Dass sich die Lehrerausbildung stärker an den Bedürfnissen der Schulen orientiere, wünscht sich die Hessische Kultusministerin Karin Wolff, CDU: Sie hat ein neues Gesetz zur Qualitätssicherung der Schulen auf den Weg gebracht und verändert in erster Linie die gesetzlichen Vorgaben für die Lehrerbildung. Verbindliche Praktika werden in den Studienverlauf eingeführt - sowohl in Schulen wie auch in Betrieben müssen Lehramtskandidaten Erfahrungen sammeln, bevor sie in hessischen Schulen unterrichten dürfen. Die künftigen Lehrer sollen sich nicht erst im Referendariat vor einer Klasse wieder finden, sondern frühzeitig überprüfen, ob sie tatsächlich für den Lehrerberuf geeignet sind. Wer das zweite Staatsexamen in der Tasche und eine Stelle in der Schule schließlich angetreten hat, ist indes der eigenen Qualifizierung nicht etwa entwachsen: Schließlich wird auch die Verpflichtung zur Fort- und Weiterbildung nunmehr gesetzlich festgeschrieben. Regelungen zum Ganztagsunterricht und zur Querversetzung von einer Schulform zur nächsten - ohne dass der Schüler Zeit verliert und sitzen bleibt - werden ebenso getroffen, wie zur Verkürzung der Gymnasialzeit. In Hessen lässt man sich mit der Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren allerdings Zeit und erhält die herkömmliche gymnasiale Oberstufe, beispielsweise um Realschülern den Übergang ins Gymnasium nicht zu verbauen.
Anders die Pläne in Bayern: auch hier wird mit dem neuen Schulgesetz die Verkürzung der Abiturzeit von 13 auf 12 Jahre eingeführt, womit eine "moderne Schule bayerischer Prägung" geschaffen würde, wie sich Kultusministerin Monika Hohlmeier, CSU, ausdrückt. Sie hat nicht versäumt, dem ganzen auch noch einen innovativen Titel zu verpassen: G8 heißt das achtjährige Gymnasium in Bayern künftig und es soll über ein System von Intensivierungsstunden schwächere Schüler fördern, sowie begabteren die Möglichkeit zur rascheren Erarbeitung des Stoffes geben. Auch in Bayern löst man sich von den traditionellen Fächern Physik, Biologie und Chemie, zugunsten eines offenbar zeitgemäßen Faches namens Natur und Technik.
Nicht ganz einstimmig allerdings wird das neue Schulgesetz im Freistaat angenommen: das Musikgymnasium in Regensburg jedenfalls fürchtet um seine Domspatzen: Dass es ohne 19-Jährige Chormitglieder an tiefen Stimmen mangeln wird, sei schon schlimm genug. Mehr noch fürchtet Domkapellmeister Roland Büchner, dass den jüngeren Domspatzen soviel Lehrstoff aufgebrummt werde, dass ihnen zum Singen die Luft fehle.