Die Universität Gießen hat die Plagiatsvorwürfe gegen SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier wegen seiner Dissertation mit dem Titel "Bürger ohne Obdach. Zwischen Pflicht zur Unterkunft und Recht auf Wohnraum" zurückgewiesen. Es liege weder eine Täuschungsabsicht noch ein wissenschaftliches Fehlverhalten vor, erklärte die Universität Gießen. "Schon gar nicht lässt sich sagen, der Autor habe ‚in wesentlichem Umfange‘ getäuscht", sagte der Vorsitzende des Promotionsausschusses, Martin Gutzeit. Laut Promotionsordnung für den Fachbereich Rechtswissenschaft müsse aber genau dieser Tatbestand für den Entzug des Titels erfüllt sein.
Der zuständige Promotionsausschuss beschloss deshalb, Steinmeier den Doktorgrad nicht zu entziehen und stellte das Prüfverfahren ein.
Ende September hatte der Dortmunder Fachhochschul-Professor Uwe Kamenz erste Vorwürfe gegen die Doktorarbeit erhoben. Die Universität hatte daraufhin auch auf Bitte Steinmeiers ein Prüfverfahren eingeleitet. Die Gremien der Hochschule stellten in der Arbeit aus dem Jahr 1992 zwar in einigen Passagen "handwerkliche Schwächen" bei der Zitierpraxis fest, sahen aber keine Täuschungsabsicht. Der Promotionsausschuss entschied daher einstimmig, Steinmeier den Doktorgrad nicht zu entziehen.