Der Schock saß tief, als im Frühjahr diesen Jahres BOSCH verkündete, in Arnstadt keine Solarzellen mehr fertigen zu wollen. Zu groß waren die dabei auflaufenden Verluste, 2,4 Milliarden Euro allein bis Ende 2012. BOSCH zog also die Reißleine – und 1.800 Arbeitsplätze standen auf dem Spiel – und die Zukunft der Fotovoltaikindustrie in Deutschland.
BOSCH-Vorstandschef Volkmar Denner verkündete heute in Arnstadt die gefundene Lösung:
Die Firma SolarWorld wird in Arnstadt Solarzellen und -module herstellen und 800 Mitarbeiter übernehmen.
Ein Pharma-Hersteller will einen Reinraum und 100 Arbeitsplätze übernehmen.
BOSCH selbst verlagert die Herstellung eines Automobilelektronikprodukts von Ungarn nach Arnstadt und sichert weitere 250 Arbeitsplätze.
##“... sodass in der Summe, wenn die Verträge, so wie wir sie heute abgeschlossen haben, nachher auch so umgesetzt werden können, wovon wir ausgehen, werden wir ca. 1100 der heute 1500 Arbeitsplätze in Arnstadt erhalten können.“##
Somit bleiben etwa 400 Arbeitnehmer, die über eine Transfergesellschaft in neue Jobs vermittelt werden sollen. Der BOSCH-Solar-Chef Stefan Hartung erläuterte, wie umfangreich die Bemühungen im letzten halben Jahr waren:
“In Summe haben wir über 250 Investoren hier angeschrieben, kontaktiert und geprüft. Etwa die Hälfte davon aus der Fotovoltaik.“
Und übrig blieb die SolarWorld AG des schillernden Unternehmers Frank Asbeck. Sie bekommt das Arnstädter Werk vermutlich umsonst. Das Bonner Unternehmen ist im Sommer selbst hart an der Insolvenz vorbeigeschrammt. SolarWorld-Chef Frank Asbeck gab sich in Arnstadt gewohnt optimistisch und visionär. Alles von der Forschung über die Siliziumgewinnung bis zum fertigen Solarmodul sei nun aus einer Hand zu haben.
“Ja, wir sind nach einem harten Jahr der Restrukturierung auch der SolarWorld letztlich in Europa last man standing. Wir haben bewiesen, dass wir – obwohl international der Wettbewerb enorm hart geworden ist – wir uns gegen unfaire Handelsdumpingpraktiken der Chinesen erfolgreich wehren können. Wir haben einen seltenen Rohstoff in Deutschland, den wir zwischen den zwei Ohren haben, nämlich das ist unser technologischer Geist, das ist der Forscherdrang. Wir werden Arnstadt zum Zentrum der Solarzellen-Forschung machen.“
Zur Nummer 8 in der Welt will Asbeck mit SolarWorld aufsteigen und der chinesischen Konkurrenz trotz hoher deutscher Löhne trotzen. Dafür will er Produktionen konzernintern verlagern, die Arnstädter Maschinen beispielsweise sollen in Katar Solarzellen herstellen. Die Synergieeffekte sollen so nicht nur BOSCH Arnstadt, sondern auch die SolarWorld AG retten.
Für einen war es heute wohl der letzte große Auftritt in Thüringen: Die Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, CDU, dankte ihrem Wirtschaftsminister Matthias Machnig, SPD, der am Freitag wegen einer Finanzaffäre aus dem Amt scheidet, ausdrücklich für den Kampf um den Solar-Standort Arnstadt.
“Er hat sich eingesetzt für diesen Standort – und deswegen auch noch mal danke, Matthias Machnig, für diesen Einsatz. Es hat Thüringen vorangebracht.“
“Manche Spötter behaupten, ich habe immer das letzte Wort – aber das nur am Rande. Ich bin nicht der Anhänger von schwarz-roten Koalitionen, aber ne Koalition Lieberknecht-Machnig würde ich jederzeit wieder machen.“