Proteste
Politikwissenschaftler spricht von neuem Phänomen des Antisemitismus an US-Eliteuniversitäten

Die landesweiten Hochschulproteste in den USA gegen die israelische Regierung sind für den Politikwissenschaftler Stephan Bierling Ausdruck von Antisemitismus vor allem an den Elite-Universitäten des Landes. An den Hochschulen verbündeten sich radikale, linke Kräfte mit einer wachsenden muslimischen Gemeinde und arabischstämmigen Menschen.

13.05.2024
    USA, New York: Lehrkräfte und Mitarbeiter der Columbia University versammeln sich auf dem Campus in Solidarität mit protestierenden Studenten, die gegen die Investitionen der Universität in Israel demonstrieren.
    Proteste an US-Unis (Stefan Jeremiah/FR171756 AP/AP/dpa)
    Zudem träten arabische Staaten an vielen der Elite-Universitäten als Großspender auf und bestimmten damit die Agenda. Bierling sprach im Deutschlandfunk von einem neuen Phänomen. Traditionell seien die USA für Juden ein äußerst sicheres Land, antisemitisch sei nur ein kleiner Teil der äußersten Rechten gewesen. Nun erlebten die USA einen Antisemitismus durch Linke und durch neue Einwanderer aus den arabischen Staaten, von denen viele christlich seien, sich aber stark mit den Palästinensern identifizierten. Zudem gebe es eine größer werdende, sehr heterogene muslimische Gemeinde.

    "Antizionistisches Biotop"

    Der Professor für internationale Politik an der Universität Regensburg kritisierte die Professorenschaft an den US-Eliteunis als stark ideologisiert. "Da hat sich ein bestimmtes, linkes, antizionistisches Biotop angesiedelt", sagte Bierling. Die Professoren verbündeten sich mit Studenten, die von der Historie des Nahost-Konflikts völlig "unbeleckt" seien. Bierling sprach von einer "woken Ideologie", die Israel auf der Seite der Unterdrücker sehe. Beim Antisemitismus träfen sich extreme Linke, extreme Rechte und Islamisten.

    Großspenden arabischer Staaten

    Bierling machte auf Großspenden arabischer Staaten an amerikanische Elite-Universitäten aufmerksam. Vor allem Katar investiere dort viel Geld. "Und die wollen über bestimmte Forschungszentren ihre ideologischen Vorgaben mitbringen", sagte der Politikwissenschaftler. Es gebe auch viele arabische Studenten an den diesen Universitäten, sie seien "Mitträger dieses antisemitischen Aufwallens".
    Die Hochschulproteste in den USA gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen halten seit mehreren Wochen an. Die Demonstranten fordern von den Universitäten, ihre finanziellen und wirtschaftlichen Verbindungen zu Israel zu kappen. Israel-Unterstützer haben antisemitische Vorfälle während der Proteste angeprangert.
    Diese Nachricht wurde am 13.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.