Olsen und Gotzsche hatten unter anderem vorgebracht, dass die Vorsorgeuntersuchungen zu aggressiveren und unnötigen Behandlungen führten, weil sich im Frühstadium die Bösartigkeit eines Befundes oft nicht zuverlässig erkennen lasse. Zwar akzeptierten beider Wissenschaftler die Abnahme der Todesraten ei Brustkrebs durch die Mammographie. Allerdings sei die allgemeine Todesrate gleich geblieben. Grund hierfür sei unter anderem, dass die Mammographie selbst in wenigen Fällen der Anlass für unnötige und letztlich tödliche Behandlungen gewesen sei. Zum Teil sei die Statistik auch dadurch verfälscht worden, dass Frauen, bei denen Brusttumore korrekt erkannten worden waren, während der Behandlung verstorben seien und so nicht in der Brustkrebs-Todesrate mitgezählt wurden, obwohl die Todesursache letztlich Brustkrebs gewesen sei. Die Dänen forderten deshalb, dass der Erfolg der Mammographie an einem Rückgang der allgemeinen Todesrate betroffener Frauen gemessen werden müsse, nicht aber an der Zahl an Brustkrebs-Toten. Das aber sieht Feig ganz anders: "Es ist nicht vernünftig, von Vorsorgestudien dieser Art zu erwarten, dass man statistisch einen Rückgang der allgemeinen Mortalität sieht, selbst wenn die Zahl an Brustkrebstoten um die Hälfte vermindert würde." Überdies hätten einige Studienleiter, darunter auch Schweden, die ihre Daten aufgrund der Lancet-Veröffentlichung nochmals untersuchten, festgestellt, dass sie tatsächlich doch einen Rückgang der allgemeinen Mortalität belegen können.
Auch das Argument, die Röntgenstrahlung der Mammographie könnte bei jüngeren Frauen mehr Krebserkrankungen hervorrufen als sie verhindern, lässt Feig nicht gelten, da die einerseits die Strahlendosen heute sehr niedrig, andererseits der Nutzen aber so groß sei: "Das Risiko liegt heute vielmehr darin, keine jährliche Mammographie-Untersuchung vorzunehmen." Doch der US-Experte räumt ein, dass die Qualität der Mammographien für den Erfolg von Vorsorgeprogrammen entscheidend sei. In den nebligen Röntgenaufnahmen die ersten Anzeichen eines Tumors zu sehen, erfordere viel Erfahrung von den Ärzten und vor allem eine konstante Überprüfung der eigenen Leistungen.
[Quelle: Grit Kienzlen]