerseits ad absurdum führendes, aber doch auch beschaulich aufführendes Recyclingsystem, also es ist ein in sich gekrümmtes All, es ist irgendwie perfekt. Da geht das Wasser rein, dann wieder zurück …
Vielhaber: Das mit diesem All nicht, aber wir gehen ja davon aus, dass Kunst eigentlich zu nichts nutze sein sollte, Kunst dient nur sich selbst. Und in diesem Fall hat die Künstlerin also alles, was jetzt mit diesem Wasser passiert, wenn irgendwo Wasser austritt, dann lässt sie das verdampfen, baut gleich ein kleines Gewächshaus, und dann dient das dazu, um Farne wachsen zu lassen. Wenn jetzt irgendwo Wasser übrig ist, dann nimmt sie das, füllt das mit Gips oder mischt das mit Gips, füllt das in Frisbee-Scheiben und tut dann so kleine Muscheln rein. Und an jedem Abend wird festgestellt, welche dieser beiden Mannschaften gewonnen hat. Und dann wird ein Stuhl weggenommen, auf dem man vorher sitzen kann, dann kommt diese Frisbee-Scheibe da drauf und dann wird das am Ende verkauft.
Müller-Ullrich: Wunderbar. "Compeshitstem", nichtsnutzige Kunst, also einfach Kunst, nicht wahr, in der Kestnergesellschaftin Hannover von Phoebe Washburn, so heißt sie, das wollen wir doch noch mal deutlich sagen. Phoebe Washburn, die Künstlerin, die Schafferin des "Compeshitstem". Vielen Dank, Christiane Vielhaber!
Christiane Vielhaber: Hier irrt – ganz selten, aber es tut – hier irrt Herr Müller-Ullrich, denn es ist ganz viel näher an Beuys Honigpumpe. Es ist ein Kreislaufsystem, was nirgendwo ad absurdum geführt wird oder sich auch zum Schluss zerstört, ganz im Gegenteil, zum Schluss kommt dabei Geld raus und es kommt der Kestnergesellschaft zugute.
Die Arbeit heißt "Compeshitstem", das ist ein Zungenbrecher, gleichzeitig ist es ein Kofferwort. Da drin steckt "competition", der Wettbewerb, und Wettbewerb hat ja auch was mit Handel zu tun. Wettbewerb heißt aber auch, Künstler treten in Wettbewerb untereinander und miteinander. Und "shitstem" ist ein Wort, was wir hier nicht so kennen, es bezeichnet aber für die Amerikaner eigentlich ein, ja, runtergekommenes System, also ein Scheißsystem.
Müller-Ullrich: Ja, also Shit System, ja, kann man sagen.
Vielhaber: Mit Shit hat das Ganze überhaupt nichts zu tun, und wenn Sie sagen, am Ende sind zwei Waschmaschinen, in diesem Fall stehen sie am Anfang. Es sind zwei Waschmaschinen, die nebeneinander stehen und miteinander in Wettbewerb treten. Sie waschen 39 Minuten, und nach diesen 39 Minuten fängt eine Uhr an zu zählen oder geht ein Computer los, gefüttert mit Daten nach irgendwelchen, ich weiß nicht, wie Baseball, nach irgendwelchen Baseball-Systemen.
Und dann geht es los. Das Wasser aus den Waschmaschinen – also am Anfang kommt es aus der Leitung, dann kommt es in die Waschmaschine, dann kommt es in dieses Schlauchsystem. Und nun sind zwei Systeme, die gegeneinander antreten. Sie können im Untergeschoss vor diesen Waschmaschinen, vor so einer Art Halfpipe, auf beiden Seiten sitzen, da sind Stühlchen, und dann können Sie sehen, wie das Wasser jetzt da so über kleine Kanister und weiter und weiter tropft. Und dann wird es über Leitungen in die Etage darüber geführt, und da kommt es endlich zur Skulptur. Und da hat sich diese Künstlerin, die offenbar manisch sammeln muss und alles noch ausweiten muss, wirklich ausgetobt und eine Skulptur geschaffen.
Sie müssen sich das vorstellen, sie nennt es Arena, während sie das unten Labor nennt. Und diese Arena ist eigentlich wie so eine Arche. Sie ist aus dem von Ihnen zitierten Holzresten gezimmert, dieses "Shindeling", wie sie das nennt, ist ihr Markenzeichen. Also so Platten, dünne Holzplättchen, also alles Abfallholz, geschichtet, geschichtet, ja, wie so eine Arche von innen, und in der Mitte unten auf dem Boden sind zwei kleine Teiche mit Seerosen, das spielt aber nicht so sehr die Rolle.
Müller-Ullrich: Idyllisch. Aber die Grundidee, wenn ich Sie jetzt richtig verstanden habe, ist irgendwie ein sich selbst einerseits ad absurdum führendes, aber doch auch beschaulich aufführendes Recyclingsystem, also es ist ein in sich gekrümmtes All, es ist irgendwie perfekt. Da geht das Wasser rein, dann wieder zurück …
Vielhaber: Das mit diesem All nicht, aber wir gehen ja davon aus, dass Kunst eigentlich zu nichts nutze sein sollte, Kunst dient nur sich selbst. Und in diesem Fall hat die Künstlerin also alles, was jetzt mit diesem Wasser passiert, wenn irgendwo Wasser austritt, dann lässt sie das verdampfen, baut gleich ein kleines Gewächshaus, und dann dient das dazu, um Farne wachsen zu lassen. Wenn jetzt irgendwo Wasser übrig ist, dann nimmt sie das, füllt das mit Gips oder mischt das mit Gips, füllt das in Frisbee-Scheiben und tut dann so kleine Muscheln rein. Und an jedem Abend wird festgestellt, welche dieser beiden Mannschaften gewonnen hat. Und dann wird ein Stuhl weggenommen, auf dem man vorher sitzen kann, dann kommt diese Frisbee-Scheibe da drauf und dann wird das am Ende verkauft.
Müller-Ullrich: Wunderbar. "Compeshitstem", nichtsnutzige Kunst, also einfach Kunst, nicht wahr, in der Kestnergesellschaftin Hannover von Phoebe Washburn, so heißt sie, das wollen wir doch noch mal deutlich sagen. Phoebe Washburn, die Künstlerin, die Schafferin des "Compeshitstem". Vielen Dank, Christiane Vielhaber!