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Planetenforschung
Gibt es unterm Eis am Südpol des Mars flüssiges Wasser?

Der Mars besaß vor über drei Milliarden Jahren eine dichte Atmosphäre und flüssiges Wasser. Heute ist er eine lebensfeindliche Wüste, in der Wasser innerhalb von Minuten verdunsten würde. Unter der Eiskappe am Südpol wollen italienische Forscher nun aber doch flüssiges Wasser entdeckt haben.

Von Karl Urban | 25.07.2018
    Der Planet Mars, aufgenommen mit dem Hubble-Teleskop
    Ein Wasserfund auf dem roten Planeten beschäftigt die Wissenschaft (NASA/ESA)
    Roberto Orosei vom italienischen Nationalinstitut für Astrophysik in Bologna hat eine große Entdeckung bekanntzugeben. Wieder einmal geht es um Wasser auf dem Mars: Aber anders als bisher ist es viel Wasser, das dort nicht etwa in grauer Vorzeit floss, sondern heute existiert.
    "It is likely a very salty subglacial lake."
    Es ist ein 20 Kilometer großer, salziger See, verborgen unter eineinhalb Kilometer dickem Gletschereis der südlichen Polkappe.
    "Wir können nicht ganz sicher sagen, ob es ein ganzer Wasserkörper ist, eine Art Schlamm oder einfach Wasser in porösem Gestein wie in einem irdischen Grundwasser-Aquifer."
    Radarbilder der ESA-Raumsonde Mars Express lieferten Hinweise
    Roberto Orosei ist verantwortlich für das Radarinstrument MARSIS an Bord der europäischen Raumsonde Mars Express, die seit knapp 15 Jahren um den Planeten kreist. Radarwellen können das Eis durchdringen, werden aber von Wasser zurückgeworfen. Dennoch war der Fund dieses subglazialen Sees nicht ganz einfach. Die Forscher brauchten einige Jahre, die Daten auszuwerten und andere Interpretationen auszuschließen, beispielsweise eine tiefe Schicht aus CO2-Eis. Zusätzlich mussten die Forscher irgendwie erklären, wie auf dem allzu kalten Mars überhaupt so viel Wasser flüssig sein kann: Es ist vermutlich ein Salz, das wie ein Frostschutzmittel wirkt.
    "Jeder einzelne Rover und Lander, der auf dem Mars chemische Analysen durchführen konnte, hat auch Perchlorate gefunden: Sie sind überall auf dem Mars und wären eine mögliche Erklärung."
    Natürliche Frostschutzmittel könnten das Wasser flüssig halten
    Perchlorate sind eine Gruppe von sehr reaktionsfreudigen Salzen. Bis hinunter zu minus 80 °C könnten Perchlorate das Wasser flüssig halten. Höchstens minus drei Grad müsste das Wasser kalt sein, um das beobachtete Radarecho hervorzurufen. Der Fund dieses Wassers könnte schon bald den Fokus der Marsforschung komplett ändern – und auf die Polkappen konzentrieren, vermutet Roberto Orosei. "Wir vermuten, dass an diesem Ort auf dem Mars einige Mikroorganismen von der Erde überleben könnten"
    Jennifer Wadsworth ist dagegen skeptisch. Die Forscherin an der Universität Edinburgh hat sich erst im letzten Jahr mit der Wirkung von Perchloraten auf irdische salzliebende Mikroorganismen befasst und stellte dabei fest: Ist eine Salzlösung allzu hoch konzentriert, wirkt sie schnell tödlich. Skeptisch ist sie aber noch aus einem anderen Grund.
    "Es ist sehr sehr kalt dort: Dieses Wasser kann ja nur durch eine hohe Salzkonzentration flüssig gehalten werden. Dennoch ist es bis zu minus 80 Grad Celsius kalt. Die niedrigsten Temperaturen, unter denen irdische Mikroben überleben, liegt bei minus 20 Grad Celsius. Alles, was wir von der Erde kennen, würde unter diesen Bedingungen nicht überleben."