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Pisa-Informationen

Seit 2001 hat sich die Zahl der PC's in deutschen Schulen glatt verdoppelt

Von Armin Himmelrath |
    IGLU hin, PISA her - es gibt tatsächlich noch internationale Vergleiche, bei denen deutsche Schulen nicht unter "ferner liefen" auftauchen, sondern ganz vorne an der Spitze stehen. Dazu gehört die Ausstattung der Klassen mit Computern. Seit 2001 hat sich die Zahl der PC's in deutschen Schulen glatt verdoppelt. Wie das Bundes-Bildungsministerium ermittelte, teilen sich derzeit durchschnittlich 15 Schülerinnen und Schüler einen Rechner. Damit erreicht Deutschland die im europaweiten Aktionsplan E-Learning festgesetzte Zielmarke schon 18 Monate vor Ende der Frist. Am schlechtesten ist die Computerausstattung derzeit in Grundschulen, wo nur ein Rechner für 17 Schülerinnen und Schüler zur Verfügung steht. Am besten schneiden dagegen die berufsbildenden Schulen mit einem Verhältnis von 1 zu 11 ab. Das ist im wesentlichen auf ein bundesweites Modernisierungsprogramm zurückzuführen, bei dem in den letzten Jahren 130 Millionen Euro in die verbesserte technische Ausstattung der Berufsschulen geflossen sind. Wie der Alltag an den berufsbildenden Schulen sonst aussieht, ist übrigens Thema der nächsten Forum-Pisa-Sendung heute in einer Woche.

    3600 geschiedene Männer haben sich an der bundesweit bisher größten Untersuchung über Scheidungsväter beteiligt

    Von der Berufsschule zur so genannten Schule des Lebens. Die ist mitunter ziemlich hart, vor allem für Väter nach einer Trennung. 3600 geschiedene Männer haben sich an der bundesweit bisher größten Untersuchung über Scheidungsväter beteiligt. Bremer Sozialwissenschaftler hatten sie gefragt, in welcher Weise Väterlichkeit nach der Scheidung überhaupt noch möglich war. Die Bedrohung ihrer Vater-Rolle durch die Scheidung erlebten die Männer durchweg als sehr groß. Bei fast einem Viertel brach die Beziehung zu den Kindern völlig weg. Mal war es die Ex-Frau, die sich nicht an die vereinbarten Besuchsregelungen hielt, mal die Rechtlosigkeit unverheirateter Väter, dann wieder ein Familiengericht, das ewig brauchte, bis es endlich seine Verfügungen traf. Manche Männer brachen den Kontakt auch deshalb ab, weil sie ihre Kinder vom Loyalitätszwang befreien wollten, der als Konflikt nach fast jeder Trennung auftritt. Überraschend deutlich äußerten viele Befragten deshalb auch die Angst, nach der Scheidung nur noch als Eventdaddy für Wochenendausflüge und ferienartige Lustzustände zum Zuge zu kommen. Nur zu zahlen und eine stundenweise Beziehung zu ihren Kindern zu haben, reicht den meisten Männern jedenfalls nicht mehr aus, sagen die Autoren der Studie.

    Fast jeder zehnte Schüler in Deutschland besucht mittlerweile eine Ganztagseinrichtung

    Dass es vor allem Scheidungskinder seien, die auf eine Ganztagsbetreuung in der Schule angewiesen sind, ist allerdings eine Mär. Wer seine Kinder bis zum späten Nachmittag in Schule oder Hort lässt, ist, darüber sind sich Bildungsexperten längst einig, kein schlechterer Vater und keine schlechtere Mutter. Fast jeder zehnte Schüler in Deutschland besucht mittlerweile eine Ganztagseinrichtung, Tendenz steigend. Laut Kultusministerkonferenz waren im letzten Schuljahr rund 860 000 Schülerinnen und Schüler bis zum Alter von 16 Jahren auch nachmittags in den Klassenzimmern zu finden. Den größten Teil, nämlich mehr als zwei Drittel, machen dabei so genannte "offene Ganztagsangebote" aus, bei denen Kurse und Arbeitsgemeinschaften als Ergänzung des morgendlichen Pflichtunterrichts von den Schülern freiwillig besucht werden. Große Unterschiede gibt es bei den Schulformen: Während an Realschulen, Gymnasien und Grundschulen nur jeweils magere 4 Prozent der Schüler ganztags lernen, sind es an Gesamtschulen 67 Prozent der Kinder und Jugendlichen und an Sonderschulen immerhin noch 30 Prozent.

    Durchschnittlich 100 Minuten hocken deutsche Kinder jeden Tag vor der Glotze

    Eines immerhin ist klar: Wer in der Schule sitzt, kann wenigstens nicht plan- und ziellos im Angebot der Fernsehsender herumzappen. Durchschnittlich 100 Minuten hocken deutsche Kinder jeden Tag vor der Glotze, hat die Fachzeitschrift Media Perspektiven ermittelt. Viele haben ein eigenes Fernsehgerät und werden deshalb unkontrolliert mit wenig altersgerechten Inhalten konfrontiert. Das muss sich ändern, findet das Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation. Statt den Fernsehkonsum einzuschränken, will es die Kinder durch mehr Möglichkeiten zur Interaktion auf jene Sendeplätze locken, die pädagogisch unbedenklich sind. Erstes Ergebnis der Überlegungen: Die Comic-Serie "Kim Possible", bei der die Zuschauer während der Sendung bei einer Art Quartett-Spiel bestimmte Karten sammeln müssen. Das funktioniert durch einfaches Drücken der Fernbedienung. Ein Zusatzgerät namens Settop-Box ermöglicht es dann, diese Karten mit anderen Kindern zu tauschen. Vollständige Sammlungen erlauben schließlich den Zugang etwa zu Online-Spielen im Internet. Und den Umgang mit diesem Medium haben die Kinder ja schon in ihrer bestens mit Computern ausgestatteten Schule gelernt. Trotzdem brauchen Sie jetzt nicht hektisch in Ihrer Programmzeitschrift nach "Kim Possible" zu suchen - die Serie existiert bisher nur als Prototyp und wird noch lange nicht ausgestrahlt.

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