Degen: Herr Lorenzen, wie ist die Stimmung unter den Forschern jetzt?
Lorenzen: Frau Degen, das Ende war unvermeidlich. Das war allen Beteiligten von Anfang an klar. Trotzdem hat es natürlich auch eine emotionale Komponente, wenn dann plötzlich diese Raumsonde, mit der man fünf Monate so intensiv gearbeitet hat, wenn die dann plötzlich nicht mehr da ist. Aber eben, "Phoenix” ist in hohem nördlichen Breiten auf dem Mars gelandet. Dort wird es jetzt kalt und dunkel und die Solarzellen der Sonde, die sie mit Strom versorgen, die bekommen eben kaum noch Licht. Und jetzt - noch ein bisschen Pech für die Forscher - hat auch noch ein aufziehender Staubstrom der Sonde etwas vorzeitig den Garaus gemacht. Und insofern kann sie jetzt eben nicht mehr heizen, sie kriegt keinen Strom mehr, damit kann sie nicht mehr arbeiten, kann sie nicht mehr funken und damit ist sie buchstäblich erfroren. Am 2. November hat die Nasa die letzten Signale von "Phoenix” vernommen, deswegen ist man jetzt schon ein bisschen traurig, andererseits kann man sich trösten: "Phoenix” hat den harten Bedingungen dort zwei Monate länger getrotzt als man ursprünglich erwartet hat.
Degen: Was hat "Phoenix” denn einen Marssommer lang dort oben überhaupt gemacht?
Lorenzen: "Phoenix” hat fünf Monate lang, kann man sagen, den Mars angesehen, gefühlt, befasst geradezu, hat ihn berochen, hat ihn geschmeckt. Die Sonde ist dort ja gelandet, konnte sich nicht bewegen, war ortsfest, aber sie hatte eben viele Instrumente an Bord. Mit optischen Sensoren konnte sie die chemische und mineralogische Zusammensetzung des Marsbodens untersuchen und, dann ganz wichtig, ein Greifarm konnte bis zu einen halben Meter tief in den Marsboden hineingraben und konnte dann eben auch Proben nehmen, und konnte dann auch an Bord von "Phoenix” diese Proben in so winzige kleine Analyseöfen hineintun, dann konnte man eben das Material erhitzen, man konnte dann genauer untersuchen, woraus es besteht. Und die Nasa verkündet dann dazu stolz, man habe 25.000 Fotos gemacht. Das klingt gut, die sind auch zum Teil sehr interessant, aber bei einer feststehenden Sonde wiederholen sich die Motive dann natürlich ziemlich schnell.
Degen: "Phoenix” sollte ja auch nach Wasser auf dem Mars suchen. Gab es hier einen Durchbruch?
Lorenzen: Die Nasa jubelt über den Erfolg dieser Mission. Aber zwischen den Zeilen spürt man schon ein bisschen auch die Enttäuschung. Klar, "Phoenix” hat große Eismengen im Marsboden nachgewiesen. Da gibt es in der Tat Wassereis, man hat dazu chemische und mineralogische Hinweise gefunden, die dafür sprechen, dass es dort früher zumindest einmal auch viel und wahrscheinlich für längere Zeit flüssiges Wasser gegeben haben müsste. Das sind eben alles immer nur etwas indirekte Hinweise. Das heißt, etwas mühsam da wirklich voranzukommen, das geht nicht ganz so schnell. Und letztlich, dass dort im Boden Eis sein müsste, das wusste man auch schon von Raumsonden aus der Umlaufbahn, die das messen konnten. Gut, jetzt hat man es direkt berührt, das ist schon sehr schön, aber so der ganz Riesendurchbruch war es sicherlich nicht. Trotzdem sagen die Forscher, sie haben zum Beispiel festgestellt, dass der Marsboden relativ nährstoffreich ist. Der eine Wissenschaftler sagte ganz launig, das sei wie bei ihm zuhause im Spargelbeet. Aber diese insgeheim Hoffnung, zum Beispiel auch organisches Material nachzuweisen, das belegen würde, dass es dort vielleicht auch einmal Leben gegeben hat, die hat sich eben nicht erfüllt.
Degen: Wie geht es denn jetzt weiter mit dem Forschungsprogramm?
Lorenzen: "Phoenix” ist jetzt zwar ausgefallen, aber die Daten sind natürlich auf der Erde und werden noch lange analysiert. Vielleicht schlummert ja doch noch die große Sensation da drin. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht, denn die ganz großen, auffallenden Effekte, auf die haben die Forscher natürlich sofort geguckt.
Degen: Was ist Ihr Fazit? War die Mission ein Erfolg für die Nasa?
Lorenzen: Sie war ein Erfolg, aber sie war sicherlich keine Sensation. Ganz wichtig erst einmal: man hat überhaupt die Mission gezielt landen können auf einem Feuerstrahl reitend, das hat man nicht irgendwie mit Fallschirm oder Luftsäcken gemacht. Das ist der Nasa zuletzt 1976 gelungen, und danach sind ihr viele Sonden im Mars kaputtgegangen. Das heißt allein dieser technologische Schritt war schon sehr wichtig. Man hat auch manche anderen technischen Probleme mit dieser Raumsonde "Phoenix” doch lösen können. Am Anfang war zum Beispiel der Marsboden zu klebrig, man hat die Proben, die Krümelchen, gar nicht in die Öfen hinein bekommen. Das hat man lösen können, praktisch per Fernsteuerung von der Erde. Also insgesamt, technologisch hat man gezeigt, man kann das. Und vielleicht schafft dann ja der Nachfolger von "Phoenix” wissenschaftlich den Durchbruch, auf den die Nasa hier eigentlich gehofft hat. Das "Mars Science Lab" soll ja, wenn alles gut geht, Ende des nächsten Jahres starten, würde dann 2011 auf dem Mars noch viel mehr Messungen machen können als "Phoenix”, und nicht einfach nur herumstehen, sondern könnte auf dem Mars dann auch herumfahren. Also 2011 könnte es dann wieder für spannend werden.
Lorenzen: Frau Degen, das Ende war unvermeidlich. Das war allen Beteiligten von Anfang an klar. Trotzdem hat es natürlich auch eine emotionale Komponente, wenn dann plötzlich diese Raumsonde, mit der man fünf Monate so intensiv gearbeitet hat, wenn die dann plötzlich nicht mehr da ist. Aber eben, "Phoenix” ist in hohem nördlichen Breiten auf dem Mars gelandet. Dort wird es jetzt kalt und dunkel und die Solarzellen der Sonde, die sie mit Strom versorgen, die bekommen eben kaum noch Licht. Und jetzt - noch ein bisschen Pech für die Forscher - hat auch noch ein aufziehender Staubstrom der Sonde etwas vorzeitig den Garaus gemacht. Und insofern kann sie jetzt eben nicht mehr heizen, sie kriegt keinen Strom mehr, damit kann sie nicht mehr arbeiten, kann sie nicht mehr funken und damit ist sie buchstäblich erfroren. Am 2. November hat die Nasa die letzten Signale von "Phoenix” vernommen, deswegen ist man jetzt schon ein bisschen traurig, andererseits kann man sich trösten: "Phoenix” hat den harten Bedingungen dort zwei Monate länger getrotzt als man ursprünglich erwartet hat.
Degen: Was hat "Phoenix” denn einen Marssommer lang dort oben überhaupt gemacht?
Lorenzen: "Phoenix” hat fünf Monate lang, kann man sagen, den Mars angesehen, gefühlt, befasst geradezu, hat ihn berochen, hat ihn geschmeckt. Die Sonde ist dort ja gelandet, konnte sich nicht bewegen, war ortsfest, aber sie hatte eben viele Instrumente an Bord. Mit optischen Sensoren konnte sie die chemische und mineralogische Zusammensetzung des Marsbodens untersuchen und, dann ganz wichtig, ein Greifarm konnte bis zu einen halben Meter tief in den Marsboden hineingraben und konnte dann eben auch Proben nehmen, und konnte dann auch an Bord von "Phoenix” diese Proben in so winzige kleine Analyseöfen hineintun, dann konnte man eben das Material erhitzen, man konnte dann genauer untersuchen, woraus es besteht. Und die Nasa verkündet dann dazu stolz, man habe 25.000 Fotos gemacht. Das klingt gut, die sind auch zum Teil sehr interessant, aber bei einer feststehenden Sonde wiederholen sich die Motive dann natürlich ziemlich schnell.
Degen: "Phoenix” sollte ja auch nach Wasser auf dem Mars suchen. Gab es hier einen Durchbruch?
Lorenzen: Die Nasa jubelt über den Erfolg dieser Mission. Aber zwischen den Zeilen spürt man schon ein bisschen auch die Enttäuschung. Klar, "Phoenix” hat große Eismengen im Marsboden nachgewiesen. Da gibt es in der Tat Wassereis, man hat dazu chemische und mineralogische Hinweise gefunden, die dafür sprechen, dass es dort früher zumindest einmal auch viel und wahrscheinlich für längere Zeit flüssiges Wasser gegeben haben müsste. Das sind eben alles immer nur etwas indirekte Hinweise. Das heißt, etwas mühsam da wirklich voranzukommen, das geht nicht ganz so schnell. Und letztlich, dass dort im Boden Eis sein müsste, das wusste man auch schon von Raumsonden aus der Umlaufbahn, die das messen konnten. Gut, jetzt hat man es direkt berührt, das ist schon sehr schön, aber so der ganz Riesendurchbruch war es sicherlich nicht. Trotzdem sagen die Forscher, sie haben zum Beispiel festgestellt, dass der Marsboden relativ nährstoffreich ist. Der eine Wissenschaftler sagte ganz launig, das sei wie bei ihm zuhause im Spargelbeet. Aber diese insgeheim Hoffnung, zum Beispiel auch organisches Material nachzuweisen, das belegen würde, dass es dort vielleicht auch einmal Leben gegeben hat, die hat sich eben nicht erfüllt.
Degen: Wie geht es denn jetzt weiter mit dem Forschungsprogramm?
Lorenzen: "Phoenix” ist jetzt zwar ausgefallen, aber die Daten sind natürlich auf der Erde und werden noch lange analysiert. Vielleicht schlummert ja doch noch die große Sensation da drin. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht, denn die ganz großen, auffallenden Effekte, auf die haben die Forscher natürlich sofort geguckt.
Degen: Was ist Ihr Fazit? War die Mission ein Erfolg für die Nasa?
Lorenzen: Sie war ein Erfolg, aber sie war sicherlich keine Sensation. Ganz wichtig erst einmal: man hat überhaupt die Mission gezielt landen können auf einem Feuerstrahl reitend, das hat man nicht irgendwie mit Fallschirm oder Luftsäcken gemacht. Das ist der Nasa zuletzt 1976 gelungen, und danach sind ihr viele Sonden im Mars kaputtgegangen. Das heißt allein dieser technologische Schritt war schon sehr wichtig. Man hat auch manche anderen technischen Probleme mit dieser Raumsonde "Phoenix” doch lösen können. Am Anfang war zum Beispiel der Marsboden zu klebrig, man hat die Proben, die Krümelchen, gar nicht in die Öfen hinein bekommen. Das hat man lösen können, praktisch per Fernsteuerung von der Erde. Also insgesamt, technologisch hat man gezeigt, man kann das. Und vielleicht schafft dann ja der Nachfolger von "Phoenix” wissenschaftlich den Durchbruch, auf den die Nasa hier eigentlich gehofft hat. Das "Mars Science Lab" soll ja, wenn alles gut geht, Ende des nächsten Jahres starten, würde dann 2011 auf dem Mars noch viel mehr Messungen machen können als "Phoenix”, und nicht einfach nur herumstehen, sondern könnte auf dem Mars dann auch herumfahren. Also 2011 könnte es dann wieder für spannend werden.