Polartagebuch - Mittwoch, 28. Februar 2007

Der Wind hat heute etwas nachgelassen, so dass man sich draußen wieder etwas besser bewegen kann, allerdings haben wir immer noch tief hängende Wolken. Das hieß für den Tag also wieder Computerarbeit und ein bisschen schrauben. Mit der Auswertung der letzten Messwerte bin ich heute dank telefonischer Unterstützung aus Potsdam weitergekommen. So konnte ich anhand einiger erstellter Grafiken auch feststellen, an welcher Stelle ich noch etwas am Gerät nachjustieren muss.

Von Anne Hoffmann |
    Gerade versuchen wir noch irgendwie einen Halter für eine Linse zu bauen. Die gut sortierte Werkstatt eröffnet einem zwar viele Möglichkeiten, aber wenn man ein benötigtes Teil nicht hier hat, kann man es sich eben nicht in ein oder zwei Tagen besorgen. Daher wird viel improvisiert und gebastelt, das ist zwar mühsam, macht aber Spaß.

    Da morgen das internationale Polarjahr offiziell eröffnet wird und es Liveschaltungen zum Fernsehen und zur Eröffnungsveranstaltung in Berlin geben wird, hat Rainer heute schon mal ein bisschen in der Kälte gestanden um die Videoübertragung zu testen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat alles funktioniert und sollte morgen klappen.

    Heute Mittag habe ich von der Messe aus ein Rentier in den Ort wandern sehen. Ich habe mir gleich meine Kamera aus meinem Zimmer geholt und es ein wenig beobachtet. Die Rentiere sind hier recht klein, eher kompakt und weiß-braun gefleckt. Irgendwie schaffen sie es, sich auch unter dem Schnee noch ein paar vertrocknete Grashalme hervor zu zupfen und so den Winter zu überstehen.

    Das andere große Landtier hier ist der Eisbär. Von denen gibt es auf Spitzbergen etwa 3000, etwas mehr als Menschen. In Ny-Ålesund wurde das letzte Mal im April 2006 ein Eisbär gesichtet. Da aber prinzipiell jederzeit einer auftauchen kann, sind hier im Ort alle Türen offen und man darf den Ort ohne Gewehr und Funkgerät bzw. Satellitentelefon nicht verlassen. Da ich keinen Schießkurs gemacht habe, darf ich also nur in Begleitung raus. Auch Polarfüchse gibt es hier und einige davon sollen unter der Turnhalle wohnen, leider sehe ich immer nur ihre Spuren.
    Ny Alesund auf Spitzbergen ist Sitz einer deutsch-französischen Forschungsstation.
    Ny Alesund auf Spitzbergen ist Sitz einer deutsch-französischen Forschungsstation. (AWI/Anne Hoffmann)