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PISA II - die Ergebnisse

So, ich darf sie ganz herzlich zur Pressekonferenz der Kultusministerkonferenz zu PISA begrüßen.

Von Armin Himmelrath |
    Sie war die wohl am meisten erwartete Pressekonferenz des Jahres. Am Montagabend wurden in Berlin die Ergebnisse der zweiten PISA-Studie veröffentlicht. 30 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa, kurz: OECD, wurden in der aktuellen Untersuchung miteinander verglichen. Deutschland landete in allen gemessenen Bereichen auf den Plätzen 16 bis 20, und der nationale PISA-Koordinator Manfred Prenzel vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel sieht darin durchaus eine Verbesserung.
    Deutschland liegt 2003 in den Kompetenzbereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften im internationalen Durchschnittsbereich. Das heißt, wir haben hier eine schon deutlich andere Situation als 2000, als Deutschland in allen drei Bereichen unterhalb des internationalen Durchschnitts lag.
    Während deutsche Schüler also im Mittelfeld dümpeln, freuen sich die Bildungspolitiker in Finnland, Südkorea, Hongkong und den Niederlanden über das gute Abschneiden ihrer Schulsysteme. Katerstimmung gibt es dagegen in Mexiko, Griechenland und Portugal - diese Länder gehören zu den Verlierern des internationalen Schulvergleichs.

    Der Auftrag für die Studie lautete auch diesmal, herauszufinden, wie gut Jugendliche in der Schule lernen und wie gut sie dieses Wissen auf andere Situationen, zum Beispiel im Beruf, übertragen können. Neben den Kenntnissen in Mathematik und Naturwissenschaften und dem Leseverständnis wurden auch allgemeine Fähigkeiten zur Problemlösung getestet. Und dabei schnitten die deutschen Schüler überraschenderweise sogar besser ab als der OECD-Durchschnitt. Manfred Prenzel:
    Wir verstehen diesen Befund als Hinweis darauf, dass das analytische Denkvermögen, das für die Mathematik eine große Rolle spielt, offensichtlich gut vorhanden ist, allerdings nur bedingt in mathematisches Wissen, in mathematisches Verständnis umgesetzt wird.
    Im Klartext: Im Mathematikunterricht in der Schule werden die - eigentlich vorhandenen - Fähigkeiten der Schüler nicht richtig abgerufen. Das könnte an mangelnden didaktischen Fähigkeiten der Lehrer liegen oder daran, dass im dreigliedrigen Schulsystem in Deutschland mit Hauptschule, Realschule und Gymnasium der einzelne Schüler nicht angemessen gefördert wird. Solche Spekulationen lehnt Manfred Prenzel aber ab.
    Die Studie ist so angelegt, dass sie kein wissenschaftliches Projekt ist. Die Studie zielt also nicht darauf ab, genau nach den Ursachen von Stärken und Schwächen zu suchen, sondern sie versucht, vergleichend Bildungssysteme darzustellen in ihren Ergebnissen und gibt dann die Möglichkeit, vor diesem Hintergrund diese Ergebnisse zu interpretieren.
    Und diese Interpretationsmöglichkeiten nutzen Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, Schüler und Bildungspolitiker fleißig aus. Manche deuten die PISA-Ergebnisse als Bestätigung für die schon erfolgten Reformen im deutschen Bildungssystem, andere sehen sie dagegen als Beleg für Reformunfähigkeit. PISA-Forscher Manfred Prenzel aber betont, ...
    ... dass es keine systematische Beziehung gibt zwischen dem Differenzierungsgrad eines Schulsystems und dem erreichten Kompetenzniveau. PISA gibt weder Befunde, die für die Einführung eines Einheitssystems sprechen, oder für die Einführung eines differenzierten Systems. Diese Diskussion muss man auf der politischen Ebene führen, die Befunde, die PISA tatsächlich anbietet, sind in keiner Weise beweisend.