aber den De Chirico der metaphysischen Periode. Das heißt, die Werke dieses
Malers aus den Jahren 1909 bis 1920. Die Ausstellung soll verdeutlichen,
welchen Einfluss diese Periode De Chiricos auf die europäische Malerei
hatte. Auf den Surrealismus der 20er Jahre und auf den abstrakten
Expressionismus.
Esther Coen ist die Kuratorin einer Kunstschau in Rom, die alles andere als
leichtverdauliche Bilderkost bietet. In den Sälen der Scuderie, den
ehemaligen Pferdeställen des Palazzo Quirinale im Herzen der ewigen Stadt,
sind Meisterwerke von De Chirico zu sehen - viele davon seit Jahrzehnten zum
ersten Mal wieder in Italien. Darunter auch zahlreiche Werke aus
Privatsammlungen, die nur selten ausgestellt werden. In den Scuderie - die
dank grosser und auch international Aufsehen erregender Kunstausstellungen
eine Art römisches Grand Palais geworden sind - bekommen die Besucher auch
Bilder von Ives Tanguy und von René Magritte, von Joan Mirò und Alberto
Savinio, von Carlo Carrà, Constantin Brancusi sowie von Max Ernst zu sehen.
Rätselhafte Bilder, die von der Ausstellungskuratorin unter dem Titel
"Metafisica" zusammengefasst wurden:
Die Idee der Metaphysik ist an bestimmte philosophische
Vorstellungen gebunden, jedenfalls was De Chirico betrifft. Er selbst sagt,
dass er das Gefühl der Leere in Malerei umzusetzen versuchte. Das erklärt
auch seine Emphase bei der Darstellung der Realität, einer leeren
Realität.
In den großen Sälen der barocken Scuderie, von deren hohen Fenstern aus der
Blick auf die Dächer der römischen Altstadt geht, geben vor allem die
Gemälde von Giorgio De Chirico viele Rätsel auf. Zu sehen sind leere Plätze
und Strassen mit Menschen ohne Gesichter, unförmige Gebilde, die weder Tiere
noch Menschen sind, Räume mit Fabelwesen. De Chiricos Welt ist ein stiller
und bewegungsloser Gegenkosmos zum dynamischen Futurismus, jener
italienischen Kunstrichtung des frühen 20. Jahrhunderts, die die Bewegung
zur Ikone erhob. Die metaphysische Malerei hingegen, als deren Gründer De
Chrico gilt, erhebt die Darstellung des Realen - auch beweglicher
Gegenstände, die der Futurismus ins Zentrum seiner Darstellung setzte - in
den Bereich einer immobilen Entrücktheit. De Chirico verstand sich als
"pictor optimus", dessen Werke eine antikisierende Klassizität zum Ausdruck
bringen. Er malte geheimnisvolle Bilder, lieferte keinerlei Erklärungen zu
seinem Schaffen und warf Kunstexperten vor, dass sie ihn sowieso nicht
verstehen würden.
Esther Coen:
Seine Bilder mit den Arkaden vermitteln einen Eindruck
der Leere, wie man sie noch heute nachts in jenen Städten erleben kann, die
Mussolini in den 30er Jahren errichten ließ, zum Beispiel in Latina,
südlich von Rom. Metaphysische Architektur im Sinn De Chiricos. Der Mensch
ist auf solchen strengen klassischen Plätzen nur ein flüchtiger Geist.
Guillaume Apollinaire bezeichnete diese Malerei als modern und zugleich
antimodern. De Chiricos Malerei scheint die revolutionäre Avantgarde des
frühen 20. Jahrhunderts überwinden zu wollen. In diesem Sinn sieht
Ausstellungskuratorin Esther Coen Di Chirico als einen Maler, der die
Avantgarde" des 20. Jahrhunderts wie kein anderer beeinflusst hat: zum
Beispiel Mirò und Ernst, Tanguy und Picasso. Sie geht sogar so weit, dass
sie Werke amerikanischer Maler wie Willem De Kooning als Metaphysiker im
Sinn von De Chirico bezeichnet. Ein gewagtes Konzept, das von anderen
Kunsthistorikern scharf kritisiert wird. Für die römischen Kunstexpertin und
Kunsthändlerin Gloria Porcella, die vor einem Jahr im europäischen Parlament
eine De Chirico-Schau organisierte hatte, handelt es sich dabei um reinen
Unsinn:
Die Ausstellung in den Scuderie zeigt Werke von Malern
wie Carra und anderen, die De Chirico entschieden ablehnte, wegen ihres
Malstils, der seiner Meinung nach nicht den Geist der Zeit einfing. De
Chirico würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass er in einer
Kunstschau unter dem Titel 'Metaphysik' zusammen mit diesen anderen Malern
ausgestellt wird.
Andere Kritiker des Ausstellungskonzepts von Esther Coen werfen ihr vor,
eine Menge rätselhafter Gemälde zusammen gemixt und in einen Sack gesteckt
zu haben, auf dem "Metaphysik" steht.
Während die Experten sich streiten, betritt der Besucher der römischen
Scuderie eine Welt voller Bilder, Orte und Personen, die entrücken, die
bedrücken, auf jeden Fall aber gefangen nehmen, faszinieren.
Malers aus den Jahren 1909 bis 1920. Die Ausstellung soll verdeutlichen,
welchen Einfluss diese Periode De Chiricos auf die europäische Malerei
hatte. Auf den Surrealismus der 20er Jahre und auf den abstrakten
Expressionismus.
Esther Coen ist die Kuratorin einer Kunstschau in Rom, die alles andere als
leichtverdauliche Bilderkost bietet. In den Sälen der Scuderie, den
ehemaligen Pferdeställen des Palazzo Quirinale im Herzen der ewigen Stadt,
sind Meisterwerke von De Chirico zu sehen - viele davon seit Jahrzehnten zum
ersten Mal wieder in Italien. Darunter auch zahlreiche Werke aus
Privatsammlungen, die nur selten ausgestellt werden. In den Scuderie - die
dank grosser und auch international Aufsehen erregender Kunstausstellungen
eine Art römisches Grand Palais geworden sind - bekommen die Besucher auch
Bilder von Ives Tanguy und von René Magritte, von Joan Mirò und Alberto
Savinio, von Carlo Carrà, Constantin Brancusi sowie von Max Ernst zu sehen.
Rätselhafte Bilder, die von der Ausstellungskuratorin unter dem Titel
"Metafisica" zusammengefasst wurden:
Die Idee der Metaphysik ist an bestimmte philosophische
Vorstellungen gebunden, jedenfalls was De Chirico betrifft. Er selbst sagt,
dass er das Gefühl der Leere in Malerei umzusetzen versuchte. Das erklärt
auch seine Emphase bei der Darstellung der Realität, einer leeren
Realität.
In den großen Sälen der barocken Scuderie, von deren hohen Fenstern aus der
Blick auf die Dächer der römischen Altstadt geht, geben vor allem die
Gemälde von Giorgio De Chirico viele Rätsel auf. Zu sehen sind leere Plätze
und Strassen mit Menschen ohne Gesichter, unförmige Gebilde, die weder Tiere
noch Menschen sind, Räume mit Fabelwesen. De Chiricos Welt ist ein stiller
und bewegungsloser Gegenkosmos zum dynamischen Futurismus, jener
italienischen Kunstrichtung des frühen 20. Jahrhunderts, die die Bewegung
zur Ikone erhob. Die metaphysische Malerei hingegen, als deren Gründer De
Chrico gilt, erhebt die Darstellung des Realen - auch beweglicher
Gegenstände, die der Futurismus ins Zentrum seiner Darstellung setzte - in
den Bereich einer immobilen Entrücktheit. De Chirico verstand sich als
"pictor optimus", dessen Werke eine antikisierende Klassizität zum Ausdruck
bringen. Er malte geheimnisvolle Bilder, lieferte keinerlei Erklärungen zu
seinem Schaffen und warf Kunstexperten vor, dass sie ihn sowieso nicht
verstehen würden.
Esther Coen:
Seine Bilder mit den Arkaden vermitteln einen Eindruck
der Leere, wie man sie noch heute nachts in jenen Städten erleben kann, die
Mussolini in den 30er Jahren errichten ließ, zum Beispiel in Latina,
südlich von Rom. Metaphysische Architektur im Sinn De Chiricos. Der Mensch
ist auf solchen strengen klassischen Plätzen nur ein flüchtiger Geist.
Guillaume Apollinaire bezeichnete diese Malerei als modern und zugleich
antimodern. De Chiricos Malerei scheint die revolutionäre Avantgarde des
frühen 20. Jahrhunderts überwinden zu wollen. In diesem Sinn sieht
Ausstellungskuratorin Esther Coen Di Chirico als einen Maler, der die
Avantgarde" des 20. Jahrhunderts wie kein anderer beeinflusst hat: zum
Beispiel Mirò und Ernst, Tanguy und Picasso. Sie geht sogar so weit, dass
sie Werke amerikanischer Maler wie Willem De Kooning als Metaphysiker im
Sinn von De Chirico bezeichnet. Ein gewagtes Konzept, das von anderen
Kunsthistorikern scharf kritisiert wird. Für die römischen Kunstexpertin und
Kunsthändlerin Gloria Porcella, die vor einem Jahr im europäischen Parlament
eine De Chirico-Schau organisierte hatte, handelt es sich dabei um reinen
Unsinn:
Die Ausstellung in den Scuderie zeigt Werke von Malern
wie Carra und anderen, die De Chirico entschieden ablehnte, wegen ihres
Malstils, der seiner Meinung nach nicht den Geist der Zeit einfing. De
Chirico würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass er in einer
Kunstschau unter dem Titel 'Metaphysik' zusammen mit diesen anderen Malern
ausgestellt wird.
Andere Kritiker des Ausstellungskonzepts von Esther Coen werfen ihr vor,
eine Menge rätselhafter Gemälde zusammen gemixt und in einen Sack gesteckt
zu haben, auf dem "Metaphysik" steht.
Während die Experten sich streiten, betritt der Besucher der römischen
Scuderie eine Welt voller Bilder, Orte und Personen, die entrücken, die
bedrücken, auf jeden Fall aber gefangen nehmen, faszinieren.