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PISA-Nachrichten

Das "PIS(e)Acken auf Raten", wie es die "Leipziger Volkszeitung" nannte, tat - wir erinnern uns - erst letzte Woche wieder einmal richtig weh. Die dritte Auswertung der Pisa-Studie brachte wenig Ermutigendes zu Tage: 20 Prozent Ausländeranteil senke das Klassenniveau erheblich - und: In Deutschland sind Noten Glückssache, sprich: Zensurengebung ist extrem unterschiedlich - das waren die erschütternden Schlagzeilen. Dabei ging aber ein wenig unter, dass der Pädagogik-Professor Jürgen Baumert - beim Max-Planck-Institut für Bildungsforschung verantwortlich für die vertiefte Auswertung von Pisa - klar feststellt: Im internationalen Vergleich schneiden deutsche Schulen auch dann nicht viel besser ab, wenn man die Leistungen von Migrantenkindern nicht berücksichtigt. Marie-Luise Beck, die Ausländerbeauftrage der Bundesregierung, warnte davor, die aktuellen Pisa-Ergebnisse gegen Migranten zu verwenden und mit Forderungen für das Zuwanderungsgesetz zu verbinden. Sie verwies auf den "kaum lösbaren" Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen. Als Konsequenz aus der Studie hält Beck es für geboten, die Frühförderung in den Kindergärten zu verbessern und einen generellen Sprachtest zwei Jahre vor der Einschulung einzuführen. Der Saarbrücker Erziehungswissenschaftler Alfred Sander, sieht nach Pisa-Drei die Stunde der Integrationspädagogik gekommen. Alle benachteiligten Schüler müssten in einem einheitlichen Schulsystem gefördert werden. Zusammen mit anderen Integrationspädagogen forderte Sander die Abschaffung der Sonderschule zugunsten gemeinsamen Unterrichts bis zur Sekundarstufe 1 - allerdings mit mehr Lehrern und Förderprogrammen.

Von Agnes Steinbauer |
    Während die Pisa-Turbulenzen die Schlagzeilen beherrschten, musste sich Bildungsministerin Edelgard Bulmahn im Bund-Länder-Kampf bewähren. Nach den unionsgeführten Ländern wollen nun auch die SPD-Länder aus der gemeinsamen Bildungsplanung mit dem Bund aussteigen. Das wurde am Wochenende bekannt. Damit haben nun alle 16 Länder dem Bund den Kampf angesagt. Sie - so scheint es - sind fest entschlossen, ihre Bildungshoheit wieder zu stärken. Nicht nur die bisherige Gemeinschaftsaufgabe "Bildungsplanung" wollen sie abschaffen, sondern auch die gemeinsame Finanzierung von Hochschulbau und Universitätskliniken. Das Bund-Länder-Gerangel hatte mit den unionsgeführten Ländern begonnen. Sie lehnten die vier-Milliarden-Euro-Spritze des Bundes für den Bau von Ganztagsschulen ab, weil sie unabsehbare Kosten im Personalbereich befürchten. Im Grunde hätten sich Bund und Länder jetzt jedoch auf den Ausbau der Ganztagsschulen verständigt, betonte Bulmahn Anfang der Woche. Die Forderung nach Übernahme von Personalkosten für Lehrer lehnte sie Ab.

    Von Berlin nach München: "Girls go Informatik" heißt das schwungvolle Motto einer Veranstaltung der TU München und der Gesellschaft für Informatik. Am Samstag können sich die "girls" oder vielleicht doch besser Mädchen auf dem Campus der TU in Garching über den Beruf und das Studium der Informatikerin kundig machen www.girls-go-informatik.de. Schülerinnen der Jahrgangsstufen 11 - 13 aber auch Lehrer und Lehrerinnen werden von 25 erfahrenen Informatikerinnen über Berufschancen in Praxis und Wissenschaft aufgeklärt.

    Und zum Schluss eine Meldung, die Europa in Sachen Bildung näher zusammenbringt. Die Tübinger Kinderuni eröffnete Anfang der Woche eine Außenstelle in Rom. An der "Scuola Media Statale Luigi Settembrini" hielten Tübinger Mathematiker vor 150 Kindern der 8. Klassenstufe Vorlesungen in italienischer Sprache. Inhaltlich ging es aber nicht nur um Mathematik, sondern auch um Architektur oder den goldenen Schnitt. Die römische Zeitung "Corriere della Sera" begleitete den Auftritt mit der poetischen Schlagzeile: "Berühmte Mathematiker aus Tübingen verzaubern die Kinder der Settembrini".