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Pilotprojekt "Smart City" in Bonn
Wenn der Glascontainer "voll" meldet

Glassplitter, umgekippte und abgebrochene Flaschen - so sieht es rund um Altglascontainer oft aus. Wäre es da nicht praktisch, der Container könnte melden, wenn er voll ist - damit das Abhol-Fahrzeug vorbeikommt? In Bonn wird derzeit in einem Pilotprojekt eine Sensoren-Technik getestet, die genau das ermöglichen soll.

Von Michael Gessat | 18.11.2017
    Leere Flaschen stehen auf überfüllten Altglascontainern, aufgenommen am 06.04.2014 in Köln.
    Bin randvoll, muss geleert werden - so ruft vielleicht künftig der Altglascontainer (picture alliance / dpa / Horst Galuschka)
    Neues Glas aus alten Scherben spart Rohstoffe und Energie - und weil der Recycling-Vorteil hier so klar und einfach nachvollziehbar ist, nimmt man auch gerne den Weg zum nächsten Container auf sich. Da allerdings schauen oft schon die Hälse der letzten mit Müh und Not hineingestopften Flaschen wie Igelstachel aus den Öffnungen heraus - und was nicht mehr reinpasste, steht und liegt rings um die Behälter: umgekippt, zerbrochen.
    Dagegen gäbe es ein Mittel, sagt Reinhard Eder von T-Systems: Einen smarten Sammelcontainer-Füllstandsanzeiger:
    "Das ist so ein doppelt-zigarettenschachtelgroßes Ding, auffällige Farbe in Magenta, das ist ein batteriebetriebenes Gerät. Also das wird in Container eingebaut an der entsprechenden Stelle, und der misst im Prinzip den Abstand zum Füllgut. Also an der Unterseite ist ein Ultraschallsensor angebracht, und im Pilotversuch machen wir da mal jede Stunde eine Messung."
    Abgespecktes Mobiltelefon mit einer SIM-Karte
    In dem Kästchen steckt in Prinzip ein abgespecktes Mobiltelefon mit einer SIM-Karte: Der Füllstandsanzeiger ist über die sogenannte "NarrowBand-IoT"-Technologie vernetzt und lässt sich übers Internet und per App abfragen und überwachen. Dieses - auf Deutsch - "Schmalband-Internet-der-Dinge-Protokoll" nutzt das vorhandene Mobilfunknetz, in Bonn konkret den 900-Megahertzbereich, ist aber speziell auf große Reichweite selbst bei schwierigen Empfangsbedingungen, etwa in Kellern oder Kanälen, und auf geringen Stromverbrauch hin optimiert.
    "Man kann dann zum Beispiel eine Warnung einstellen, wann ein Container zu 85 Prozent gefüllt ist, was dann entweder per E-Mail rauskommt oder per SMS benachrichtigt wird."
    Und dann könnte ein Recycling-Dienstleister eben rechtzeitig das Abhol-Fahrzeug losschicken. Ein Echtzeit-Füllstandssensor - das Ganze funktioniert natürlich auch bei Altkleider- oder Papier-Containern - kann auch signalisieren: "Behälter ist noch lange nicht voll, nächste Leerung kann später erfolgen." Das könnte Ressourcen sparen, kosten- und klimafreundlich.
    So smart, so gut - allerdings gibt es manche Zeitgenossen, die Spaß an Sabotage haben. Tatsächlich hatte direkt kurz nach Start des Pilotversuchs jemand versucht, das hübsche magenta-farbene Kästchen aus dem Container zu entwenden. Oder es könnte ja auch Trolle geben - Spaßvögel, die zum Beispiel einen gefüllten Container dadurch vorgaukeln, dass sie einen Kartonstreifen direkt unterhalb des Sensors hineinschieben. Eine Plausibilitätskontrolle könnte solche Sabotage entlarven - der Container kann eigentlich nicht von jetzt auf gleich gefüllt sein.
    "Ich erzähle eine Geschichte, was letzte Woche bei der Eröffnung passiert ist. Da kam einer - wir waren gerade sozusagen 'on air' dort und da ist einer vom nächsten Lokal ums Eck gekommen, der ist glaube ich 100 Meter weg, der hat hatte eine Riesen-Transportkiste, wo er wirklich denn die Flaschencontainer voll gefüllt hat. Also auch wenn es innerhalb einer Minute voll ist, können Sie nicht sicher darauf schließen, dass es nicht passiert ist.
    Laternenmast meldet an Zentrale
    Zwei weitere Ideen für "smarte Sensoren", die beim Smart-City-Pilotprojekt erprobt werden: die Straßenbeleuchtung "dimmbar machen". Also bei - per Bewegungsmelder detektiertem Bedarf - von dunkel auf hell umschalten. Fällt einmal eine Lampe aus, dann meldet der über "Narrow-Band-IoT" vernetzte Laternenmast das selbstständig an die Zentrale. Und er kann - wie ein "Appartement-Haus" mit "smarten Gästen" auch noch andere Dienste beherbergen: zum Beispiel ein kleines Modul zur kostengünstigen Messung von Umweltdaten, Luftqualität und Schadstoffen, als Alternative oder Ergänzung zu den großen, teuren, von der EU zertifizierten Messboxen.
    Übrigens: Auch bei den anderen Netzbetreibern wie Vodafone und Telefonica ist die Einführung von NarrowBand-IoT in vollem Gange. Und so stellt sich bei allen smarten Zukunftsperspektiven die pragmatische Kosten-Nutzen-Frage: Alle Beteiligten wollen profitieren, wenn möglich im direkten Gegenzug zu ihrer Investition. Eine Stadt als Infrastruktur-Anbieter, ein Provider als gewinnorientiertes Unternehmen - passt das zusammen?
    "Eines der ganz wesentlichen Punkte ist - und zwar von beiden Seiten, also sowohl vonseiten der Stadtwerke als auch vonseiten der Telekom letztendlich: Wo ist der Benefit? Finden wir Anwendungen, die heute schon absehbar sind, die also den Return schnell genug erzeugen oder die zusätzliches Geschäft für die Stadtwerke zum Beispiel generieren? Da ist ein intensiver Dialog notwendig zwischen den beiden Organisationen."