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Platzanweiser mit Gütesiegel

Wer im Internet gefunden werden will, der muss etwas dafür tun - entweder sich direkt bei der Suchmaschine einen der vorderen Ergebnisplätze kaufen oder sich geschickt platzieren lassen. Letzteres übernehmen gerne spezialisierte Agenturen, die allerdings nicht immer seriös vorgehen. Denn eine Suchmaschine nur mit Schlagwörtern zu füttern, reicht alleine nicht aus.

Von Dietmar Reiche |
    Jede Suchmaschine hat unterschiedliche Kriterien, die für diese Bewertung und Platzierung relevant sind. Goggle sagt selber, es gibt über 100 unterschiedliche Kriterien. Dazu zählt einerseits immer der Inhalt – das ist ein sehr wichtiges Kriterium. Aber mittlerweile – seit ein, zwei Jahren – ist es auch sehr wichtig, wie viele andere Webseiten auf meine Webseite verlinken oder verweisen. Das heißt: je bekannter ich bin, desto populärer ich bin, umso stärker wirkt sich das aus auf die Position.

    ... erklärt Christian Vollmert, Geschäftsführer des Kölner Suchmaschinen-Optimierers "Luna-park". Und diesen Umstand machen sich unseriöse Agenturen zu Nutze. Sie stellen reihenweise Seiten ins Internet, die nichts anderes tun, als auf die Webseiten ihrer Kunden zu verweisen – so genannte Linkfarmen. Oder die Suchmaschinen werden mit Begriffen gefüttert, die nichts mit dem eigentlichen Geschäft der Kunden zu tun haben, aber eine hohe Trefferquote garantieren. Masse schlägt Klasse: so haben sich die Suchmaschinenbetreiber das nicht vorgestellt. Immer wieder schummeln sich die schwarzen Schafe mit einfachen Tricks nach oben auf die Trefferliste.

    Allerdings, man kann sich das wie bei E-Mail-Spam vorstellen, wo man jeden Tag wieder Hunderte von neuen Nachrichten in seinem Postfach findet, so muss man sich das auch mit diesen unseriösen Seiten vorstellen. Das heißt: Google erhält jeden Tag zig Tausende neue Seiten. Und da ist teilweise selbst Google mit überfordert, immer wieder zu prüfen, ist das eine gute Seite oder eine schlechte Seite. Und so rutschen leider sehr viel Seiten durch, die sich wieder ganz oben platzieren können.

    Sehr zum Ärger der Branche, denn es geht um viel Geld. Die zielgruppengenaue Werbung wird dadurch verwässert. Nun soll ein Gütesiegel den undurchsichtigen Markt der so genannten Suchmaschinen-Optimierer-Agenturen lichten. Christoph Salzig vom Bundesverband Digitale Wirtschaft:

    Dieses Zertifikat beinhaltet vor allem eine Prüfung durch einen Ausschuss, wo geprüft wird, ob die Unternehmen, die Agenturen, nach seriösen Maßstäben agieren. Also es gibt einige schwarze Schafe im Markt, die hier versuchen, über so genanntes Suchmaschinen-Spaming hohe Rankingpositionen in den Suchmaschinentrefferlisten zu erzielen. Und davon möchte man sich abgrenzen.

    Die Zielrichtung ist klar: vor allem kleinere Agenturen könnten durch das Zertifikat unter Druck geraten. Doch der Branchenverband sieht in dem Zertifikat kein Instrument, um den Markt zu bereinigen, sondern um Qualitätsstandards zu sichern. Die Marktführer würden ohnehin schon in Ansätzen mit Zertifizierungen arbeiten. Das neue Siegel solle nun einen einheitlichen Standard garantieren, so Christoph Salzig. Die Projektgruppe "Suchmaschinen-Marketing" werde einmal pro Jahr prüfen, nach welchen Grundlagen für eine Rankingposition des Kunden gesorgt werde. Dies sei die technische Prüfung.

    Gleichzeitig wird geprüft, ob die Agenturen ihren Namen verdient haben. Das heisst, sie müssen nachweisen, dass einer ihrer Tätigkeitsschwerpunkte auch tatsächlich im Bereich des Suchmaschinenmarketings zu sehen ist.

    Das Zertifikat wird immer nur für eine Jahr vergeben, danach folgt eine neue Prüfung. Nach Angaben des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft wird das Vorhaben von den Suchmaschinenvermarktern Espotting, Google und Overture befürwortet und bietet damit den Kunden vor allem eine Orientierungshilfe.