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Physik
Marsrover Curiosity fahndet nach Methangas

Sieben Minuten Terror - so bezeichnete die NASA das komplexe Landeverfahren, mit dem Curiosity im August 2012 vollautomatisch auf dem Mars niedersank. Seitdem hat der Rover über zehn Kilometer zurückgelegt und mit seinen Laborgeräten auch schon einige Entdeckungen gemacht. Eine große Entdeckung - wieder der Nachweis von organischem Material - ist aber bislang nicht gelungen.

Von Karl Urban | 04.02.2015
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    Blick auf eine Marslandschaft mit den Fahrspuren des US-Rovers Curiosity in Vorder- und Mittelgrund. (Nasa)
    Am 6. August 2012 landet Curiosity auf dem Mars. An Bord des Rovers befinden Massenspektrometer und Gaschromatographen - Geräte, die erstmals auch organisches Material aufspüren und analysieren sollen. Sie sollen laut Projektwissenschaftler John Grotzinger prüfen, ob es vor Jahrmilliarden auf dem Mars Leben gegeben haben könnte.
    "Es ist uns wichtig, herauszufinden, ob der Mars einmal lebensfreundlich gewesen ist. Dazu gehört Wasser, eine Energiequelle für Mikroben und dann noch Kohlenstoff, damit die Organismen Strukturen aufbauen können."
    Tatsächlich fand Curiosity in den letzten zweieinhalb Jahren Hinweise auf flüssiges Wasser, ein ehemaliges Flussbett und Sedimente eines ausgetrockneten Sees. Dieses Wasser war vermutlich sogar pH-neutral und enthielt alle für Leben notwendigen chemischen Elemente. Für Marsforscher Ernst Hauber vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist die Bilanz der 2,5 Milliarden Dollar teuren Mission trotz dieser Funde aber eher mager:
    "Es gibt jetzt noch bessere Hinweise für Vieles, was wir schon vermutet hatten. Aber es ist jetzt keine Beobachtung dabei, die eine völlig extreme Überraschung gewesen wäre."
    Energie für viele Jahre
    Schon im August 2014 endete die auf zwei Jahre angesetzte Missionszeit von Curiosity. Die Energieversorgung des Rovers könnte noch viele Jahre durchhalten. Aber seine Räder sind mittlerweile beschädigt und zwingen ihn zum rückwärts fahren, weil das die Reifen schont. Wie weit die noch fahren können, ist unklar. Und das, obwohl Curiosity gerade erst damit anfängt, das wirklich interessante Gestein anzufahren. Hauber:
    "Alles was man bisher entdeckt hat, sind sozusagen Ziele, die auf dem Weg zum eigentlichen Zielpunkt angesteuert worden sind. Der eigentliche Zielpunkt ist Aeolis Mons, ein großer Berg inmitten des Gale-Kraters, in dem man die meisten Anzeichen für sogenannte hydratisierte Minerale gefunden hat, also Minerale die Wasser enthalten."
    Seit wenigen Wochen steht Curiosity nun am Fuße dieses Aeolis Mons. Schon auf dem Weg wies der Rover kürzlich Anzeichen für organische Stoffe nach: Darunter waren Methan und einfache organische Verbindungen. Spektralanalysen mit irdischen Teleskopen hatten zwar schon vor zehn Jahren Spuren Methangas auf dem Mars festgestellt. - Jetzt aber gelang der erste sichere Nachweis mit einem Massenspektrometer vor Ort. Und Methan ist ein Gas, das auf der Erde durch Vulkane, Mikroben, viele Tiere und Pflanzen erzeugt wird.
    Methan auf dem Mars
    Projektwissenschaftler John Grotzinger ist sich sicher: Es gibt irgendwo in den Tiefen des Marsgesteins organisches Material, das dieses Methan gelegentlich freisetzt. Die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist aber nicht bislang unentdecktes marsianisches Leben, sondern schlicht: auf den Marsboden gefallene Mikrometeoriten. Denn die enthalten etwas organisches Material - das wiederum viel Methan abgeben kann, erläutert der Heidelberger Planetologe Frank Keppler diese Entdeckung.
    "Dafür gibt es einen Meteoriten, also ein analoges Material, was irgendwann auf die Erde gefallen ist und wir haben marsähnliche Bedingungen simuliert. Und wir waren völlig überrascht, dass wir Methanemissionen aus diesem Material in einer Größenordnung gefunden haben, die noch deutlich größer war als was wir bisher auf der Erde gefunden haben."
    Auf der Erde würden diese Meteoriten verglühen - auf dem Mars dürfte wegen seiner dünneren Atmosphäre aber ausreichend Material niedergehen. Noch hat Curiosity diese Hypothese nicht bestätigen können. Denn die UV-Strahlung zersetzt das Material an der Oberfläche wohl zu schnell. Ob der Rover selbst noch auf festes organisches Material im Gestein stoßen wird, hält DLR-Forscher Ernst Hauber daher für unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich:
    "Ausschließen kann ich gar nichts, weil Mars bisher noch immer gezeigt hat, dass er für Überraschungen gut ist."