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Polens Probleme mit der Käfighaltung von Legehennen

Ab dem 1. Januar 2012 ist die Käfighaltung von Legehennen in der Europäischen Union verboten - jedenfalls in der Theorie. In der Praxis sieht es in manchen Ländern anders aus. Zum Beispiel in Polen: Gerade einmal 70 der 560 großen Hennenhalter haben die Umstellung schon komplett hinter sich.

Von Henryk Jarczyk | 29.12.2011
    Rund 560 Eierproduzenten betreiben in Polen zurzeit Käfighaltung. Etwa 70 von ihnen haben ihre Hallen komplett umgerüstet. Knapp 350 nur teilweise und 140 überhaupt nicht. Anders ausgedrückt: Rund 30 Prozent aller Käfigfarmen in Polen haben spätestens ab Januar ein gewaltiges Problem. Teilweise aus Geldmangel, teilweise, weil sie bis zum Schluss glaubten, die polnische Regierung werde in Brüssel einen Aufschub erreichen. Und damit die Galgenfrist für die Hühnerhalter um mindestens ein Jahr verlängern. Wunschträume, die leider nicht in Erfüllung gegangen sind. Dementsprechend enttäuscht ist nun auch Jaroslaw Baca, ein Legehennenhalter der lediglich eine seiner insgesamt vier Hallen bislang umgerüstet hat:

    "Wir hatten bei der Einrichtung unseres Betriebes vor zehn Jahren hohe Investitionskosten. Wir mussten dafür Kredite aufnehmen. Die Konjunktur läuft mal besser mal schlechter. Ich habe es einfach nicht geschafft den gesamten Betrieb den EU-Vorschriften anzupassen."

    So sehr diese Einwände auch berechtigt erscheinen mögen, heißt es da im staatlichen Veterinärsamt, jeder Landwirt hätte doch genügend Zeit gehabt, um sich auf die neuen Vorschriften vorzubereiten. Die Tierärzte müssten nunmehr hart durchgreifen. Dazu sei Polen als EU-Mitglied schließlich verpflichtet, argumentieret Krzysztof Jazdzewski, stellvertretender Leiter des zentralen tierärztlichen Kontrolldienstes:

    "Eier aus nicht modernisierten Käfigen dürfen ab Januar nicht mehr an Endverbraucher verkauft werden. Die Produzenten können diese Eier nur noch weiterverarbeitenden Betrieben anbieten. Außerdem dürfen seit Langem die alten Käfige nicht mehr mit jungen Hennen bestückt werden. Wir haben vor, den gesamten Prozess der Umstellung bis zu Jahreshälfte abzuschließen."

    Alle Eier aus Käfigen, die der EU-Norm nicht entsprechen, so der Amtstierarzt weiter, würden besonders gekennzeichnet werden. Betrugsmöglichkeiten kämen da wegen zu geringer Gewinnspannen kaum infrage. Wer dennoch schummelt, muss damit rechnen, dass sein gesamter Betrieb geschlossen wird. Und da stünde für die Eierproduzenten, davon ist Krzysztof Jazdzewski fest überzeugt, zu viel auf dem Spiel, als dass es sich lohnen würde, zu tricksen:

    "Wir sind uns dessen bewusst, dass Brüssel Sanktionen einführen darf, aber wir stehen nicht alleine mit dem Problem da. Es gibt noch 14 andere EU-Mitgliedsstaaten, die dasselbe Problem haben, mit der rechtzeitigen Umsetzung der nun geltenden Normen."

    Ähnlich argumentiert auch Professor Jan Niemiec von der Warschauer Hochschule für Landwirtschaft. Und dennoch, meint er, sollte man das Problem nicht überbewerten:

    "Es gibt leider keine Untersuchungen darüber, ob sich die Hennen in den neuen Käfigen besser fühlen würden. Da müsste man doch die Hennen befragen, aber damit gibt es gewisse Probleme."

    Ein höchst philosophischer Ansatz, wenn auch nicht ernst gemeint, so doch ganz im Sinne der Eierproduzenten. Wie etwa der 63-jährigen Wieslawa Baca, die sich Verhältnisse wie vor 40 Jahren wünscht. Da sagt die alte Bäuerin, habe noch der Landwirt im Vordergrund gestanden und nicht seine Tiere.