Eine paar junge Spaziergänger haben sich morgens um neun Uhr als erste auf den Aussichtsturm in der Nähe der Gemeinde Zarnowiec hochgeschleppt. Das Wetter ist gut, der Blick gleitet über den Wald und einen See, ganz fern am Horizont kann man die polnische Ostseeküste erahnen. Wenn es nach den Plänen der Regierung geht, wird dieser Ausblick bald nicht mehr so idyllisch sein: Zarnowiec ist ein heißer Kandidat für den Standort des ersten polnischen Atomkraftwerks. Die Befürworter der Atomkraft in Polen schreckt der drohende Verlust einer schönen Aussicht nicht. Kernenergie gilt ihnen als Zukunftstechnologie:
"Das schaffen die Architekten schon, so ein Kernkraftwerk in die Landschaft zu komponieren. Die Gebäude aus sozialistischer Zeit, die hier noch übrig geblieben sind, sind ja auch nicht gerade schön. Ich kann mir vorstellen, dass Touristen sogar extra hierher kommen würden, um das Kraftwerk zu sehen - schließlich wäre es das erste in unserem Land."
Grzegorz Nazaruk, von Beruf Ingenieur, befürwortet die Kernenergie. Sie liefere sauberen und billigen Strom, sagt er. Die Sicherheitsrisiken hätten die Fachleute heute im Griff, so der 34-Jährige.
"Ich habe eine Zeit lang in Finnland gearbeitet. Die Menschen dort sind sehr umweltbewusst - und trotzdem setzen sie auf die Atomkraft. Und dabei haben sie saubere Wälder und Flüsse, essen ihren Fisch und ihre Pilze. Deshalb kann ich die Umweltschützer nicht verstehen, die bei uns gegen das Atomkraftwerk sind."
Die Menschen rund um Zarnowiec sehen das ähnlich. Der Gemeinderat hatte sich ausdrücklich als Standort für das Kernkraftwerk beworben, in der Hoffnung auf Arbeitsplätze für die Region. Die ländlichen Gebiete in Nordpolen sind strukturschwach, viele Menschen arbeiten im Ausland und kommen nur ab und zu am Wochenende zu ihren Familien.
Dabei war die Atomkraft auch in Zarnowiec vor wenigen Jahren noch umstritten. Hier sollte schon im kommunistischen Polen ein Kernkraftwerk entstehen. Das Betonfundament und die Bauruinen am Rand eines Sees zeugen davon. Die Bauarbeiten wurden gestoppt, als 1986 in 800 km Entfernung der Reaktor von Tschernobyl explodierte und die Menschen in Polen gegen das erste Kraftwerk in ihrem Land protestierten.
Die Katastrophe von Tschernobyl hatte vor allem den Nordosten von Polen getroffen. Die radioaktive Wolke belastete die Gegend, und Polens Regierung ordnete an, 18,5 Millionen Menschen Jod zu verabreichen. Damals wendete sich im ganzen Land die Stimmung gegen die Atomkraft.
Ein Vierteljahrhundert später ist das vergessen. Vor allem die Jugend Polens setzt auf Atomkraft. Und Premierminister Donald Tusk riskierte politisch nichts, als er vor drei Jahren die Rückkehr zum Atomprojekt erklärte und diese Haltung vor wenigen Wochen erst bekräftigte.
"Bis Ende 2013 werden wir über den Standort entscheiden. Ich sehe da kein Problem. Denn heute ist es ganz anders als nach Tschernobyl: Die Gemeinden wollen das Atomkraftwerk bei sich haben, sie veranstalten einen regelrechte Wettlauf. Sie sind überzeugt, dass die Kernkraftwerke heute hohen Sicherheitsstandards genügen. Wir rechnen hier mit Enthusiasmus und gehen davon aus, dass 2020 der erste Atomstrom in Polen fließt."
Eine Aussage, die der polnische Premier freilich vor den Ereignissen in Japan machte und bevor in den europäischen Nachbarstaaten, wie jetzt in Deutschland, eine Debatte über die Sicherheits-Standards losbrach.
Grundsätzlich spricht aus polnischer Sicht vor allem eines für die Atomkraft: Sie ist umweltfreundlicher als die bisherige Energiegewinnung im Lande - bislang stammt der Strom in Polen zu mehr als 90 Prozent aus Kohlekraftwerken. Entsprechend hoch ist der Ausstoß an Treibhausgasen.
Von links bis rechts stellt sich bislang keine Partei gegen die Atompläne Polens. Protest kommt lediglich von Umweltschützern und einigen Experten: Vor allem kritisieren sie, dass es kaum eine öffentliche Debatte über das Thema gebe.
Bis zum geplanten Baubeginn 2016 hatte die Regierung Polens mehrere Millionen Euro in Aussicht gestellt, um mit einer Werbekampagne auch den bisher skeptischen Teil der Bevölkerung noch zu überzeugen.
"Das schaffen die Architekten schon, so ein Kernkraftwerk in die Landschaft zu komponieren. Die Gebäude aus sozialistischer Zeit, die hier noch übrig geblieben sind, sind ja auch nicht gerade schön. Ich kann mir vorstellen, dass Touristen sogar extra hierher kommen würden, um das Kraftwerk zu sehen - schließlich wäre es das erste in unserem Land."
Grzegorz Nazaruk, von Beruf Ingenieur, befürwortet die Kernenergie. Sie liefere sauberen und billigen Strom, sagt er. Die Sicherheitsrisiken hätten die Fachleute heute im Griff, so der 34-Jährige.
"Ich habe eine Zeit lang in Finnland gearbeitet. Die Menschen dort sind sehr umweltbewusst - und trotzdem setzen sie auf die Atomkraft. Und dabei haben sie saubere Wälder und Flüsse, essen ihren Fisch und ihre Pilze. Deshalb kann ich die Umweltschützer nicht verstehen, die bei uns gegen das Atomkraftwerk sind."
Die Menschen rund um Zarnowiec sehen das ähnlich. Der Gemeinderat hatte sich ausdrücklich als Standort für das Kernkraftwerk beworben, in der Hoffnung auf Arbeitsplätze für die Region. Die ländlichen Gebiete in Nordpolen sind strukturschwach, viele Menschen arbeiten im Ausland und kommen nur ab und zu am Wochenende zu ihren Familien.
Dabei war die Atomkraft auch in Zarnowiec vor wenigen Jahren noch umstritten. Hier sollte schon im kommunistischen Polen ein Kernkraftwerk entstehen. Das Betonfundament und die Bauruinen am Rand eines Sees zeugen davon. Die Bauarbeiten wurden gestoppt, als 1986 in 800 km Entfernung der Reaktor von Tschernobyl explodierte und die Menschen in Polen gegen das erste Kraftwerk in ihrem Land protestierten.
Die Katastrophe von Tschernobyl hatte vor allem den Nordosten von Polen getroffen. Die radioaktive Wolke belastete die Gegend, und Polens Regierung ordnete an, 18,5 Millionen Menschen Jod zu verabreichen. Damals wendete sich im ganzen Land die Stimmung gegen die Atomkraft.
Ein Vierteljahrhundert später ist das vergessen. Vor allem die Jugend Polens setzt auf Atomkraft. Und Premierminister Donald Tusk riskierte politisch nichts, als er vor drei Jahren die Rückkehr zum Atomprojekt erklärte und diese Haltung vor wenigen Wochen erst bekräftigte.
"Bis Ende 2013 werden wir über den Standort entscheiden. Ich sehe da kein Problem. Denn heute ist es ganz anders als nach Tschernobyl: Die Gemeinden wollen das Atomkraftwerk bei sich haben, sie veranstalten einen regelrechte Wettlauf. Sie sind überzeugt, dass die Kernkraftwerke heute hohen Sicherheitsstandards genügen. Wir rechnen hier mit Enthusiasmus und gehen davon aus, dass 2020 der erste Atomstrom in Polen fließt."
Eine Aussage, die der polnische Premier freilich vor den Ereignissen in Japan machte und bevor in den europäischen Nachbarstaaten, wie jetzt in Deutschland, eine Debatte über die Sicherheits-Standards losbrach.
Grundsätzlich spricht aus polnischer Sicht vor allem eines für die Atomkraft: Sie ist umweltfreundlicher als die bisherige Energiegewinnung im Lande - bislang stammt der Strom in Polen zu mehr als 90 Prozent aus Kohlekraftwerken. Entsprechend hoch ist der Ausstoß an Treibhausgasen.
Von links bis rechts stellt sich bislang keine Partei gegen die Atompläne Polens. Protest kommt lediglich von Umweltschützern und einigen Experten: Vor allem kritisieren sie, dass es kaum eine öffentliche Debatte über das Thema gebe.
Bis zum geplanten Baubeginn 2016 hatte die Regierung Polens mehrere Millionen Euro in Aussicht gestellt, um mit einer Werbekampagne auch den bisher skeptischen Teil der Bevölkerung noch zu überzeugen.