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Plagegeister

Während auf der Internationalen Artenschutzkonferenz in Santiago de Chile für das Überleben bedrohter Tier- und Pflanzenarten gekämpft und verhandelt wird, gibt es andere Tiere, die sich auch in dicht besiedelten Gegenden sehr wohl fühlen und sich gut angepasst haben an den Menschen und seine Eingriffe in die Natur. Der Steinmarder beispielsweise vermehrt sich zusehends. Und bei seinem Anblick verspüren viele Menschen längst nicht mehr possierliche Gefühle, sondern blanken Schrecken oder gar Wut. Denn allzu oft ist die Nähe zum Menschen vielen schon zu nah, wenn es auf dem Dachboden raschelt oder das Auto wieder einmal nicht anspringen will. Wie also soll man mit dem Steinmarder umgehen und zusammenleben? Zu dieser Frage gibt es am Wochenende eine Informationsveranstaltung im Wildpark Eekholt im südlichen Schleswig-Holstein.

von Annette Eversberg |
    Wenn Frank Buhs vom Wildpark Eekholt mit dem Elektrowagen durch den Wald zu den Gehegen fährt, weiß er, wo er den Steinmarder findet. Oben auf einem Balken liegt das etwa 80 cm große Tier mit steingrauem Fell und einer hellen Zeichnung an der Kehle, die bis auf die Vorderpfoten reicht. Tagsüber schläft der Steinmarder, in der Nacht ist er aktiv. Dann stellen Hausbesitzer zum ersten Mal fest, dass sie einen ungebetenen Gast haben, denn zu sehen ist er meistens nicht. Frank Buhs:

    Das sind regelrechte Poltergeister. Wenn ein Trappeln zu hören ist oder ein Fauchen und Knurren, dann können Sie in der Regel davon ausgehen, dass es ein Steinmarder ist.

    Nicht selten riecht es dann besonders streng. Durch die Ausscheidungen, die das Wildtier hinterlässt. Dass sich die scheuen Marder inzwischen so nahe an den Menschen heranwagen, hat einen Grund. Der Platz wird knapp. Früher bewohnten Steinmarder vor allem die felsigen Teile der Mittelgebirge. Mit dem Verbrauch an Landschaft, hat der Kampf um die wenigen Reviere begonnen. Denn Marder sind Einzelgänger. Das Revier kann immerhin bis zu 300 Hektar groß sein. Frank Buhs weiß, dass die Häuser dem entsprechen, was die Marder bei ihrem Bau in freier Wildbahn gewohnt sind:

    Er findet eine dunkle Höhle, z.B. in den Dachunterständen, z.B. in den Räumlichkeiten, die ja überall unter den Dächern vorhanden sind. Das einzige, was er braucht, ist ein Zugang. Der muss aber auch nur so groß sein wie sein Kopf, ca. 4,5 cm Durchmesser. Dort kann er durchschlüpfen. Dann findet er häufig Isolationsmaterialien, und die Dinge, die wir dann zwischenlagern. Dort baut er sich ein Nest und fühlt sich wohl.

    Das Nahrungsspektrum ist breit. Es reicht von Insekten, über Eier, Mäuse, Vögel und Obst. In der Stadt macht er sich über Abfälle her. Wo der Steinmarder einmal ist, da geht er so schnell nicht mehr weg. Von den Geräuschen der Hausbewohner und ihren Lebensgewohnheiten lässt er sich schon bald nicht mehr stören. Doch die Schäden, die die Tiere anrichten, können erheblich sein. Sie beißen sich nicht nur durch Isolationsmaterial, sondern knabbern auch Dachbalken und Leitungen an. Dabei machen sie auch vor den Fahrzeugen nicht halt, wie der Biologe Rainer Jensen am Motor eines Golfs demonstrieren kann:

    Er würde sich hier so zwischen den Kabeln entlang schlagen, und dann, wenn er Lust hat, auch mal reinbeißen. Es gibt auch aggressives Verhalten. Wenn vorher schon ein Marder da war, der seine Duftmarke hinterlassen hat, wenn die Männchen ihr Revier ausdehnen, dann reagieren sie ziemlich aggressiv und verbeißen sich heftig in solche Kühlerschläuche hier. Das führt dann dazu eventuell, dass, wenn der Kühlerschlauch angeknabbert wird, dass der Motor heiß läuft, wenn Sie damit fahren.

    Bei Autos helfen kleine Geräte, die dem Steinmarder nicht schaden, aber ihn vergrämen. Rainer Jensen:

    Einige legen einen Hühnerdraht drauf, der verbogen ist, so dass es unangenehm ist für ihn darauf zu laufen. Dann gibt es noch Ultraschallgeräte, Elektroschockgeräte nach dem Weidezaunprinzip. Das wird einfach an der Batterie befestigt, wird an die Kabel angeklemmt. Das stößt dann bestimmte Frequenzen aus, die den Marder vertreiben sollen.

    Hat man den Steinmarder im Haus, dann kann man ebenfalls versuchen, ihn mit Ultraschallgeräten, fremden Gerüchen wie Hundehaare oder mit Musik zu vertreiben. Doch die Tiere sind anpassungsfähig und können sich durchaus darauf einstellen, indem sie sich einfach eine andere Ecke im Haus suchen. Deshalb empfehlen Jäger und Wildbiologen wie Frank Buhs folgende Gegenmaßnahmen:

    Das beste ist, dass ein Spezialist rund herum guckt, wo ist ein Zugang, dass ein Marder überhaupt ins Haus gelangen kann. Wo sind Bäume. Alles das kann ein Spezialist anhand der Spuren feststellen. Wichtig ist es eigentlich eben dann, diese Öffnung abzudichten. Dann kann man häufig mit einfachen Maßnahmen den Marder dazu bringen, dass er nicht mehr ins Haus kommt, wenn die Zugänge versperrt sind.