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Eine Schule für alle +++ Bundespräsident Köhler hat den Deutschen Hauptschulpreis verliehen. +++ Girls Day in Deutschland +++ Auftaktveranstaltung von "Work for peace" +++ Wer still sitzt, lernt schlechter.

Von Agnes Steinbauer |
    "Eine Schule für alle", das war in dieser Woche auch Top-Thema der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Ihr neuer Vorsitzender Ulrich Thöne, Berufschullehrer und Nachfolger von Ex-GEW-Chefin Eva-Maria Stange, warb am Dienstag auf dem Gewerkschaftstag in Erfurt für eine Einheitsschule mindestens bis zur zehnten Klasse und schlug eine "Experimentierklausel" in den Schulgesetzen der Länder vor. Eine solche Klausel könne eine Weiterentwicklung von Schulen in ein integriertes System öffnen.

    Bundespräsident Horst Köhler hob eine viel geschmähte Schulart hervor. Am Mittwoch verlieh er den Deutschen Hauptschulpreis, den die Hertie- und Robert-Bosch-Stiftung mit insgesamt 100.000 Euro finanzieren. Sieger wurde die Friedrich Ebert Hauptschule in Augsburg. Sie bekam 15.000 Euro Preisgeld für ihre "Ausbildungsbörse" ihre Praktikums-Projekte und für die "Lern- und Lebenswelten" auf dem Schulgelände - ein Cafe zum Beispiel und ein Kino - wo sich Schüler wohl fühlen könnten.

    Mehr als 100.000 Mädchen haben sich gestern in ganz Deutschland zum fünften "Girls Day" an Werkbänke und Computerschnittplätze gesetzt, um typische Männerberufe kennen zu lernen. Das angeblich "schwache Geschlecht" nutze noch nicht alle Zukunftschancen, wenn es sich technischen Berufen verschließe. Darüber waren sich Bildungsministerin Bulmahn und Familienministerin Schmidt einig. Renate Schmidt drehte aber den Spieß auch um und inspizierte zusammen mit sechs jungen Männern ein typisch weibliches Arbeitsfeld - einen Berliner Kindergarten.

    Vertreter beiderlei Geschlechts, die Schüler der Internationalen Gesamtschule in Berlin erhielten diese Woche Anregungen ganz anderer Art: Der Weltfriedensdienst lud dort zur Auftaktveranstaltung von "Work for peace". Bei dieser Schüleraktion unter der Schirmherrschaft von Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul werden im Juni über 20 Berliner Schulen einen Tag lang für Projekte in Afrika arbeiten, Schuhputzen in der Fußgängerzone oder Prospekte austragen. Viele Schüler haben sich schon auf die Suche nach engagierten "Arbeitgebern" gemacht. Nach einem aus Skandinavien importierten Vorbild, wollen sie nicht nur Spenden verdienen, sondern sich auch in die Lebenswelt gleichaltriger Afrikaner versetzen.

    Das Stillsitzen galt bisher als Tugend, es ist aber für die Entwicklung von Kindern nicht unbedingt gut. Das hat ein vierjähriger Modellversuch der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung (BAG) zu Tage gebracht. Wie das Magazin "Focus-Schule" diese Woche veröffentlichte, hat die BAG in einer Studie nachgewiesen, dass Schüler, die auch im Sitzen "mobil" sind, sich besser konzentrieren können und weniger Haltungsschwächen zeigen. Wissenschaftler untersuchten in Hannover drei Gruppen von Grundschülern. Die erste drückte konventionell die Schulbank, die zweite wurde in den Pausen zu besonderer Bewegung animiert - die dritte auch im Unterricht. Ergebnis: Diese Schüler waren konzentrations- und leistungsfähiger. Die Gesellschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung kommt deshalb zu dem Schluss: Das Klassenzimmer der Zukunft muss mit ergonomischen Dreh- und Wippstühlen ausgestattet sein, auf denen sich die Schüler ständig bewegen können. Vielleicht hat die BAG auch Bewegungs-Tipps für die Lehrer, die das dann ertragen müssen.