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Plagiatsvorwurf gegen Professorin

Seit den Plagiatsvorwürfen gegen Karl Theodor zu Guttenberg reißen neue Fälle nicht ab. Nun ist eine Frankfurter Professorin an der Fachhochschule betroffen. Der Doktortitel wurde ihr nach Prüfung bereits aberkannt.

Von Tobias Lübben | 18.05.2011
    Es geht um eine Professorin im Fachbereich Soziale Arbeit. Eine Pädagogin, die über Ästhetik promoviert hat. An der FH Frankfurt unterrichtet sie das Fach Kommunikation und Medien. Ihre Studenten haben teilweise gerade erst von den Vorwürfen erfahren und können es kaum fassen:

    "Die ist eigentlich total nett. Ich kann mir das gar nicht bei der vorstellen. Die ist manchmal ein bisschen verwirrt, ein bisschen hibbelig, aber die ist total freundlich immer, zu allen ganz nett. Ich glaub nicht, dass die so was macht."

    "Ich hab gedacht, es wär ein Scherz, weil das gerade so in aller Munde ist mit Plagiats-Affären. Ich hab gedacht, es wär ein Witz am Rande. Persönlich denke ich jetzt nicht schlecht über sie, weil: Bei einer Doktorarbeit ist man ja quasi gezwungen von anderen Leuten zu übernehmen, und da find ich's nicht schlimm, wenn man mal was vergisst."

    Nur eine Fußnote vergessen oder mutwillig getäuscht? Das ist die Frage, die im Falle der Frankfurter Pädagogin im Moment die Gerichte beschäftigt. Im Jahr 2000 hat die Frau an der Technischen Universität Darmstadt promoviert. Schon bald darauf wurde ruchbar, dass die Doktorarbeit mit dem Titel "Ästhetische Konstellationen" nicht gekennzeichnete Zitate enthalten soll. Die Universität prüfte die Arbeit und erkannte den Doktortitel ab. Die Frau klagte dagegen vor dem Verwaltungsgericht, verlor und geht jetzt in die nächste Instanz. Der Fall geht seit einigen Wochen durch die lokalen Medien, lange war aber nicht bekannt, dass die mutmaßliche Plagiatorin Professorin an der Fachhochschule Frankfurt ist. Detlev Buchholz, der Präsident der Fachhochschule, sagt, er habe er vor einer Woche davon erfahren:

    "Um 10 Uhr 15 habe ich die Tagespostmappe aufgeschlagen und darin lag ein Brief der TU Darmstadt, in dem mir mitgeteilt worden ist, dass sie einer Lehrkraft von uns den Doktorgrad aberkannt haben. Damit habe ich erstmals erfahren, auf wen die Wochen lange Berichterstattung in den Medien zurückgeht. Die habe ich natürlich beobachtet, aber nicht ahnen können, dass es sich um eine Lehrkraft auf unserem Campus handelt."

    Buchholz hat daraufhin mit der Professorin gesprochen und mit ihr vereinbar, dass sie die Arbeit ruhen lässt, bis die Sache endgültig entschieden ist. Sollte der Doktortitel der Frau endgültig aberkannt bleiben, würde sie auch endgültig ihre Professur verlieren. Welche Konsequenzen das für den Fachbereich und für die Studenten hätte, hat Hochschulpräsident Buchholz schon einmal durchgespielt:

    "Sind Verträge in der Schwebe? Sind Benotungen in der Schwebe? Und das haben wir geklärt. Glücklicherweise keine Verträge, alle Benotungen haben Bestand. Es sind wenige Abschlussarbeiten tatsächlich in der Schwebe gewesen, wo wir uns jetzt aber um jeden Einzelfall kümmern, dass wir zu einer Lösung kommen, dass da entsprechende Koreferenten die Betreuung übernehmen."

    Wie mit der Professorin umzugehen ist, sorgt auch auf dem Campus für Gesprächsstoff, vor allem bei den Studenten, die direkt betroffen sind. Sollte die Professorin wirklich geschasst werden?

    "Ich find, dass auf jeden komplett hier von ihrem Amt entbunden wird. Der Guttenberg hat auch damit angefangen, dass er es nicht gemacht hat, und dann, nach zwei Monaten, hat er zugegeben: Ja, es war vielleicht doch so."

    Studentin:

    "Ich find das total schlecht. Wir haben die Frau normal, ja, als Dozentin. Und uns ist schon aufgefallen, dass die fehlt. Und: Die wär super gewesen, um eine Prüfung von uns abzunehmen. Ich glaub, die hätte gut bewertet."