Freitag, 26. April 2024

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PID hat durchaus Vorteile

Medizin. - Die Auseinandersetzung um Eingriffe an menschlichen Embryonen, auch Bioethik-Debatte genannt, geht unvermindert weiter. Heute diskutierte in Berlin der Bundestag über menschliche embryonale Stammzellen und die Präimplantationsdiagnostik (PID). Beides sind allerdings nur griffige Beispiele dafür, wie wir künftig mit werdendem menschlichen Leben umgehen wollen. Dabei wird gerade die Präimplantationsdiagnostik nur in wenigen hundert Fällen im Jahr angewandt werden. So die Einschätzungen im Vorfeld des 9. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin in Bonn. Der Kongress beginnt morgen. "Ich bin grundsätzlich dafür, die Präimplantationsdiagnostik zu akzeptieren und gemeinsam Wege zu suchen, wie man ihren Missbrauch verhindern kann", betonte Professor Jochen Hackelöer, Chefarzt für Pränatale Diagnostik und Therapie am Hamburger Krankenhaus Barmbek. Anders als der Streit im politischen Raum ist die Debatte unter den Fachleuten relativ ruhig. Einerseits, so die in Bonn tagenden Geburtshilfemediziner nehme gerade die Präimplantationsdiagnostik in der gesamten Pränatal- und Geburtshilfemedizin eine Nebenrolle ein - man rechnet mit nicht mehr als 1000 Fällen im Jahr. Andererseits verkennen die Mediziner nicht, dass die PID in diesen Fällen wichtige und gute Arbeit leiste. "Ich werde jeden Tag mit Eltern konfrontiert, die unter großem Elend leiden. Diese Situation ist keine rein theoretische und ich kann es nicht einsehen, dass man diesen Menschen generell machbare Regelungen bestreiten sollte, um eine teilweise abstrakte Debatte des Missbrauchs zu führen", brachte es Hackelöer auf den Punkt und war sich da mit vielen seiner Kollegen einig.

31.05.2001
    Gerade bei genetisch bedingten Leiden und Behinderungen, die dem Fötus praktisch keine Überlebenschance ließen, sei PID angebracht. Leiden wie etwa Mukoviszidose, die mitunter auch genannt werden, seien dagegen ein ganz und gar schlechtes Beispiel, da etwa Mukoviszidose-Kranke mittlerweile ohne weiteres ein erfülltes Leben führen könnten. Und in den Fällen, bei denen aufgrund von schweren Erbschäden eine Abtreibung aus medizinischer Indikation in Frage käme, sei die PID verglichen mit der alternativen "Schwangerschaft auf Probe" mit anschließender Abtreibung durchaus zu erwägen. Dass eine solche am Einzelfall orientierte Betrachtung generelle Regeln nahezu unmöglich macht, ist den in Bonn tagenden Ärzten klar. Statt einer allgemeinen Liste von Bedingungen, unter denen eine PID gestattet sei, forderten sie ein Gespräch zwischen den Eltern und einem geschulten und fachkundigen Mediziner, in dem die Risiken eindeutig geklärt werden.

    [Quelle: Michael Lange]