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Podcasts an der Uni

Vorlesungen auf dem MP3-Player, Englischkurse unterwegs aus dem Internet geholt, Pathologieseminare als kleines Filmchen auf dem tragbaren Videoplayer - im Prinzip ist das heute alles möglich, so das Credo vom ersten deutschen Podcastkongress heute in München. Zum Beispiel versucht seit vergangenem Herbst die Bauhaus-Uni Weimar das neue Medium für sich zu nutzen.

Von Susanne Lettenbauer |
    " Schlecht ist das nicht, ich finde das eine gute Idee, wenn es möglich ist. Dann kann man ja alles wiederholen und theoretisch kann man sich dann das Aufschreiben sparen Also ich fände es schlecht, wenn es nur so laufen würde. Gut finde ich es, wenn man es sich vor der Prüfung noch mal anschauen könnte, aber es wäre besser wenn es die Vorlesungen auch live geben könnte. Also ich halte es prinzipiell schon für sinnvoll, weil man sich dann, wenn man eine Vorlesung verpasst hat, sich das leichter nacharbeiten kann."

    Auf der Podcastseite des Studentenkonventes findet man in unregelmäßigen Abständen die neuesten Nachrichten vom Campus vorgelesen, einen hörbarer Uni-Newsletter also, den man einfach nur abonnieren braucht und dann per E-Mail zugeschickt bekommt. Orientiert hat man sich an der Universität Stanford, die sämtliche Vorlesungen als Audiodatei auf einem Webportal zur Verfügung stellt.

    Auch die Uni Osnabrück erprobt demnächst, ob Podcast die Vorlesungen einerseits ergänzen könnten oder gezielt für Veranstaltungen entwickelt werden sollten. Trotzdem herrscht Skepsis unter den Studierenden:

    " Dann könnte der Professor doch ins Studio gehen und seine Vorlesung aufnehmen, man bräuchte keine Hörsäle mehr, wäre wahrscheinlich billiger, na, ich weiß nicht."

    Wirtschaftsinformatiker Florian Heidecke lehrt der Universität Sankt Gallen und sieht den Trend zum Vorlesungsnewsletter gelassen. Bis die Professoren in den Hörsälen das Aufnahmegerät gleich mit aufs Pult legen und ihren Vortrag hinterher online stellen, wird noch eine Weile vergehen:

    " Ich bin in dem Fall kein Verfechter dessen einfach beispielsweise der Professor oder die Professorin den Vortrag eins zu eins einfach aufnimmt aus einer Präsenzveranstaltung heraus, oder auch nicht einfach im stillen Kämmerlein 90 Minuten am Stück einfach aufnimmt, sondern dass man ganz einfach es als ergänzendes Instrument zu einer Vorlesung einsetzt, in dem man beispielsweise in 5 bis 10 Minuten das Wichtigste noch mal komprimiert, zusammenfasst oder darauf hingewiesen wird, welche Sachen soll man sich aus einem vorhandenen Skript noch mal ansehen."

    Dass Podcast im Studium funktionieren wird, daran lässt er keinen Zweifel. Ob an deutschen Hochschulen in den kommenden Jahren iPods ausgegeben werden, wie kürzlich an der US-amerikanischen Duke-University, ist zu bezweifeln, aber das Programm zum automatischen Herunterladen der Podcasts, zum Beispiel die Software "podblogger" der Uni Weimar, ist vorhanden. An der Uni Sankt Gallen konnten die Studierenden ihre Professorin Andrea Back bei ihrem Lehraufenthalt in Hongkong per Videopodcast beobachten, so Florian Heidecke:

    " Unter anderem berichtet sie darin auch, wie an der Universität Hongkong Weblogs in der Lehre eingesetzt werden oder wie dort eine Primarschule funktioniert. Also ganz einfach um mal Einblicke in andere Lernkulturen zu geben."