Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Pianistin Julia Kadel
Schlagabtausch

Der klassische Klavierunterricht brachte Julia Kadel zu der Einsicht, dass sie sich mit dem Jazz eine eigene innere Welt schaffen konnte. Nach einem Psychologiestudium spürte sie zudem, dass sie die Kunst der Wissenschaft vorziehen und ihr das freie Improvisieren neue Horizonte eröffnen würde.

Am Mikrofon: Karl Lippegaus | 11.10.2018
    Julia Kadel
    Die Pianistin Julia Kadel (Felix Broede)
    Als Julia Kadel schon etliche Förderpreise gewonnen hatte, beschlich die 1986 in Berlin-Kreuzberg geborene Künstlerin das Gefühl, dass sie mit ihrem Piano-Trio gerade erst begonnen hatte, ihre Vorstellungen vom Klavierspiel auf die Gruppe mit Karl-Erik Enkelmann (Bass) und Steffen Roth (Schlagzeug) zu übertragen. Oft kommen sie ohne große Absprachen auf die Bühne und das intuitive Interagieren klappt hervorragend. Mit einem Mal ging alles ganz schnell: 2014 erschien das Album "Im Vertrauen" sowie zwei Jahre später "Über und unter", beide beim renommierten Blue Note-Label. Das hatte nach Jutta Hipp in 60 Jahren noch keine deutsche Jazzmusikerin geschafft. Kraftvoll, aber nie polternd, facettenreich und nie ausufernd, unprätentiös und direkt gestaltet Julia Kadel ihren Jazz. Karge Überschriften haben ihre Stücke - "Im Vertrauen", "Nicht Bleiben", "Alles Wollen" oder "Schlagabtausch". Dahinter jedoch verbergen sich mal tänzerische und mal elegische Kompositionen, deren Modernität einem intuitiv erfassten Charakteristikum dieser Musik geschuldet ist, dem letztlich alles entscheidenden Feeling.