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Antisemitismus
Pianist Levit: "Grundvertrauen in deutsche Gesellschaft verloren"

Der Pianist Igor Levit hat angesichts antisemitischer Vorfälle in Deutschland sein Grundvertrauen in die Gesellschaft verloren. Dazu habe die jetzt fehlende Empathie geführt, sagte Levit der Wochenzeitung "Die Zeit". Er fühle sich alleingelassen.

    Der Pianist Igor Levit sitzt an einem Flügel mit gefalteten Händen vor einem Mikrofon
    Der Pianist Igor Levit engagiert sich auch politisch gegen die Ausgrenzung Geflüchter und Antisemitismus. (picture alliance / dpa / Christophe Gateau)
    Zudem habe er mit dem Gedanken gespielt, Deutschland zu verlassen. Der Hass auf Juden sei nicht nur eine Bedrohung für ihn selbst, sondern auch für die Existenzgrundlage der Bundesrepublik. Die Forderung "Tod den Juden!" bedeute auch den Tod der Demokratie, für die man eintreten müsse. Levit betonte, erschütternd sei, dass sich diese Dringlichkeit nicht in dem Maße durch Demonstrationen auf die Straße übersetze wie etwa beim Ausbruch des Ukraine-Krieges. Levit kritisierte auch eine aus seiner Sicht zögerliche Haltung des Kulturbetriebs zu dem Thema.
    Der 36-Jährige ist ein russlandstämmiger deutscher Pianist. Seit 2019 ist er Professor für Klavier an der Musikhochschule in Hannover.
    Diese Nachricht wurde am 16.11.2023 im Programm Deutschlandfunk Kultur gesendet.