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Pingen, vipern, joynen - die Alternativen zur SMS

Telefonieren und SMS schicken, das sind die Funktionen, die fast jeder Nutzer eines Mobiltelefons beherrscht. Doch wie lange es die SMS noch gibt, das steht in den Sternen: Praktischere und bessere Nachfolger hocken schon in den Startlöchern - und viele kosten den Kunden gar nichts. Bei der Mobilfunkmesse in Barcelona wurden einige davon vorgestellt.

Von Andreas Kolbe | 29.02.2012
    "Wir wollen im Grunde nichts anderes, als das SMS-Schreiben und das Telefonieren kostenlos machen."

    Ein Traum für alle Handynutzer, ein Albtraum für die Mobilfunkbetreiber: Pinger - ein US-Dienst, der nun auch nach Deutschland kommt. Für eine erhaltene SMS kann man eine kostenfrei versenden, erklärt Unternehmenssprecherin Simone Dowé das Prinzip.

    "Großer Vorteil des Ganzen ist, dass Sie eine eigenständige, vollwertige Telefonnummer haben für Deutschland, mit der Sie eben nicht nur von Pinger zu Pinger telefonieren oder SMS schreiben können, sondern zu jeder deutschen oder internationalen Telefonnummer kommunizieren können."

    Vorbei die Zeiten, in denen Kurznachrichten auf dem Handy nur 160 Zeichen lang sein durften und Geld gekostet haben. Zwar werden in Deutschland noch immer weit über 40 Milliarden kostenpflichtige SMS verschickt. Doch mit dem Siegeszug der Smartphones werden kostenfreie Alternativen immer beliebter.

    Zum Beispiel "Whatsapp". Das Programm lässt sich für alle gängigen Smartphone-Plattformen herunterladen. Kostenpunkt: weniger als ein Euro. Danach kann man beliebig viele kostenfreie Nachrichten an andere Whatsapp-Nutzer verschicken, ebenso Bilder und Sprachnachrichten.

    Auch über das soziale Netzwerk Facebook können Handy-Nutzer mit einer App Nachrichten an Freunde versenden. Beliebt ist auch die Anwendung KakaoTalk, erklärt Pamela Clark-Dickson vom britischen IT-Beratungshaus informa.

    "Das sind alles Kurznachrichtendienste, die über das Internet funktionieren. Und die können noch viel mehr: Das Programm Viper zum Beispiel ist als Telefondienst gestartet - jetzt lassen sich auch Nachrichten versenden. Und das geht anders herum genauso, dass auch die Text-Dienste anfangen, Gespräche zu ermöglichen."

    Kostenlose Nachrichten und Telefonate - Voraussetzung dafür sind ein Datentarif für die Nutzung des mobilen Internets und ein modernes Smartphone. Google's Android-Plattform und Apple's iPhone werden dabei von allen gängigen Diensten unterstützt. Für Mobiltelefone mit Windows-Software oder die bei Geschäftsleuten beliebten Blackberrys ist das Angebot etwas kleiner.

    Aufgeschreckt haben die kostenlosen Konkurrenzangebote die Netzbetreiber. Auch wenn das Daten-Geschäft für die Mobilfunker immer wichtiger wird, erzielen sie den Großteil ihrer Umsätze nach wie vor mit Gesprächsminuten und SMS. Damit das so bleibt, haben sie sich nun auf einen SMS-Nachfolgestandard geeinigt. Joyn soll der neue Service heißen, der noch in diesem Jahr auch in Deutschland starten soll.

    "Mit Joyn lassen sich Nachrichten verschicken, Sprach- und Videoanrufe erledigen oder Dokumente und Fotos verschicken - ganz egal, was man für ein Netz hat, was für ein Handy und welche Software darauf läuft."

    Sagt Brent Newsome, Chef der kanadischen Firma NewPace. Joyn soll auf möglichst allen neuen Smartphones standardmäßig installiert sein. Vorhandene Geräte werden sich mit einer App nachrüsten lassen, versprechen die Anbieter.

    Ob Joyn etwas kosten wird, haben die Mobilfunkanbieter noch offen gelassen - aus gutem Grund, meint IT-Analystin Pamela Clark-Dickson.

    "Ich glaube, die Netzbetreiber haben eingesehen, dass sie ihren Kunden kein Geld abknöpfen können für etwas, dass sie anderswo umsonst bekommen. Sie werden Joyn wohl kostenlos anbieten."

    Das könnte helfen - ist aber noch keine Garantie für den Durchbruch. Für viele Experten kommt Joyn zu spät. Die besonders schreibfreudigen Handynutzer haben längst Alternativen gefunden. Die Gelegenheitsschreiber dürften auch in Zukunft mit den 160 Zeichen einer einfachen SMS locker hinkommen.