Eigentlich ist dies keine Premiere, denn Picasso bekam schon 1947 die einmalige Gelegenheit geboten, einige seiner Bilder im Louvre ausgestellt zu sehen, ein absolutes Novum für einen noch lebenden Künstler. Allerdings geschah dies nur an einem Schließungstag des Louvre. Der damalige Direktor wollte sich für eine Schenkung Picassos an das gerade neu gegründete nationale Museum für moderne Kunst bedanken und ließ dem Künstler die Wahl, neben welchem ehrwürdigen Werk des Louvre er denn gerne einige seiner Werke für ein Paar Stunden aufgehängt sehen würde. Picassos Wahl fiel auf den Spanier Zurbaran, die Franzosen Delacroix und Courbet und schließlich den Renaissance-Italiener Uccello. Die jetzige Ausstellung hat also durchaus ihre Berechtigung. Marie-Laure Bernadac, Konservatorin des Louvre, sieht dennoch Erklärungsbedarf für den Titel der Schau, die sie mit konzipiert hat:
"Die Besucher werden diesen Ausstellungstitel sicher erst dahingehend verstehen, dass sie eine Konfrontation zwischen moderner Kunst und den Werken der alten Meister erwarten. Darum geht es aber nicht. Wir wollen zeigen, wie stark Picassos gesamtes Werk vom Dialog mit den Künstlerpersönlichkeiten der Vergangenheit abhängt. Und diesem spüren wir nach vom Frühwerk, als er in Madrid den Prado besuchte, bis hin zu seinen letzten Bildern der Jahre 1970 bis 1973. Es geht um sein Künstlerpantheon, also die Maler, die er besonders liebte und die ihn auf die eine oder andere Weise beeinflusst haben."
Wie so häufig bei monographischen Ausstellungen trifft der Besucher zunächst auf Portraits, in diesem Fall auf die Selbstportraits Picassos, denen Bildnisse anderer Malergrößen zur Seite gestellt werden. "Yo, Picasso", "Ich, Picasso", sein bekanntes pastos gemaltes Selbstbildnis als 20-Jähriger wird dem des Nicolas Poussin von 1650 zur Seite gestellt. Dann steht Picasso Gauguin gegenüber, letzterer mit Palette vor rotem Hintergrund von 1894. Oder er begegnet in der Schau Cézanne, beide mit Palette, beide in klar umrissenen Farbpartien wiedergegeben. Doch, so fragt sich der Besucher, weshalb werden die Selbstbildnisse mit einander verglichen? Denn außer dem Thema haben sie doch eigentlich nichts gemeinsam? El Grecos Bild von 1599, das den Heiligen Martin hoch zu Pferd und daneben den Bettler vor einer weit entfernten Stadtkulisse zeigt und Picassos "Junge ein Pferd führend" vor unbestimmten Hintergrund: was setzt diese beiden Werke in Beziehung außer dass eine Pferdedarstellung die Komposition bestimmt? Marie-Laure Bernadac weiß eine allgemein gehaltene Antwort.
"Sich alles anschauen, alles kopieren, sich inspirieren lassen von der Kunst der Vergangenheit, das ist es nicht was Picasso macht. Er nimmt die Kunst der anderen regelrecht in sich auf, wie ein Kannibale. Er bemächtigt sich also der Bilder der anderen, er verschlingt quasi die Werke der Meister der Kunstgeschichte. Nachdem dies geschehen ist, speit er sie, bildlich gesprochen, wieder aus, aber jetzt in seiner eigenen Bildsprache. Picasso hat einmal gesagt: "Was ist im Grunde genommen ein Maler? Ein Sammler, der sich dadurch eine Sammlung schafft, indem er Bilder malt, die ihm bei anderen gefallen." Das zeigt also den Wunsch, sich die Kunst der anderen anzueignen. Lediglich kopieren will er sie nicht. Was wir in dieser Ausstellung sehen ist eine Art Bruderschaft unter den Künstlern, mit denen sich Picasso identifiziert. Was ihn interessiert ist nicht, was der Maler macht oder erschafft, sondern was er ist."
Vor diesem recht abstrakten Erklärungshintergrund schrumpft die Anzahl der wirklich interessanten Gegenüberstellungen in der Schau deutlich. Bekannt ist bereits die Gegenüberstellung der "Meninas" von Velàzques, die allerdings nicht von Madrid nach Paris reisten, sondern als Projektion gezeigt werden, und Picassos Folge von Interpretationen dieses Meisterwerks. Die Begegnung von Manets "Frühstück im Grünen" mit Picassos Auseinandersetzung mit diesem einst skandalösen Bildgegenstand ist im Musée d'Orsay zu erleben. Delacroix' "Frauen von Algier" erfahren im Louvre eine Neuinterpretation durch Picasso, die sicher zu den Höhepunkten dieser an drei Orten stattfinden Ausstellung gehört. Doch eigentlich zeigt die Ausstellung nichts grundlegend Neues, denn Picassos enges Verhältnis zu Meistern der Kunst vor ihm ist lange bekannt. Natürlich ging es ihm dabei nie um das Kopieren, sondern eher darum, den alten Meistern seine Referenz zu erweisen und sich ihnen vielleicht sogar näher fühlen zu wollen. Der Besucher kommt tatsächlich in diesen Genuss, denn selten gelingt es, so viel hochkarätige Kunst in einer Schau zu vereinen.
"Die Besucher werden diesen Ausstellungstitel sicher erst dahingehend verstehen, dass sie eine Konfrontation zwischen moderner Kunst und den Werken der alten Meister erwarten. Darum geht es aber nicht. Wir wollen zeigen, wie stark Picassos gesamtes Werk vom Dialog mit den Künstlerpersönlichkeiten der Vergangenheit abhängt. Und diesem spüren wir nach vom Frühwerk, als er in Madrid den Prado besuchte, bis hin zu seinen letzten Bildern der Jahre 1970 bis 1973. Es geht um sein Künstlerpantheon, also die Maler, die er besonders liebte und die ihn auf die eine oder andere Weise beeinflusst haben."
Wie so häufig bei monographischen Ausstellungen trifft der Besucher zunächst auf Portraits, in diesem Fall auf die Selbstportraits Picassos, denen Bildnisse anderer Malergrößen zur Seite gestellt werden. "Yo, Picasso", "Ich, Picasso", sein bekanntes pastos gemaltes Selbstbildnis als 20-Jähriger wird dem des Nicolas Poussin von 1650 zur Seite gestellt. Dann steht Picasso Gauguin gegenüber, letzterer mit Palette vor rotem Hintergrund von 1894. Oder er begegnet in der Schau Cézanne, beide mit Palette, beide in klar umrissenen Farbpartien wiedergegeben. Doch, so fragt sich der Besucher, weshalb werden die Selbstbildnisse mit einander verglichen? Denn außer dem Thema haben sie doch eigentlich nichts gemeinsam? El Grecos Bild von 1599, das den Heiligen Martin hoch zu Pferd und daneben den Bettler vor einer weit entfernten Stadtkulisse zeigt und Picassos "Junge ein Pferd führend" vor unbestimmten Hintergrund: was setzt diese beiden Werke in Beziehung außer dass eine Pferdedarstellung die Komposition bestimmt? Marie-Laure Bernadac weiß eine allgemein gehaltene Antwort.
"Sich alles anschauen, alles kopieren, sich inspirieren lassen von der Kunst der Vergangenheit, das ist es nicht was Picasso macht. Er nimmt die Kunst der anderen regelrecht in sich auf, wie ein Kannibale. Er bemächtigt sich also der Bilder der anderen, er verschlingt quasi die Werke der Meister der Kunstgeschichte. Nachdem dies geschehen ist, speit er sie, bildlich gesprochen, wieder aus, aber jetzt in seiner eigenen Bildsprache. Picasso hat einmal gesagt: "Was ist im Grunde genommen ein Maler? Ein Sammler, der sich dadurch eine Sammlung schafft, indem er Bilder malt, die ihm bei anderen gefallen." Das zeigt also den Wunsch, sich die Kunst der anderen anzueignen. Lediglich kopieren will er sie nicht. Was wir in dieser Ausstellung sehen ist eine Art Bruderschaft unter den Künstlern, mit denen sich Picasso identifiziert. Was ihn interessiert ist nicht, was der Maler macht oder erschafft, sondern was er ist."
Vor diesem recht abstrakten Erklärungshintergrund schrumpft die Anzahl der wirklich interessanten Gegenüberstellungen in der Schau deutlich. Bekannt ist bereits die Gegenüberstellung der "Meninas" von Velàzques, die allerdings nicht von Madrid nach Paris reisten, sondern als Projektion gezeigt werden, und Picassos Folge von Interpretationen dieses Meisterwerks. Die Begegnung von Manets "Frühstück im Grünen" mit Picassos Auseinandersetzung mit diesem einst skandalösen Bildgegenstand ist im Musée d'Orsay zu erleben. Delacroix' "Frauen von Algier" erfahren im Louvre eine Neuinterpretation durch Picasso, die sicher zu den Höhepunkten dieser an drei Orten stattfinden Ausstellung gehört. Doch eigentlich zeigt die Ausstellung nichts grundlegend Neues, denn Picassos enges Verhältnis zu Meistern der Kunst vor ihm ist lange bekannt. Natürlich ging es ihm dabei nie um das Kopieren, sondern eher darum, den alten Meistern seine Referenz zu erweisen und sich ihnen vielleicht sogar näher fühlen zu wollen. Der Besucher kommt tatsächlich in diesen Genuss, denn selten gelingt es, so viel hochkarätige Kunst in einer Schau zu vereinen.