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Plagegeister der Hausgärten

Grasmilben sind winzig klein, rot und brauchen den Menschen oder Säugetiere, um sich in heimischen Gärten oder Parks zu vermehren. Im Hochsommer wartet diese Milbenart regelrecht auf ihre Wirte, um zu zubeißen. Doch wie wird man die kleinen Parasiten wieder los?

Von Carolin Hoffrogge |
    "Ich wusste es nicht, ich habe gedacht, es sind Mücken. Weil ich auch anfällig bin gegen Mückenstiche. Ich wusste nicht, dass es Grasmilben überhaupt gibt."

    So wie der Göttingerin Marieluise Förster geht es vielen zwischen Garmisch-Patenkirchen und Göttingen. Die Grasmilben, auch Herbst- oder Erntemilben genannt, plagen ab Anfang August die Gartenbesitzer in vielen Teilen Süd- und Mitteldeutschlands. In dem alten, schön gewachsenen Garten von Wolfgang Oschmann haben sich die Milben genauso bereit gemacht.

    "Es fängt an zu jucken im Bereich des Bauches, da wo die Unterwäsche anfängt und aufhört. So kleine Pusteln, die fürchterlich jucken. Man kratzt und kratzt, fängt immer mehr an zu jucken und man hat kein Mittel, was dagegen hilft."

    Die Milben sitzen an den Halmen im Gras oder in den Beeten an Staudenstängeln und Büschen. Kommen die Gärtner mit ihnen in Berührung, krabbeln die winzigen Larven der Milben an Beinen und Armen hoch, bis zu den Körperregionen, die feucht und warm sind, sagt Professor Thomas Fuchs als Leiter der Abteilung Allergologie an der Hautklinik der Universität Göttingen. Meistens sind die Leistengegend, die Achselhöhlen oder die Kniekehlen betroffen.

    "Es ist eine Krankheit, die einhergeht mit bissartigen Reaktionen. Im Vordergrund steht heftiger Juckreiz. Die Haut ist gerötet an den Stellen, die Larven dieser – im Fachausdruck genannt Trombidien – zugebissen haben."

    Im Volksmund heißt die Krankheit auch Gebüschkrätze. Viele Betroffene wissen beim ersten Mal nicht, welche Insekten sie gebissen haben, betont Marc Maraun. Der Privatdozent forscht am Zoologischen Institut der Uni Göttingen über das Leben von Milben.

    "Man kann die eigentlich überhaupt nicht sehen. Die sind nur 0,2 Millimeter groß, also kleiner als ein halber Millimeter. Fast unsichtbar eigentlich. Wenn man sie mal sichtbar machen wollte, könnte man ein weißes Blatt Papier nehmen und auf den Rasen legen, wenn da so ganz winzige orangerote Punkte drauf sind, dann hätte man eine von diesen sogenannten Herbstmilben."

    Eine Tasse Kaffee im Garten, das Zurückschneiden der Beete oder gar das Rasenmähen werden in den betroffenen Gärten zur Milbenzeit unmöglich, sagt Biologe Maraun. Es sei denn die Gartenbesitzer und Besucher verpacken ihre Beine.

    "Verhindern kann man sie gar nicht. Wenn dann kann man nur das Gleiche tun wie bei Zecken, das heißt lange Hose anziehen und lange Strümpfe drüber: Ist zwar nicht schön im Sommer, aber das ist die einzige und sichere Methode, um zu verhindern, dass sie sich irgendwo festsetzen, an Knöcheln oder dünnen Hautstellen."

    Auch sofortiges Duschen nach der Gartenarbeit soll gegen die Gebüschkrätze helfen. Darüber hinaus empfiehlt Marc Maraun die Kleidung bei 60 Grad zu waschen. Von Insektiziden hält der Wissenschaftler nichts.

    "Man weiß nicht, ob es sinnvoll ist, im Garten mit Antimilbenmitteln zu arbeiten, ich würde es nicht vorschlagen. Diese Grasmilbe oder auch Herbstmilbe, das ist ein Ektoparasit, der sitzt nur außen dran. Es ist nicht so, dass der unter die Haut geht, wie bei der Krätzmilbe. Die Grasmilbe, die saugt kurz, die saugt übrigens auch kein Blut, sondern saugt nur an den äußeren Zellen, lässt sich nach ein paar Stunden fallen, dann ist sie weg."

    Gartenbesitzern rät Marc Maraun außerdem, ihren Rasen wöchentlich zu mähen und ihre Hausärzte auf den Milbenbefall aufmerksam zu machen, da seiner Meinung nach etliche Ärzte zu wenig darüber wissen. Dermatologe Fuchs hat weitere Tipps:

    "Wenn man befallen ist, helfen milde Cortisonpräparate recht gut. Alles andere ist eher unsinnig. Bei kleinen Kinder: die krabbeln ja auch noch im Gras. Wenn man weiß, dass in einer Region diese Grasmilben zu einer bestimmten Zeit immer wieder vorkommen, sollte man kleine Kinder nicht in den Garten oder in die Parks lassen."

    Trotzdem hat Marc Maraun eine positive Nachricht für alle Milbenbefallenen:

    "Die Herbstmilbe bleibt bis zum ersten Bodenfrost, dann sind sie weg."