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PISA-Nachrichten

Es mutet an wie eine Rückbesinnung auf längst vergessene preußische Tugenden: Wieder plant ein neues Bundesland die Einführung von Kopfnoten: Auch Sachsen-Anhalts Schüler sollen künftig nicht nur Zensuren in einzelnen Fächern erarbeiten, sondern zugleich wird ihr Sozial- und Arbeitsverhalten bewertet werden und auf dem Zeugnis als Note erscheinen. In Sachsen sind derlei Beurteilungen der Sekundärtugenden bereits gang und gebe. Im Nachbarland Brandenburg hingegen wurde der alte Kanon von Fleiß, Betragen und Ordnungsliebe inzwischen modernisiert: Konfliktfähigkeit und Sozialkompetenz werden dort im Zeugnis vermerkt – wenngleich nicht als Note, so doch in Form des kurzen Berichts. Die Lehrer, die schon vor der Wiedervereinigung unterrichtet haben, dürften durchaus Erfahrung mit der Vergabe von Zensuren für Verhalten und Einstellung, Benehmen und Motivation mitbringen: die Zeugnisse zu DDR-Zeiten wiesen gleichfalls Kopfnoten aus. Der parteilose Wissenschaftsminister des Landes Sachsen-Anhalt, Jan-Hendrik Olberts, hat zwar bislang offen gelassen, in welcher Weise die Schüler in seinem Bundesland ab dem kommenden Schuljahr benotet werden, hält aber die Einführung der Kopfnote dennoch für einen Schritt in Richtung – so wörtlich – eine "innere Schulreform". Ob die OECD-Bildungsexperten, als Autoren der PISA-Studie das gewollt hätten?!

Jacqueline Boysen |
    Während sich die Thüringische Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski, CDU, im Rückblick auf ihre Amtszeit als Vorsitzende der Kulturministerkonferenz zufrieden über die Denkanstösse und Veränderungen nach der PISA-Studie zeigt, hat sich nunmehr auch die Unternehmensberatung McKinsey noch einmal deutlich zu PISA geäußert. Die Initiative "McKinsey-bildet", die im vergangenen Jahr einen eigenen Bildungskongress veranstaltet hatte, analysierte nunmehr sowohl den Kongress wie auch die Einzeluntersuchungen der OECD und formuliert klare politische Handlungsanweisungen: In erster Linie müsse die Differenzierung nach Schultypen überdacht werden, sie sei der entscheidende Einflussfaktor für den Erfolg oder Misserfolg im Curriculum der Schüler, so die Klage der Unternehmensberater. McKinsey moniert zudem das mangelhafte Qualitätsmanagement im deutschen Bildungswesen und die unzureichende individuelle Förderung einzelner Schüler. Dass die Berater sich dafür stark machen, ein schärferes Bewusstsein für das Niveau der Schul-Bildung, aber auch der frühkindlichen Lernphasen zu entwickeln wundert nicht – rekrutiert sich die weltweit agierende Firma doch insbesondere in D aus Absolventen international renommierter Schulen und Hochschulen oder den Stipendiaten der Studienstiftung des deutschen Volkes.

    In Frankfurt an der Oder wird das Terrain für die Aufnahme des Nachbarlands Polens in die Europäische Union nunmehr in besonderer Weise geebnet: In der Grenzstadt können künftig Erstklässler auf freiwilliger Basis Polnisch erlernen: Zu Beginn des Schuljahres 2004/2005 wird auf Initiative eines Vereins zum ersten Mal Polnisch-Unterricht für ABC-Schützen angeboten. Bisher wurden Erfahrungen mit dem frühen Fremdsprachenunterricht nach dem Modell der so genannten Begegnungssprache in Englisch oder Französisch, im deutsch-dänischen Grenzgebiet auch in der Sprache des nördlichen Nachbarlands gesammelt. In Frankfurt Oder nun sollen die Grundschüler spielerisch die Nähe zu Polen erleben, wobei der Verein sich zum Ziel gesetzt hat, nach Möglichkeit auch polnische Schüler diesseits der Oder in den Unterricht zu integrieren. In Brandenburg, so teilt das Kulturministerium mit, lernen soviel Schüler auch älterer Jahrgänge polnisch wie nirgendwo sonst – und dies mit steigender Tendenz.