Hinter mehrfach gesicherten Türen arbeiten nagelneue Maschinen. Im voll automatisierten Prozess werden bei Kohlpharma im saarländischen Merzig Medikamente portioniert und umverpackt. In welches Kästchen die roten oder weißen, die runden oder ovalen Tabletten einsortiert werden, hängt davon ab, zu welchem Zeitpunkt der Patient die Medikamente einnehmen muss.
Im Fachjargon wird diese individuelle Zusammenstellung von Medikamenten Blister genannt. Bislang wurden diese Blister in Deutschland in geringem Umfang von den Apotheken von Hand gefertigt. Mit der industriellen Herstellung betritt der Unternehmer Edwin Kohl absolutes Neuland.
"Die größte Schwierigkeit, die wir überwunden haben, ist, dass wir die Nuss geknackt haben, dass man Arzneimittel in industriellem Maßstab für Millionen von Menschen patientenindividuell, so wie der Arzt sie verordnet hat, in eine Wochenpackung abpacken kann."
Alle Tabletten durchlaufen ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem. Sie werden von Infrarot-Kameras durchleuchtet, damit gewährleistet ist, dass es sich um die richtige Tablette handelt und damit sicher gestellt ist, dass die richtige Tablette auch ins richtige Fach gelangt.
Ohne dass er diese Sicherheit zu jedem Zeitpunkt gewährleisten kann - das weiß auch Edwin Kohl - wird er am Markt keine Chance haben. 70 Millionen Euro wird der Unternehmer, der bislang sein Geld überwiegend mit Reimporten von Arzneimitteln verdient hat in die Verblisterungstechnik investieren. 50 Millionen davon sind bereits in den Maschinenpark geflossen.
"Der Blister hat wesentlich größere Markchancen als die Grundidee. Ich habe mir als Unternehmer ein Ziel gesetzt. Ich möchte in zehn Jahren nach Start in Europa über 10 Millionen Patienten mit den Blistern versorgen."
Im kommenden Jahr soll die Anlage starten und Ende des ersten Geschäftsjahres will assist pharma, eine Tochter von Kohlpharma, 600.000 Patienten in Deutschland versorgen. Das Potential für den deutschen Markt wird jedoch weitaus höher eingeschätzt, denn der demografische Faktor arbeite für die Blisteridee.
Die Zahl der über 80-Jährigen werde in den kommenden Jahren dramatisch ansteigen und für diese Menschen, die zunehmend allein wohnten, müssten Strukturen geschaffen werden, damit sie sicher mit Medikamenten versorgt werden könnten. Jörg Geller, Vorstand von Kohl Medical.
"Die Zielgruppe für den Blister sind alte Chroniker, Menschen, die drei, vier, fünf verschiedene Arzneimittel jeden Tag zu unterschiedlichen Einnahmezeiten einnehmen müssen und damit im häuslichen Umfeld Probleme haben."
Funktionieren kann die Idee allerdings nur, wenn Patient, Arzt und Apotheker enger kooperieren als dies bislang der Fall ist.
"Um den Patienten angemessen versorgen zu können, brauchen wir zunächst den Arzt, der auch erkennt, ob der Patient von der Verblisterung profitieren kann. Der Arzt entscheidet sich für die Arzneimittel die für die Verblisterung zur Verfügung stehen. Der Patient wählt einen Hausapotheker aus, bei dem er seine Rezepte einlöst und der dann den Blister bei uns bestellt."
Gegen die engeren Kooperation zwischen Patient, Hausarzt und Apotheker, hat sich der Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller bereits in Stellung gebracht. In einem im Juni veröffentlichten Gutachten kommen die Autoren zu dem Ergebnis , dass die Verblisterung von Arzneimitteln alles in allem für alle Beteiligten im Gesundheitssystem - inklusive dem Patienten - mehr Nachteile als Vorteile bringe.
Der Hausarzt sei überfordert, den erforderlichen Arzneimittel-Cocktail zusammenzustellen, der Patient hätte keine freie Wahl mehr, welche Apotheke er auswähle und schließlich stünden bei Kohlpahrma nur 400 Medikamente zur Verfügung, die einsortiert werden könnten.
Der Gesetzgeber und auch die Krankenkassen scheinen anders zu denken. Die Krankenkassen lohnen es dem Patienten mit Bonuspunkten wenn er seinem Arzt die Treue hält und auch der Gesetzgeber hat mit der Einführung der Praxisgebühr die freie Arztwahl ein wenig erschwert. Edwin Kohl setzt daher auf das Bestreben der Kassen, wo immer möglich, Kosten einzusparen und dabei könne, davon ist er überzeugt, der Blister helfen.
"Zumal jetzt doch Studien vorliegen, die zeigen, dass sehr viel Geld eingespart werden kann. Zum Beispiel eine Studie der Universität Kopenhagen, die nachweist, dass Patienten, die ein Jahr lang mit abgepackten Arzneimitteln versorgt wurden in dem Jahr nach Beginn der Versorgung 1.360 Euro an Krankenhauskosten eingespart haben, pro Jahr."
Kohl selbst untersucht die Wirkung seiner Blister in einem Modellversuch in saarländischen Altenheimen und will die Ergebnisse Endes des Jahres präsentieren. Die jungen Mitarbeiter, die soeben zu Maschinenführern an der neune Ablage ausgebildet wurden, bereits von der Idee überzeugt.
"Die generelle Idee vom gesamten Projekt , das ist schon sehr sinnvoll und eine tolle Sache. Meine Oma, die muss immer alles zusammenstellen. Das ist sehr zeitaufwändig und manchmal sagt sie, hab' ich sie genommen, hab' ich sie nicht genommen, also, von daher ist es sehr praktisch."
In 25 Jahren hat der Mittelständler aus kleinen Anfängen, dem Import von medizinischen Einmalartikeln, ein Handelsunternehmen geschaffen, das sich schon früh auf den Import von Arzneimitteln aus dem europäischen Ausland konzentriert hat. Die Spielregeln des europäischen Binnenmarktes waren Kohl dabei behilflich, seine Idee erfolgreich umzusetzen. In wenigen Jahren hat er am Standort Merzig 1.000 Arbeitsplätze aufgebaut. Der Unternehmer setzt auch in anderer Hinsicht Maßstäbe.
Die Firmenzentrale ist gemessen an ökologischen Grundsätzen ein Vorzeigeobjekt, geheizt wird zum Beispiel mit industrieller Abwärme, die Eicheholzböden in den Büros sind gewachst und an den Wänden viele moderne Kunst.
"Ich denke, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser arbeiten, wenn sie eine behagliche Umgebung haben und dazu gehört auch die Kunst."
Im Fachjargon wird diese individuelle Zusammenstellung von Medikamenten Blister genannt. Bislang wurden diese Blister in Deutschland in geringem Umfang von den Apotheken von Hand gefertigt. Mit der industriellen Herstellung betritt der Unternehmer Edwin Kohl absolutes Neuland.
"Die größte Schwierigkeit, die wir überwunden haben, ist, dass wir die Nuss geknackt haben, dass man Arzneimittel in industriellem Maßstab für Millionen von Menschen patientenindividuell, so wie der Arzt sie verordnet hat, in eine Wochenpackung abpacken kann."
Alle Tabletten durchlaufen ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem. Sie werden von Infrarot-Kameras durchleuchtet, damit gewährleistet ist, dass es sich um die richtige Tablette handelt und damit sicher gestellt ist, dass die richtige Tablette auch ins richtige Fach gelangt.
Ohne dass er diese Sicherheit zu jedem Zeitpunkt gewährleisten kann - das weiß auch Edwin Kohl - wird er am Markt keine Chance haben. 70 Millionen Euro wird der Unternehmer, der bislang sein Geld überwiegend mit Reimporten von Arzneimitteln verdient hat in die Verblisterungstechnik investieren. 50 Millionen davon sind bereits in den Maschinenpark geflossen.
"Der Blister hat wesentlich größere Markchancen als die Grundidee. Ich habe mir als Unternehmer ein Ziel gesetzt. Ich möchte in zehn Jahren nach Start in Europa über 10 Millionen Patienten mit den Blistern versorgen."
Im kommenden Jahr soll die Anlage starten und Ende des ersten Geschäftsjahres will assist pharma, eine Tochter von Kohlpharma, 600.000 Patienten in Deutschland versorgen. Das Potential für den deutschen Markt wird jedoch weitaus höher eingeschätzt, denn der demografische Faktor arbeite für die Blisteridee.
Die Zahl der über 80-Jährigen werde in den kommenden Jahren dramatisch ansteigen und für diese Menschen, die zunehmend allein wohnten, müssten Strukturen geschaffen werden, damit sie sicher mit Medikamenten versorgt werden könnten. Jörg Geller, Vorstand von Kohl Medical.
"Die Zielgruppe für den Blister sind alte Chroniker, Menschen, die drei, vier, fünf verschiedene Arzneimittel jeden Tag zu unterschiedlichen Einnahmezeiten einnehmen müssen und damit im häuslichen Umfeld Probleme haben."
Funktionieren kann die Idee allerdings nur, wenn Patient, Arzt und Apotheker enger kooperieren als dies bislang der Fall ist.
"Um den Patienten angemessen versorgen zu können, brauchen wir zunächst den Arzt, der auch erkennt, ob der Patient von der Verblisterung profitieren kann. Der Arzt entscheidet sich für die Arzneimittel die für die Verblisterung zur Verfügung stehen. Der Patient wählt einen Hausapotheker aus, bei dem er seine Rezepte einlöst und der dann den Blister bei uns bestellt."
Gegen die engeren Kooperation zwischen Patient, Hausarzt und Apotheker, hat sich der Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller bereits in Stellung gebracht. In einem im Juni veröffentlichten Gutachten kommen die Autoren zu dem Ergebnis , dass die Verblisterung von Arzneimitteln alles in allem für alle Beteiligten im Gesundheitssystem - inklusive dem Patienten - mehr Nachteile als Vorteile bringe.
Der Hausarzt sei überfordert, den erforderlichen Arzneimittel-Cocktail zusammenzustellen, der Patient hätte keine freie Wahl mehr, welche Apotheke er auswähle und schließlich stünden bei Kohlpahrma nur 400 Medikamente zur Verfügung, die einsortiert werden könnten.
Der Gesetzgeber und auch die Krankenkassen scheinen anders zu denken. Die Krankenkassen lohnen es dem Patienten mit Bonuspunkten wenn er seinem Arzt die Treue hält und auch der Gesetzgeber hat mit der Einführung der Praxisgebühr die freie Arztwahl ein wenig erschwert. Edwin Kohl setzt daher auf das Bestreben der Kassen, wo immer möglich, Kosten einzusparen und dabei könne, davon ist er überzeugt, der Blister helfen.
"Zumal jetzt doch Studien vorliegen, die zeigen, dass sehr viel Geld eingespart werden kann. Zum Beispiel eine Studie der Universität Kopenhagen, die nachweist, dass Patienten, die ein Jahr lang mit abgepackten Arzneimitteln versorgt wurden in dem Jahr nach Beginn der Versorgung 1.360 Euro an Krankenhauskosten eingespart haben, pro Jahr."
Kohl selbst untersucht die Wirkung seiner Blister in einem Modellversuch in saarländischen Altenheimen und will die Ergebnisse Endes des Jahres präsentieren. Die jungen Mitarbeiter, die soeben zu Maschinenführern an der neune Ablage ausgebildet wurden, bereits von der Idee überzeugt.
"Die generelle Idee vom gesamten Projekt , das ist schon sehr sinnvoll und eine tolle Sache. Meine Oma, die muss immer alles zusammenstellen. Das ist sehr zeitaufwändig und manchmal sagt sie, hab' ich sie genommen, hab' ich sie nicht genommen, also, von daher ist es sehr praktisch."
In 25 Jahren hat der Mittelständler aus kleinen Anfängen, dem Import von medizinischen Einmalartikeln, ein Handelsunternehmen geschaffen, das sich schon früh auf den Import von Arzneimitteln aus dem europäischen Ausland konzentriert hat. Die Spielregeln des europäischen Binnenmarktes waren Kohl dabei behilflich, seine Idee erfolgreich umzusetzen. In wenigen Jahren hat er am Standort Merzig 1.000 Arbeitsplätze aufgebaut. Der Unternehmer setzt auch in anderer Hinsicht Maßstäbe.
Die Firmenzentrale ist gemessen an ökologischen Grundsätzen ein Vorzeigeobjekt, geheizt wird zum Beispiel mit industrieller Abwärme, die Eicheholzböden in den Büros sind gewachst und an den Wänden viele moderne Kunst.
"Ich denke, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser arbeiten, wenn sie eine behagliche Umgebung haben und dazu gehört auch die Kunst."