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Plus minus Null

Auf dem 97. Deutschen Katholikentag in Osnabrück soll über Umweltthemen nicht nur geredet werden, sondern die Veranstalter wollen auch ein praktisches Zeichen setzen. Der Katholikentag soll erstmals in seiner Geschichte als klimaneutrale Großveranstaltung stattfinden.

Von Frank Politz | 21.05.2008
    Die Glocken des Doms von Osnabrück. Dort werden zum 97. Deutschen Katholikentag von heute bis Sonntag mehr als 40.000 Gäste erwartet. Hauptsächlich aus der Bundesrepublik, aber auch noch aus über 50 anderen Ländern - von Ägypten bis hin zu den Vereinigten Arabischen Emiraten. Kurzum: Starker Reiseverkehr, viel Energieverbrauch, zusätzliche CO2-Belastung - wie üblich bei Großveranstaltungen. Im Fall des jetzigen Christen-Treffens beläuft sich der bereits vorab berechnete Gesamtausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid auf etwa 5.000 Tonnen. Diese gewaltige Menge jedoch, ein Novum in der Geschichte des Katholikentages, soll komplett wieder ausgeglichen werden:

    " Das Ziel ist so gesteckt worden. Und wir sind uns auch sicher, dass wir das erreichen werden. "

    Sagt Felix Gruber von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, kurz DBU. Gemeinsam mit den Veranstaltern des Katholikentages, dem Bistum Osnabrück sowie dem Zentral-Komitee der deutschen Katholiken, hat die DBU zum Schutz der Umwelt ein ganzes Bündel verschiedener Maßnahmen erarbeitet. Zwei Oberbegriffe gibt's dabei. Kompensation lautet der eine, der andere Reduktion - Verringerung des CO2-Ausstoßes. Dazu erläutert von Seiten der Katholikentags-Organisatoren Pressesprecherin Christina Hartmann:

    " Wir haben im Vorfeld die explizite Bitte ausgesprochen, dass alle Mitwirkenden und Teilnehmer mit der Bahn anreisen und da eben wirklich auch aufs Auto verzichten. Wir haben einen Dienstwagen, der mit Bio-Gas fährt. Wir haben Stromleisten, die wir immer abschalten; dass wir eben einfach auf diesen Stand-by-Strom verzichten und einfach sagen: Zack, aus. Wir haben alle Plakate und Druckprodukte auf umwelt-freundlichem Papier gedruckt. Wir haben vor allem hier bei der Verpflegung auf bio-faire, regionale Produkte geachtet. "

    Ferner wird von den Katholikentags-Besuchern erwartet, dass sie Mehrweg-Geschirr mitbringen, Müll vermeiden und mit Energie und Wasser sparsam umgehen. Dies alles, um eben die Umwelt-Belastung so weit es geht zu reduzieren. Überdies wird in punkto Ausgleich der erwähnten etwa 5.000 Tonnen Kohlendioxid-Anfall auf Kompensation gesetzt. Passieren soll das unter anderem dadurch, dass man möglichst viele Gäste zu einem Multiplikations-Projekt bewegen will. Nach der Rückkehr aus Osnabrück sollen all jene, die es noch nicht getan haben, daheim Energie-Sparlampen einschrauben. Das, so heißt es, dürfte auf lange Sicht und hochgerechnet auf die erwartete Besucherzahl etwa 150 Tonnen CO2-Ersparnis bringen. Auch dann aber bleibt immer noch ein großer Rest von mehr als 4.500 Tonnen. Die sollen weit von Deutschland entfernt wieder abgebaut werden - mit einem Vorhaben, dass Entwicklungspolitik, Wirtschaftsförderung und Umweltschutz in sich vereint. Die Rede ist von einem Technik-Projekt in Indien. Dort will man möglich machen, nach der Ernte von Reis künftig auch die Hülsen der Körner energetisch zu verwerten. Felix Gruber von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt erklärt dazu:

    " Der Reis hat -ähnlich wie bei uns auch das Korn- Spelzen oder Hülsen. Und dieser Reis wird gemahlen, wird aus den Spelzen heraus befreit. Diese Spelzen werden bisher kompostiert und der Energie-Inhalt wird nicht genutzt. Parallel dazu müssen die Mühlen betrieben werden. Die entsprechende energetische Versorgung, die zum Betrieb dieser Reismühlen notwendig ist, wird auf fossiler Basis durchgeführt. Und die Idee dieses Projektes ist nun, in einem Prozess den Energie-Inhalt dieser Spelzen, dieser Reis-Hülsen, zu nutzen und umzustellen von fossiler Energie auf regenerative, nämlich auf diese Reis-Hülsen. "

    Klingt relativ einfach. Doch es wird lange brauchen, um dadurch die jetzt in Osnabrück entstehende CO2-Belastung auszugleichen. Aber die Initiatoren sind schon jetzt davon überzeugt, dass alles klappt. Wenn ja, wäre es der erste klimaneutrale Katholikentag.