Archiv


PISA auf dem Prüfstand

In Kiel diskutieren seit Montag 250 Wissenschaftler, Bildungsexperten und Regierungsvertreter über die Bildungsstudie PISA - und wie sich das Konzept weiterentwickeln lässt. Ein Kernpunkt: PISA am PC.

Von Sebastian Baak |
    Im Tagungszentrum Kieler Schloss geht es ungewohnt international zu: Aus allen Erdteilen sind Forscher gekommen – Vertreter aus Australien, China, Japan, den USA, Südamerika und Europa –sie wollen über PISA sprechen, die von Bildungspolitikern weltweit gefürchtete Schulstudie der OECD. Mit dabei ist der Projektdirektor von PISA International, der Australier Raymond Adams aus Melbourne. Diese Konferenz bewertet er schon jetzt als Erfolg – sonst geht es bei solchen Treffen darum, wie die aktuelle Studie läuft, jetzt können wird uns über die Zukunft Gedanken machen, sagt er.

    Beim Blick in die Zukunft geht es um verschiedene Schwerpunkte – für Professor Manfred Prenzel, der sechs Jahre lang am Kieler Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften IPN die PISA-Studie in Deutschland koordiniert hat, sind Fragen der Methodik genauso wichtig wie Inhalte:

    "Also ich denke, wichtig ist es, den Einfluss zu halten, man muss dafür sorgen, dass die Qualität unumstritten ist, dass sie auf höchstem Niveau ist. Das heißt, man muss auch Anschluss halten an den neuen methodischen Entwicklungen, das ist ein ganz wichtiges Anliegen. Und dann gibt es sicherlich neue Ideen, die in die Richtung gehen, dass eben das Spektrum auch erweitert werden kann, dass untersucht wird auch in Richtung sozialer Fähigkeiten, Fertigkeiten. Da erhofft man sich dann noch ein bisschen Auskunft darüber, über Dinge, die wir heute auch wissen wollen, wie sind denn unsere jungen Leute im Vergleich"

    Großen Raum werden nach Ansicht der PISA-Wissenschaftler neue Technologien einnehmen – der norwegischer Forscher und Professor am Osloer Institut für Lehrerausbildung und Schulentwicklung, Professor Svein Lie, bringt es am Beispiel Lesen auf den Punkt:

    "Zum Beispiel wird es mehr elektronische Tests geben. Und eine große Herausforderung wird künftig der Unterschied sein, vom Computer zu lesen oder von Papier zu lesen. Das sind zwei verschiedene Dinge mit unterschiedlichen Ergebnissen: Und da ist die Frage wie man das untersucht – man kann nicht einfach einen Lesetest für Papier für den Computer nehmen."

    Bisher bestehen die PISA-Studien aus den wechselnden Schwerpunkten Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz – Doch das Interesse bei den Regierungen und in der Forschung steigt, PISA um neue Gebiete zu erweitern, sagte Professor Manfred Prenzel:

    "Es gibt großes Interesse daran im Bereich der fächerübergreifenden Kompetenzen weitere Erhebungen zu machen – sind Schüler und Schülerinnen in der Lage, in Gruppen erfolgreich Probleme zu lösen, das ist mit Sicherheit ein Thema, das in Zukunft angegangen werden wird und angegangen werden muss."

    Vor zu viel Neuem warnt allerdings der polnische Staatssekretär im Schulministerium Zbigniew Marciniak – er selbst war in seinem Land jahrelang in der PISA-Expertengruppe für Mathematik und kennt beide Seiten. Am Grundgerüst von PISA, nämlich den Schwerpunkten Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz, dürfe nicht gerüttelt werden:

    "Ich meine, wir sollten bei den drei Bereichen bleiben, weil wir so Probleme erkennen können, und es gibt auch keine Diskussion in den Ländern, dass dies die wichtigsten Bereiche sind, weil diese Bereiche schon immer getestet wurden. Die Grundidee, die Fähigkeit der Schüler zur Problemlösung zu testen, ist das besondere an PISA."

    Bereits jetzt ist klar, dass der Kreis der PISA-Teilnehmerländer weiter wächst – laut Projektleiter Professor Raymond Adams sind schon 90 Prozent der Weltwirtschaft in der Studie repräsentiert. Für die kommenden Jahre werden mehr als 100 Länder an PISA teilnehmen. Was er von dieser Konferenz mitnehmen wird, ist die große Verantwortung – Der Einfluss von PISA verlangt eine sorgfältige Arbeit.

    Morgen wird die PISA Research Conference in Kiel enden. Die Ergebnisse werden sich dann in der PISA-Studie 2012 wiederfinden.