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Pilgerin: Benedikt XVI. ist Vaterfigur für Jugendliche

Vor der Begrüßungsrede von Papst Benedikt XVI. zeigte sich die Pilgerin Sophia Kuby erfreut darüber den "bayerischen" Papst am anderen Ende der Welt begrüßen zu können. Das Mitglied der Vereinigung "Generation Benedikt" betonte, zum Weltjugendtag seien nicht nur die eingeladen, die ein moralisch hundertprozentig sauberes Leben führen im Sinne der Kirche. Bei einem solchen Ereignis könne man vielmehr die "Universalität der Kirche" entdecken. Für viele Jugendliche sei der Papst eine Vaterfigur, fügte Kuby hinzu.

Moderation: Sandra Schulz | 17.07.2008
    Sandra Schulz: Der Weltjugendtag in Sydney, er steuert vor der Abschlussmesse am Sonntag auf einen ersten Höhepunkt zu, mit dem offiziellen Empfang des Papstes heute. Wie vor drei Jahren in Köln werden Hunderttausende dabei sein und, wie vor drei Jahren in Köln, setzt Benedikt XVI. auf die symbolische Kraft des Wassers. Nur die Szenerie ist, bei allem Respekt vor den Reizen des Rheinlands, eine andere. Um 7.30 Uhr unserer Zeit soll der Papst per Schiff in die Hafenmole von Sydney einlaufen. Dann dabei sein wird auch Sophia Kuby, Mitglied der Organisation "Generation Benedikt". Seit März hat sie in Sydney an der Vorbereitung mitgearbeitet. Wir haben sie eben per Mobiltelefon erreicht, direkt am Hafen, wo sie den Empfang des Papstes gleich miterleben wird.

    Sophia Kuby: Hallo.

    Schulz: Es dauert ja nicht mehr lange bis zum offiziellen Empfang. Wie nah werden Sie sich Papst Benedikt fühlen?

    Kuby: Fühlen werde ich mich ihm wahrscheinlich sehr nahe, da ich ja nicht nur hier bin, um ihn zu sehen, sondern noch dazu selbst aus Bayern stamme. Physisch werde ich ihm wahrscheinlich nicht ganz so nah sein, weil ja hier doch einige Hunderttausende von Jugendlichen kommen und hier schon gerade alle hinströmen zum Hafen, wo der Papst ankommt. Ich sehe sie gerade hier alle an mir vorbeilaufen. Aber ich freue mich schon sehr, unseren bayrischen Papst hier am anderen Ende der Welt jetzt willkommen heißen zu können.

    Schulz: Sie sind ja dann eine unter Hunderttausenden, was werden Sie mitnehmen?

    Kuby: Jedes Mal, wenn ich Papst Benedikt bisher gehört habe, war das was, was man sich wirklich mitnimmt. Das heißt, ich erwarte mir schon von dem, was er uns Jugendlichen sagen wird, dass das was ist, was man sich auch wirklich behält und was einem auch Grund gibt, das weiter zu reflektieren. Ich denke, dass das auf jeden Fall natürlich dann aber seinen Höhepunkt findet bei der Virgil am Samstag und bei der Abschlussmesse am Sonntag. Ich glaube, von heute an steigert sich das von Tag zu Tag und hat eben dann in der Abschlussmesse seinen Höhepunkt. Und was ich genau mitnehmen werde, kann ich Ihnen dann im Nachhinein erst sagen.

    Schulz: Sie waren vor drei Jahren in Köln beim Weltjugendtag ja auch dabei. Was ist jetzt in Sydney anders?

    Kuby: Also zum einen, die geografische Lage bedingt natürlich, dass sehr viele Pilger kommen können, die sonst nicht kommen könnten nach Europa oder in andere Teile der Welt. Das sieht man ganz deutlich einfach hier, wenn man sich auf der Straße umschaut. Es sind sehr viele Asiaten sehr, es sind sehr viele Jugendliche aus Ozeanien hier. Und man trifft einfach genauso, wie viele Deutsche übrigens, Jugendliche aus Papua-Neuguinea, aus Osttimor, aus Fidschi usw. Und das ist schon gerade für uns Europäer einzigartig, dass man diese Jugendlichen trifft, die ja genauso Teil der katholischen Kirche sind, aber von einem Fleck der Erde kommen, den man sonst eher vergisst und den man sonst, also gerade wir als Europäer, keine Berührungspunkte haben mit ihnen. Und das ist schon zum einen Mal anders und ist sehr bereichernd, finde ich. Dann ist natürlich anders die ganze Szenerie. Sydney ist eine riesige Stadt, fünfmal größer als Köln, mit diesem riesengroßen Hafen in der Mitte. Es heißt, es verteilt sich alles sehr auf die Stadt. Es ist natürlich schon gigantisch. Es ist alles immer am Wasser, es ist wunderschön. Also das sind eher so die äußeren Sachen, die wirklich einem ins Auge springen, die anders sind. Ich habe von vielen, gerade deutschen Gruppen, mit denen ich zusammenarbeite, gehört, dass es besser organisiert ist, das tut mir sehr leid für die Deutschen, das sagen zu müssen, aber es funktioniert einfach vieles, was sehr angenehm ist und was es auch einfach leichter macht, am Programm teilzunehmen, gerade wenn man mit einer großen Gruppe unterwegs ist.

    Schulz: Sydney ist eine Riesenstadt, der Empfang heute ist ja auch eine Riesenveranstaltung. Was steht denn da im Vordergrund - die Party oder der Glaube?

    Kuby: Also ich war sehr überrascht, wie klar die Jugendlichen sind - und es sind sehr viele hier, die sogar minderjährig sind, also sehr viele ganz junge -, wie klar sie eigentlich wissen, warum sie hier sind. Sehr klar ist das geworden, als ich eine amerikanische Gruppe auf der Straße getroffen habe. Man kommt ja sehr, sehr leicht mit den Leuten ins Gespräch. Und wenn man fragt, okay, warum seid ihr denn hier, und diese Gruppe, die hat gesagt, "we are the body of christ, we are one body", also wir sind der Leib Christi, wir sind ein Leib. Und das fand ich schon sehr, sehr erstaunlich für eine Gruppe von jungen Leuten, dass diese religiöse Dimension durchaus sehr, sehr präsent ist und nicht nur sozusagen Hintergrund ist, sondern es ist schon wirklich eine religiöse Dimension hier sichtbar, die sehr beeindruckend ist. Das sieht man auch daran, dass es einfach sehr viele Möglichkeiten und Orte hier gibt im Stadtzentrum, zum Gebet, zur Anbetung, zur Stille auch. Und das ist erstaunlich. Natürlich sind die Events groß und natürlich wollen wir ja auch feiern, dass wir alle katholisch sind und das ist ja auch der Grund, hier zusammenzukommen. Es ist ja nicht nur, sich alleine in Stille zurückzuziehen, weil das kann ich ja zu Hause im stillen Kämmerlein, sondern es geht ja schon auch darum, wirklich zu feiern. Und insofern ist es beides natürlich, Party und aber auch eine Pilgerreise, und zwar im äußerlichen Sinne, aber auch wirklich innerlich, für jeden einzelnen Pilger, der hier ist. Das kann man schon sehen.

    Schulz: Kardinal Lehmann ist mit den Worten zitiert worden, nach dem Weltjugendtag in Köln, dass unter den Mädchen, die dem Papst zujubeln, viele die Pille in der Tasche hätten. Finden Sie es dann gut, dass sie dem Papst zujubeln?

    Kuby: Na ja, gut, Sie sprechen natürlich an den Zwiespalt zwischen einmal ein Glaubensleben zu führen und auch auf das zu hören und das versuchen umzusetzen, was die Kirche lehrt, gerade in Bezug auf kritische Themen wie Sexualmoral etc., und andererseits natürlich einfach die Schwierigkeit, in der Welt zu sein, wo man ja kaum Freunde hat, die das genauso sehen, wie man es selber vielleicht sieht. Das ist und bleibt natürlich einfach Fakt, und das ist und bleibt, womit jeder einzelne Jugendliche lernen muss, umzugehen. Trotz allem finde ich, es ist jeder hier eingeladen, es sind nicht nur die eingeladen, die ein moralisch hundertprozentig sauberes Leben führen im Sinne der Kirche, es sind auch nicht nur Katholiken eingeladen, und trotz allem ist es ja gerade diese Chance hier beim Weltjugendtag, die man vielleicht in seiner Heimatpfarrei so nicht hat, dass man plötzlich entdeckt diese Universalität der Kirche und dass man plötzlich entdeckt, da ist jemand, dem man zujubeln kann. Und der Papst ist ja auch wirklich eine Vaterfigur für viele Jugendliche. Und ob jetzt da jeder Einzelne schon sozusagen ein Heiliger auf Erden ist, das ist natürlich nicht so. Andererseits muss ich sagen, das ist für mich kein Widerspruch, dass diese Jugendlichen und dass wir einfach alle zusammen hier zum Weltjugendtag kommen und eben auch vielleicht auch was Neues entdecken und jeder Einzelne was Neues entdecken kann in seinem Leben, das er dann auch im Nachhinein versucht umzusetzen. Insofern, das wird so bleiben und das wird auch die nächsten Tage so sein und ich sehe darin auch eigentlich kein großes Problem.

    Schulz: Zölibat, Rolle der Frau, das sind einige der kritischen Punkte. Sie gehören ja der Gruppe an "Generation Benedikt". Mit welchen Argumenten werben Sie denn für die Position Benedikts in Ihrer Generation, wenn es diese Generation denn gibt?

    Kuby: Man sieht einfach unter den Jugendlichen, dass das Interesse stetig wächst an wirklichen Antworten auf die wirklichen Fragen des Lebens und auf die Fragen, die man sich gerade als junge Mensch stellt. Und das ist natürlich, was tue ich mit meinem Leben, was ist eigentlich Berufung, was ist der Sinn des Lebens etc. Und man merkt schon, und das merken wir ganz deutlich, das Interesse wächst, wirkliche Fragen zu kriegen und keine oberflächlichen Fragen. Und dass auch das Bedürfnis sozusagen wächst, sich wirklich auch mal damit auseinanderzusetzen, was eigentlich die katholische Kirche dazu zu sagen hat. Und die Erfahrung zeigt, sobald jemand wirklich anfängt, sich mal damit auseinanderzusetzen, ernsthaft, nicht nur mit Vorurteilen usw.

    Schulz: Und das machen die Benedetto-Rufer?

    Kuby: Na ja, das Netzwerk "Generation Benedikt" stützt sich ja nicht nur auf die Benedetto-Rufe, sondern es geht gerade auch darum, jungen Leuten einmal die Ausbildung zu geben, um auch diese Fragen beantworten zu können, auch unter ihresgleichen. Das ist schon ganz schön und das ist ja auch super hier, das zusammen hier so zu feiern, aber dann geht es ja auch weiter, dann will man ja auch verstehen, warum stehe ich denn hier und warum rufe ich denn Benedetto. Und da fängt dann an, dass man auch sich eben auseinandersetzt mit Fragen der Theologie, mit Fragen der Kirche, mit Fragen, die einem ja ständig begegnen im Alltag. Und das ist das, wo die "Generation Benedikt" eben versucht, jungen Leuten die Möglichkeit zu geben, da weiter zu fragen, Antworten zu finden und natürlich diese Fragen auch dann zu vertreten, sei es im Freundeskreis, sei es in der Pfarrei, sei es in der Schule, sei es in den Medien.

    Schulz: Sophia Kuby, wir haben sie erreicht per Mobiltelefon auf dem Weltjugendtag in Sydney. Haben Sie vielen Dank!