Wenn Polen am Sonntag den Tag der Unabhängigkeit begeht, müssen offenbar einige gesellschaftliche Kräfte dringend demonstrieren, dass sie nicht nur unabhängig, sondern losgelöst von allen anderen sind, so frei, dass sie es nicht fertigbringen, gemeinsam Polens 1918 wieder gewonnener Freiheit zu gedenken. Jede Gruppierung tut dies stattdessen für sich, auf mindestens drei verschiedenen Märschen und mehreren Kundgebungen. Die Nationalisten, die im Verdacht stehen, in ihren Reihen Neofaschisten zu beherbergen, die selbst ernannten Antifaschisten und ganz offiziell der Präsident des Landes, Broniswaw Komorowski – alle rufen sie zur Teilnahme an jeweils ihrem eigenen Unabhängigkeitsmarsch auf. Der Präsident wird nicht müde, an die Geschlossenheit zu appellieren.
"In einem demokratischen Land ist es nicht verboten, getrennt zu feiern. Aber man kann allen Polen und den politischen Parteien dennoch vorschlagen, zusammen zu feiern, sich gemeinsam an die Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens zu erinnern. Über all die Unterschiede hinweg, die doch schließlich nicht größer sind, als es 1918 waren. Damals gab es eine politische Kluft zwischen den Sozialisten und Nationalisten. Es klaffte ein tiefer Graben zwischen Pilsudski und Dmowski, zwischen Sozialisten und Volksaktivisten. Aber gleichzeitig waren sie zur Zusammenarbeit fähig, wie ihr Erfolg gezeigt hat – die Erlangung der Unabhängigkeit.
Wir dürfen heute nicht eine künstliche Einheit herbeisehnen, aber man kann trotz aller Unterschiede zeigen, dass in der Frage Tradition, der Unabhängigkeit alle all denen dankbar sind, die 1918 die Unabhängigkeit erkämpft haben."
Komorowskis Worte klingen beschwörend, das sollen sie auch, denn der Präsident möchte hässliche Szenen wie im vorigen Jahr vermeiden. Ausgerechnet am Tag der Unabhängigkeit, die für die allermeisten Polen aus unterschiedlichen Gründen ein hohes Gut ist, zeigten die Bilder Randale und Hass auf Warschaus Straßen. Ein Gesetz, das die Genehmigung von mehreren Demonstrationen gleichzeitig verbieten kann, hat Komorowski nicht rechtzeitig unterschrieben, somit werden auf mindestens drei Routen mehrere Tausend Menschen unterschiedlicher politischer Couleur durch die polnische Hauptstadt ziehen.
Die Bürgermeisterin, die in Polen die Präsidentin von Warschau heißt, Hanna Gronkiewicz-Waltz hofft, dass alle aus den Fehlern des Vorjahres gelernt haben.
"Alle Organisatoren sind klüger als im Vorjahr, weil niemand durch die Ereignisse einen besseren Ruf bekommen hat. Weder die Linken noch die Rechten. Die Versammlungsfreiheit steht in der Verfassung und die Organisatoren sind für die Einhaltung von Ruhe und Ordnung verantwortlich."
Die Märsche wurden zeitlich und räumlich getrennt voneinander statt, was in der Zwei-Millionen-Stadt Warschau eine Begegnung nicht ausschließt, wenn es die Teilnehmer darauf anlegen, die Routen verlassen, früher oder später loslaufen. Heikel wird es, wenn Nationalisten und Antfifaschisten aufeinander treffen. Letztere wollen nicht nur polnische, sondern auch Regenbogenfahnen tragen, was manch sogenannter Nationalist schon als Provokation auffassen dürfte. Gehen sie doch für die angeblich wahren Werte Polens auf die Straße, die da heißen: Polen ohne Homosexuelle, ohne Juden. In einem Land, in dem die Nazis das Vernichtungslager Auschwitz eingerichtet hatten.
Entsprechend empört reagieren die selbsternannten polnischen Antifaschisten auf derartige Sprüche. Sie hoffen auf internationale Unterstützung, zum Beispiel aus Deutschland, weil sie annehmen, dass die Antionalisten Schützenhilfe von anhängern aus Ungarn, Serbien oder Tschechien bekommen. Warschaus Bürgermeisterin hofft auf die Vernunft der Teilnehmer.
"Ein Teil der linken Organisationen kündigte an, nur zu demonstrieren, keine Straßen blockieren zu wollen. Ein Teil der rechten Organisationen sollte sich dessen bewusst sein, dass sie unter Beobachtung stehen und verdächtigt werden, auf Randale wie im letzten Jahr aus zu sein."
"Das Wichtigste ist, dass Präsident Komorowski den Tag mit einem Marsch von Pilsudski Platz bis zum Belvedere begehen kann. Wir hoffen, dass sich ihm viele spontan anschließen werden, statt sich an potenziell gefährlichen Plätze aufzuhalten."
Ein solcher potenziell gefährlicher Platz ist das Denkmal von Roman Dmowski, den die Nationalisten gleich zwei Mal auf ihrem Marsch ansteuern, wo aber auch Präsident Komorowski Blumen niederlegen will.
Dmowski war ein erbitterter Gegner des in Polen verehrten Marschalls Pisudski, des ersten Präsidenten des wieder unabhängigen Polens, Dmowski trat aber ebenfalls für den polnischen Nationalstaat ein, den es 123 Jahre nicht gab. Dmowski war nicht nur Nationalist, sondern vor allem Antisemit, weshalb die Blumen des Präsidenten an dessen Denkmal höchst umstritten sind.
"In einem demokratischen Land ist es nicht verboten, getrennt zu feiern. Aber man kann allen Polen und den politischen Parteien dennoch vorschlagen, zusammen zu feiern, sich gemeinsam an die Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens zu erinnern. Über all die Unterschiede hinweg, die doch schließlich nicht größer sind, als es 1918 waren. Damals gab es eine politische Kluft zwischen den Sozialisten und Nationalisten. Es klaffte ein tiefer Graben zwischen Pilsudski und Dmowski, zwischen Sozialisten und Volksaktivisten. Aber gleichzeitig waren sie zur Zusammenarbeit fähig, wie ihr Erfolg gezeigt hat – die Erlangung der Unabhängigkeit.
Wir dürfen heute nicht eine künstliche Einheit herbeisehnen, aber man kann trotz aller Unterschiede zeigen, dass in der Frage Tradition, der Unabhängigkeit alle all denen dankbar sind, die 1918 die Unabhängigkeit erkämpft haben."
Komorowskis Worte klingen beschwörend, das sollen sie auch, denn der Präsident möchte hässliche Szenen wie im vorigen Jahr vermeiden. Ausgerechnet am Tag der Unabhängigkeit, die für die allermeisten Polen aus unterschiedlichen Gründen ein hohes Gut ist, zeigten die Bilder Randale und Hass auf Warschaus Straßen. Ein Gesetz, das die Genehmigung von mehreren Demonstrationen gleichzeitig verbieten kann, hat Komorowski nicht rechtzeitig unterschrieben, somit werden auf mindestens drei Routen mehrere Tausend Menschen unterschiedlicher politischer Couleur durch die polnische Hauptstadt ziehen.
Die Bürgermeisterin, die in Polen die Präsidentin von Warschau heißt, Hanna Gronkiewicz-Waltz hofft, dass alle aus den Fehlern des Vorjahres gelernt haben.
"Alle Organisatoren sind klüger als im Vorjahr, weil niemand durch die Ereignisse einen besseren Ruf bekommen hat. Weder die Linken noch die Rechten. Die Versammlungsfreiheit steht in der Verfassung und die Organisatoren sind für die Einhaltung von Ruhe und Ordnung verantwortlich."
Die Märsche wurden zeitlich und räumlich getrennt voneinander statt, was in der Zwei-Millionen-Stadt Warschau eine Begegnung nicht ausschließt, wenn es die Teilnehmer darauf anlegen, die Routen verlassen, früher oder später loslaufen. Heikel wird es, wenn Nationalisten und Antfifaschisten aufeinander treffen. Letztere wollen nicht nur polnische, sondern auch Regenbogenfahnen tragen, was manch sogenannter Nationalist schon als Provokation auffassen dürfte. Gehen sie doch für die angeblich wahren Werte Polens auf die Straße, die da heißen: Polen ohne Homosexuelle, ohne Juden. In einem Land, in dem die Nazis das Vernichtungslager Auschwitz eingerichtet hatten.
Entsprechend empört reagieren die selbsternannten polnischen Antifaschisten auf derartige Sprüche. Sie hoffen auf internationale Unterstützung, zum Beispiel aus Deutschland, weil sie annehmen, dass die Antionalisten Schützenhilfe von anhängern aus Ungarn, Serbien oder Tschechien bekommen. Warschaus Bürgermeisterin hofft auf die Vernunft der Teilnehmer.
"Ein Teil der linken Organisationen kündigte an, nur zu demonstrieren, keine Straßen blockieren zu wollen. Ein Teil der rechten Organisationen sollte sich dessen bewusst sein, dass sie unter Beobachtung stehen und verdächtigt werden, auf Randale wie im letzten Jahr aus zu sein."
"Das Wichtigste ist, dass Präsident Komorowski den Tag mit einem Marsch von Pilsudski Platz bis zum Belvedere begehen kann. Wir hoffen, dass sich ihm viele spontan anschließen werden, statt sich an potenziell gefährlichen Plätze aufzuhalten."
Ein solcher potenziell gefährlicher Platz ist das Denkmal von Roman Dmowski, den die Nationalisten gleich zwei Mal auf ihrem Marsch ansteuern, wo aber auch Präsident Komorowski Blumen niederlegen will.
Dmowski war ein erbitterter Gegner des in Polen verehrten Marschalls Pisudski, des ersten Präsidenten des wieder unabhängigen Polens, Dmowski trat aber ebenfalls für den polnischen Nationalstaat ein, den es 123 Jahre nicht gab. Dmowski war nicht nur Nationalist, sondern vor allem Antisemit, weshalb die Blumen des Präsidenten an dessen Denkmal höchst umstritten sind.